Der Herr ist wahrhaftig auferstanden! Ein Stundenentwurf zu den Emmausjüngern

Einheit | Bibelarbeit
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Der Herr ist wahrhaftig auferstanden! Ein Stundenentwurf zu den Emmausjüngern

Materialart: Bibelarbeit
Zielgruppen: Jugendliche (15-19 Jahre), Junge Erwachsene (18+), Studenten
Einsatzgebiet: Gruppenstunde
Verband: Deutscher EC-Verband
Redaktion: echt.
Zeitbedarf: 30-60 Min. (Vorbereitung: 10-20 Min.)
Bibelstelle: Lukas 24,13-24,35 anzeigen
Bibelstelle
Lukas 24,13-24,35

Die Emmausjünger

(Mk 16,12-13)

13Und siehe, zwei von ihnen gingen an demselben Tage in ein Dorf, das war von Jerusalem etwa sechzig Stadien entfernt; dessen Name ist Emmaus. 14Und sie redeten miteinander von allen diesen Geschichten. 15Und es geschah, als sie so redeten und einander fragten, da nahte sich Jesus selbst und ging mit ihnen. 16Aber ihre Augen wurden gehalten, dass sie ihn nicht erkannten.

17Er sprach aber zu ihnen: Was sind das für Dinge, die ihr miteinander verhandelt unterwegs? Da blieben sie traurig stehen. 18Und der eine, mit Namen Kleopas, antwortete und sprach zu ihm: Bist du der Einzige unter den Fremden in Jerusalem, der nicht weiß, was in diesen Tagen dort geschehen ist? 19Und er sprach zu ihnen: Was denn? Sie aber sprachen zu ihm: Das mit Jesus von Nazareth, der ein Prophet war, mächtig in Tat und Wort vor Gott und allem Volk; 20wie ihn unsre Hohenpriester und Oberen zur Todesstrafe überantwortet und gekreuzigt haben. 21Wir aber hofften, er sei es, der Israel erlösen werde. Und über das alles ist heute der dritte Tag, dass dies geschehen ist. 22Auch haben uns erschreckt einige Frauen aus unserer Mitte, die sind früh bei dem Grab gewesen, 23haben seinen Leib nicht gefunden, kommen und sagen, sie haben eine Erscheinung von Engeln gesehen, die sagen, er lebe. 24Und einige von denen, die mit uns waren, gingen hin zum Grab und fanden’s so, wie die Frauen sagten; aber ihn sahen sie nicht.

25Und er sprach zu ihnen: O ihr Toren, zu trägen Herzens, all dem zu glauben, was die Propheten geredet haben! 26Musste nicht der Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen? 27Und er fing an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in allen Schriften von ihm gesagt war. 28Und sie kamen nahe an das Dorf, wo sie hingingen. Und er stellte sich, als wollte er weitergehen. 29Und sie nötigten ihn und sprachen: Bleibe bei uns; denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt. Und er ging hinein, bei ihnen zu bleiben.

30Und es geschah, als er mit ihnen zu Tisch saß, nahm er das Brot, dankte, brach’s und gab’s ihnen. 31Da wurden ihre Augen geöffnet, und sie erkannten ihn. Und er verschwand vor ihnen. 32Und sie sprachen untereinander: Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Wege und uns die Schrift öffnete?

33Und sie standen auf zu derselben Stunde, kehrten zurück nach Jerusalem und fanden die Elf versammelt und die bei ihnen waren; 34die sprachen: Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und dem Simon erschienen. 35Und sie erzählten ihnen, was auf dem Wege geschehen war und wie er von ihnen erkannt wurde, da er das Brot brach.

Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

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Wie muss es sich als Jünger Jesu wohl angefühlt haben, wenn der eigene Meister und vermeintliche Messias zu Grabe getragen wird und mit ihm auch alle Hoffnungen beerdigt sind? Und wenn sich dann auch noch die Kunde verbreitet, das Grab sei leer und er lebe?

