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Materialart: | Bibelarbeit |
Zielgruppen: | Jugendliche (15-19 Jahre), Junge Erwachsene (18+), Studenten |
Einsatzgebiete: | Gruppenstunde, Predigtvorbereitung |
Verband: | |
Redaktion: | |
Zeitbedarf: | 45-60 Min. (Vorbereitung: 15-45 Min.) |
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Paulus hat diesen Brief für eine Gemeinde geschrieben, die er noch nicht persönlich kannte, von der er aber schon einiges gehört haben muss. Außerdem plante er den Besuch der Gemeinde in Rom (vgl. Kap. 15). Der Römerbrief ist vielleicht auch daher ein sehr umfassender Brief, der viele verschiedene Themen anreißt. Ab Kapitel 12 geht es um die Gestaltung des „neuen“ Lebens in der Nachfolge Christi. Wie wird Gottes Gnade an den Menschen der Gemeinde im Leben sichtbar? Eine Facette davon ist der Dienst in der Gemeinde und damit auch der Text, der dieser Bibelarbeit zugrunde liegt.
Ausgehend von den Versen 4 und 5 hält Paulus fest, dass Gemeinde Gottes wie ein Leib funktioniert. Dieses Bild beinhaltet auf der einen Seite den Zuspruch der Entlastung: „Ich muss nicht alles leisten“. Aber auf der anderen Seite auch den Anspruch: „Ich muss meinen Anteil leisten“. Für die Antwort auf die Frage: „Was ist mein Anteil?“ öffnet Paulus mit unseren Versen 6-8 einen gewissen Horizont, indem er einige Gaben nennt. Paulus hat hier aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Im Korinther- und Epheserbrief nennt er zum Teil andere Gaben. Des Weiteren hält er fest: „Wir haben ganz verschiedene Gaben“ (V. 6 nach GNB). Die Gaben sind da. Wir müssen sie nicht erarbeiten, sondern sie sind einfach da.
In Vers 6 hält Paulus gleich für ihn wesentliche Grundannahmen fest.
Zu 1: Gaben tauchen im Neuen Testament an drei Stellen in den Paulinischen Briefen auf: im Korinther-, im Epheser- und im Römerbrief. In den meisten deutschen Bibelübersetzungen steht hier das Wort „Gabe“. Im griechischen Original finden wir dagegen drei unterschiedliche Worte mit unterschiedlichen Akzenten. In unserem Text heute ist von „Charisma“ die Rede. Dieses Wort lässt sich u. A. mit „Geschenk“ übersetzen. Gott beschenkt seine Gemeinde mit Geschenken, die besondere Handlungen, Motivationen und Einblicke ermöglichen.
Zu 2: Diese Geschenke bekommen wir aus Gnade. Sie sind unverdient. Ich kann sie nur empfangen und kann sie mir nicht über (geistliche) Leistungen erarbeiten. Manche Theologen gehen sogar so weit, dass auch Menschen, die nicht in einer bewussten Beziehung mit Jesus leben, Gaben haben können. Sie haben vielleicht nur (noch) nicht erkannt, wer ihnen die Gabe mit welchem Ziel geschenkt hat. Dieser Gedanke passt zwar nicht zu allen Gaben, aber zu vielen. Die Vorstellung, dass Gott mehr als nur die Christen begabt hat, ist gerade im Licht der Gnade durchaus denkbar.
Ein Blick auf die hier genannten Gaben:
Gabe der prophetischen Rede:
Biblische Prophetie ist keine Wahrsagerei oder Zukunftsvorhersage. Vielmehr geht es darum, Gottes Willen oder Gedanken für eine konkrete Situation zu erkennen und mögliche Folgen für die Gemeinde oder Einzelne aufzuzeigen. Diese Impulse stehen immer im Einklang mit Gottes Wort und daher ist es in den allermeisten Gemeinden üblich, das Prophetische Eindrücke durch andere Gemeindemitglieder geistlich geprüft werden, bevor sie laut ausgesprochen werden. Auch an dieser Stelle gilt: Begabte Gemeindemitglieder sind nicht vor falschen Eindrücken gefeit, da unser Menschsein göttliche Eindrücke immer auch färben kann.
Gabe des praktischen Dienstes:
Christen sollen einander dienen. Aber manche Christen haben den praktischen Dienst besonders auf dem Herzen. Gott hat ihnen hier eine besondere Motivation geschenkt.
Gabe des Lehrens:
Hier sind Menschen gemeint, die zum einem von sich heraus gerne lehren, die aber zum anderen auch so sprechen, dass das Gesagt auch wirklich bei den Zuhörern ankommt.
Gabe der Seelsorge / Ermutigung:
Bei manchen Menschen fällt es mir leichter, mich zu öffnen als bei anderen. Vielleicht, weil mein Gegenüber besonders gut zuhört und mir ein besonderes Gefühl der Annahme vermittelt. Diese Menschen nehmen sich gerne die notwendige Zeit.
Bei den letzten drei Gaben wird bereits ein wesentlicher Punkt deutlich: Dienen, Lehren und Seelsorge / Ermutigung sind eigentlich Aufgaben, die jeden Christen betreffen. Hier gibt es erstmal relativ wenig Ausreden. Aber manche Menschen scheinen hier ein besonderes Herz und eine besondere Befähigung zu haben. Sie sind möglicherweise hier begabt.
