Das Spiel mit den Grenzen 

Einheit | Hintergrund/ Grundsatz
Einheit | Hintergrund/ Grundsatz

Das Spiel mit den Grenzen 

Materialart: Hintergrund/ Grundsatz
Zielgruppen: Kinder/ Pre-Teens (10-13 Jahre), Kinder, Kinder (7-11 Jahre)
Einsatzgebiete: Freizeiten, Gruppenstunde, Schulung
Verband: Deutscher EC-Verband
Redaktion: JUMAT
Zeitbedarf: - Min.
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Macht ihr auch im Gruppenalltag immer wieder Spiele rund um Grenzen?
Ihr wisst, was ich meine, so etwas wie diese zwei Spiele hier: 

Ab zur Grenze! 

Alle Kinder stehen am Start (z.B. einer Zimmerwand). Ein Kind stellt sich nach ein paar Metern an einer Grenze (Tesakrepp-Linie) auf und bestimmt, auf welche Art alle anderen Kinder diese Grenze überqueren dürfen (Rückwärtsgehen, hüpfen, Spinnengang,…). Das Kind, das am schnellsten über die Grenze gekommen ist, darf als nächstes bestimmen, wie sich die Kinder über die Grenze bewegen müssen.  

Grenzgänger 

Drei Kinder werden als Fänger bestimmt, die sich nur auf der Grenze (Mittellinie) hin und her bewegen dürfen. Die restlichen Kinder stehen auf einer Raum-Hälfte und wechseln auf das Kommando des Mitarbeitenden hin die Seite; sie müssen versuchen, über die Grenze zu kommen, ohne dabei abgeschlagen zu werden. Wird jemand an der Grenze abgefangen, muss er vorher vereinbarte Aufgaben absolvieren (10 Kniebeugen, 3x um einen Stuhl rennen…). 

Grenzen sind etwas, das Spannung ins Spiel bringt. Das dachten wir schon als Kinder, als wir mit Kreide ein großes Straßennetz auf den Hof gemalt haben. Dabei wurden auch immer zwei bis drei Grenzen eingezeichnet und dazu Grenzwächter benannt, die laut „Stopp!“ rufen mussten, wenn man mit seinem Roller, Gokart oder den Rollschuhen in den nächsten Bereich einfuhr. Manchmal hielt man gerne, um kurz „Hallo!“ zu sagen, aber manchmal wollte man einfach nur mit Karacho über die Grenzen fahren; wenn sich der Grenzwächter dann lauthals ärgerte, fand man es besonders lustig. 

Weniger lustig ist manchmal allerdings, wenn man als Mitarbeitender einer Kinder- oder Jungschargruppe Grenzwächter sein muss. In unserem Alltag sind dann keine weiße Kreidelinien aufgemalt, die wir hüten müssen- aber wir haben sie, die Grenzen, die Werte in unserer Gruppe, die das Miteinander und unser Nervenkostüm schützen. 

Könnt ihr drei Werte oder Regeln nennen, die bei euch gelten?  

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Bei uns gilt z.B.: Wir  

  • gehen freundlich miteinander um  
  • reden nacheinander, nicht durcheinander 
  • klettern nicht über den Gemeindehaus-Zaun 

Solche Grenzen geben der Gesamtgruppe Orientierung und zeigen dem einzelnen Kind seinen Handlungsspielraum auf. Wichtig finde ich immer: lasst uns – auch gerne zusammen mit den Kindern! -überlegen, welche Regeln, welche Grenzen für den Gruppen-Alltag wichtig sind. Meist reichen maximal 5 „goldene“ Regeln. Hilfreich ist, wenn die Regeln kurze und klare Statements sind, die man sich gut merken kann und die auf einem Plakat im Raum hängen. Vielleicht malen die Kinder ja die Symbole zur jeweiligen Regel? 

Und dann passiert es trotzdem: die liebe- und sinnvoll von euch festgelegten Grenzen werden von einem der Kinder mit Karacho übertreten. Mal lachend, um die Reaktion des Mitarbeitenden auf die Grenzübertretung herauszufinden, mal wütend, weil es sich über ein anderes Kind ärgert- und oft mit viel Temperament. Meist passiert das dann, wenn ein Kind den Drang nach eigener Freiheit und eigenen Regeln hat und dabei nicht merkt, dass es die Grenzen anderer verletzt. 