Gabe des Gebens / der materiellen Unterstützung:
Auch hier gilt das vorher Gesagte: Der 10te Teil als Gabe für Gott findet sich als allgemeine Ansage für die Nachfolger Gottes. Manche Menschen geben aber auch von sich heraus mehr.
Gabe der Leitung / Verantwortung:
Manchen Menschen fällt es leichter, Verantwortung zu übernehmen und damit Leitung zu wagen. Auch was das Leiten betrifft, lässt sich manches lernen, jedoch gilt, dass manche Menschen eine Begabung als Leiter haben und damit vielleicht auch eine natürliche Autorität.
Gabe der Barmherzigkeit / des Kümmerns:
Die ersten Gemeinden zeichneten sich dadurch aus, dass Menschen mit vielen verschiedenen Hintergründen und Prägungen zusammengekommen sind. Hier braucht es Menschen, die Brückenbauen und den Einzelnen in den Blick nehmen mit seinen Fragen und Herausforderungen. Menschen mit dieser Begabung haben hier ein besonders weites Herz von Gott geschenkt bekommen, das ihnen hilft, leichter zu verbinden und zu integrieren als das bei anderen der Fall ist.
Paulus war wohl daran gelegen, den Grundcharakter der Gaben deutlich zu machen. Nicht umsonst betont er den Gnaden- und Geschenkaspekt. Gaben haben nichts mit Leistung, Position und persönlicher Profilierung zu tun, sondern mit Dienst an und in der Gemeinde. Aber es ist genauso nicht etwas Besonderes oder Exklusives, sondern ein Teil des geistlichen Lebens, der seinen Platz in der Gemeinde hat.
Konkret für heute gesagt: Auch in der heutigen Gemeinde hat Gott aus Gnade Gaben geschenkt. Glaube ich das? Kommt das in meiner Gemeinde, meiner Jugendarbeit vor? Ist mir persönlich bewusst, dass Gott auch mich begabt haben könnte?
Das Thema Gaben im Allgemeinen war lange Zeit ein Nischenthema der pfingstlerisch-charismatischen Gemeindeszene und auch heute tun sich manche pietistisch-evangelikal geprägte Gemeinden schwer mit dem Thema. Dieses Problem ist aber nicht Paulus´ Problem und auch nicht Gottes Problem, sondern ein zutiefst menschliches Problem. Gerade wenn es um Gaben geht, die den Bereich des Übernatürlichen oder des Wundersamen streifen, wie Prophetische Rede oder Heilung (vgl. 1. Kor 12), schwingen ganz schnell alle möglichen Emotionen von Faszination bis Angst mit. Diese Gefühle darf und soll man ernst nehmen, aber man sollte dort nicht stehen bleiben.
Zwei mögliche Schritte wären denkbar, um sich dem Thema zu nähern: Da die Gaben ganz stark auch mit einer inneren Motivation zusammenhängen, könntest du dich ganz persönlich fragen: Wo hat Gott dir eine besondere Leidenschaft aufs Herz gelegt? Was machst du besonders gerne für Gott? Wo muss man dich nicht erst groß motivieren? Vielleicht kannst du aus den Antworten auf diese Fragen ein Muster erkennen, dass Rückschlüsse auf eine Begabung zulässt. Als Jugendkreis oder Hauskreis könnt ihr euch auch gegenseitig Feedback gaben. Was seht ihr in den anderen?
Ein alternativer Ansatz wäre, dass man als Gruppe oder allein einen Gabentest macht. Zwei Gedanken dazu: Zum einen steht hinter jedem Gabentest eine bestimmte Theologie. Daher wird es an dieser Stelle auch keine Empfehlungen geben, da je nach gemeindlichem Background ein Test mehr oder weniger passt. Nur so viel: Es gibt auch kostenlose Gabentests im Internet, z. B. von Campus für Christus. Die sind von der Qualität nicht schlechter als gekaufte im Buchformat.
Zum anderen kurz etwas zur Testmechanik aller Gabentests: Auch wenn die Gabentests suggerieren, dass das Ergebnis bedeutet, dass man eine Gabe hat, muss das nicht zwingend so sein. Alle Gabentests fragen Erfahrungen und Haltungen ab, die der Tester in der Vergangenheit gemacht hat oder die ihn geprägt haben. Das korrekte Ergebnis wäre also, zu sagen: Weil du in der Vergangenheit folgende Erfahrungen gemacht hast, ist es möglich, dass bei dir eine Begabung vorliegt. Es ist aber keine Garantie. Grund hierfür findet sich in 1. Korinther 12,11: Der Geist Gottes gibt die Gaben, wie er will. Es liegt nicht an mir und ich kann es nicht festhalten. Lohnen kann sich ein Gabentest aber trotzdem. Die Erwartungshaltung muss nur angemessen sein.
In der Gemeinde reden wir gerne von gabenorientierter Mitarbeit. Kennst du deine Gaben, dann kennst du auch deinen Platz in der Gemeinde. Persönliche Reflexion und auch ein Test können hier in die Spur helfen, allerdings gehört Ausprobieren auch dazu. Die Gabenaufzählungen in den Paulusbriefen sind exemplarisch. Gott kann dir auch Gaben geschenkt haben, die noch nicht in der Bibel erwähnt wurden. Videotechnik gab es noch nicht bei Paulus, aber vielleicht besitzt du ja gerade in diesem Bereich eine Gabe. Die Message von Paulus lautet: Die Gemeinde braucht dich – also schau du, was dein Platz (und deine Begabung) ist.
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