Aber wie reagieren wir auf solche Grenzüberschreitungen?  

Erfahrungsgemäß macht es keinen Sinn, in zugespitzten Situationen auf das Verhalten der Kinder mit Wortfülle und aggressivem Ton zu reagieren. Auch wenn unsere Nerven in so einer Situation vielleicht kurz blank liegen, müssen wir zwischen zwei Sachen unterscheiden: zwischen dem momentanen Verhalten des Kindes, das ich gerade absolut nicht akzeptieren kann und der Person, die ich grundsätzlich wertschätze und respektiere, weil sie von Gott geliebt ist. 

Hilfreich ist deshalb eine klare, körperliche Präsenz – die aber nie bedrohlich ist. Strahle Sicherheit aus und suche den Blickkontakt des Kindes. Versuche, noch einmal tief ein-und auszuatmen und sprich dann mit fester Stimme. Gib klare Grenzansagen, z.B. „Stopp, bleib stehen! oder „Halt! Das tut weh!“. Wenn wir nur „Nein!“ sagen, ist das nicht so hilfreich, wie wenn wir gleich eine verständliche Handlungsanweisung oder Mini-Erklärung dazu geben. Vieles, was uns Mitarbeitenden selbstverständlich erscheint, ist für Kinder in einer heißen Phase gar nicht so klar: dass es gefährlich ist, wenn man beim wilden Durch-den Raum-Rennen einen Stuhl umwirft und dabei dem Nächsten ans Schienbein donnert, dass das Fenster zerbricht, wenn man einen Tennisball dagegen wirft…. 

Übrigens: mit positiven Formulierungen erhöhst du die Empfangsbereitschaft beim Kind extrem. Sag dem Kind, was es tun soll und nicht das, was es nicht tun soll. Wenn ihr beispielsweise bei einem Ausflug unterwegs seid, sagt „Wir bleiben auf dem Gehweg“ und nicht „Wir gehen nicht auf der Straße“. So funktioniert unser Gehirn einfach, es verarbeitet „Nein!“- Sätze nicht gut. Du kennst das vielleicht: wenn ich zu dir sage: „Denke nicht an einen grünen Elefanten!“, dann tust du trotzdem genau das. Positive Sprache fördert positives Handeln. Ich merke allerdings, dass das etwas ist, das man trainieren muss, das negative Formulieren liegt uns als Mitarbeitenden deutlich näher. Probiere doch mal aus: was sagst du, wenn ein Kind auf seinem Stuhl hin und herzappelt und andere ablenkt? Zuerst will man ja eigentlich sagen: „Kippel mal nicht mehr mit dem Stuhl. Nie kannst du ruhig sitzen!“ Wie wäre es mit: „Setze dich bitte richtig auf den Stuhl. Dann kannst du wieder gut zuhören.“? 

Bei Grenzverletzungen geht es auch immer mal wieder um das Thema Konsequenzen. Konsequenzen sind keine Strafen, sondern eine Sache, die immer eng mit dem Regelverstoß in Zusammenhang stehen. Konsequenzen sollen nie ein Kind beschämen, beleidigen oder verletzten; sie sollen dem Kind helfen, die Sinnhaftigkeit einer Grenze besser zu verstehen und eine Sache – nach Möglichkeit- mit eigenen Kräften wieder in Ordnung zu bringen. Wer etwas kaputt macht, muss dies ersetzen oder reparieren, wer etwas schmutzig macht, macht es auch wieder sauber. Gut ist, wenn man diese Dinge in Ruhe mit dem Kind zusammen überlegt und hört, auf welche konstruktiven, kreativen Ideen es selbst kommt. 

Wenn wir so mit unseren Kindern unterwegs sind, erleben sie, dass wir sie sehen, ernst nehmen und wertschätzen. Das ist grundsätzlich wertvoll für die Beziehung, die wir miteinander haben und hilft, dass der Ablauf in der Gruppe klarer und stressfreier für alle Beteiligten wird. 

Diesen Artikel findet ihr auch in der Zeitschrift KIMAT (Ausgabe 2-2024) beim Gnadauer Gemeinschaftsverband: KiMat Mitarbeiterheft 2-2024 (EINZELHEFT) – Gnadauer Verband

  • Autor / Autorin: Ruth Scheffbuch
  • © Deutscher EC-Verband
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