Es ist nicht verwunderlich, dass uns das Lukasevangelium diese Situation ausführlich schildert. Als „Geschwätz“ wird die frohe Botschaft des leeren Grabes bezeichnet und Unglaube ist das einzige, womit die Jünger auf diese Situation reagieren (vgl. Lk 24,11). Eine Reaktion auf das Evangelium, die wir auch 2000 Jahre später nur allzu gut aus unserem eigenen Umfeld kennen.

Darin liegt wohl das größte Mysterium: Was bewirkt eigentlich den Glauben? Alle Evangelisten der Heiligen Schrift sind sich einig: Die Begegnung mit dem auferstandenen Christus ist der Ausgangspunkt allen Glaubens. Das mag zwar stimmen, ist für unseren Alltag aber weniger praktikabel. Die Emmauserzählung nimmt diese Erfahrung ernst. Es ist eine spannende Geschichte von zwei Jüngern, die auf dem Weg mit Jesus sind und unterwegs vom Unglauben zum Glauben, von Unkenntnis zur Erkenntnis und von tiefer Enttäuschung zu neuer Hoffnung gelangen.

1. Erklärungen zum Text

Die Emmauserzählung ist die zweite von drei Auferstehungserzählungen des Lukasevangeliums. Die erste handelt von den Frauen am Grab, denen ein Engel erscheint. Der dritte und letzte Auferstehungsbericht, mit dem das Evangelium schließt, ist die Erscheinung Jesu vor den Jüngern. Während wir diese beiden Berichte in ähnlicher Form auch bei den anderen Evangelisten finden können, handelt es sich bei der Emmausbegebenheit um lukanisches Sondergut. Die gesamte Erzählung ist vollgespickt mit theologischen Inhalten. Man spricht auch von „narrativer Theologie“, tiefgründige Theologie verpackt in eine Erzählung, dabei werden einige Fragen aufgeworfen:

Warum erkennen die Jünger Jesus nicht? (V. 16)

Die Antwort auf diese Frage ist nicht ganz einfach – natürlich ist es gut vorstellbar, dass sie Jesus für tot hielten und darum gar nicht mit ihm gerechnet haben. In der Lutherübersetzung wird aber doch recht wörtlich übersetzt, den Jüngern würden die „Augen gehalten“. Das ist eine passive Formulierung, die üblicherweise als göttliches Passiv (passivum divinum) Gott als handelnde Person vorsieht. Ob dadurch ausgesagt werden soll, dass Gottes Gnade über Glauben und Unglauben entscheidet oder aber schlicht erzählerisch ausgedrückt werden soll, dass die beiden Jünger nicht erkannt haben, bleibt offen.

Warum verschwindet Jesus einfach? (V. 31)

Gerade dann, wenn es interessant wird und die Jünger Jesus erkennen, verschwindet er. Warum das so ist, müssen wir der Erzählung nach erstmal unbegründet so hinnehmen. Theologisch könnte aber so einiges dahinterstecken: Obwohl Jesus der Gast ist, teilt er das Brot aus und dankt dafür, was eigentlich dem Gastgeber vorbehalten ist. Die Szenerie erinnert stark an das Abendmahl. Wenn Jesus das Brot austeilt und verschwindet, meint das vielleicht, dass er sich im Brot selbst hingibt, also etwas im Abendmahl sehr wohl realpräsent ist, obwohl er nicht sichtbar ist.

Was hat es mit Simon auf sich? (V. 34)

Wie aus heiterem Himmel ist in Vers 34 plötzlich von Simon die Rede, der sonst überhaupt nicht in Erscheinung getreten ist. Gemeint ist damit Simon Petrus, der bereits am Anfang des Kapitels auftritt, dem aber Jesus wohlgemerkt nicht erscheint – er sieht lediglich das leere Grab!

Der Evangelist Lukas greift hierbei auf die älteste christliche Auferstehungsformel (vgl. 1Kor 15,3-8) zurück, der nach Petrus als erstes den auferstandenen Christus gesehen haben soll. Um dieser Tradition nicht zu widersprechen und weil Lukas selbst wahrscheinlich auch keinen Bericht davon vorliegen hatte, streut er diese Information ganz beiläufig ein.

2. Bedeutung für heute

Die Erzählung der Emmausjünger zeigt eindrucksvoll, was es bedeuten kann, mit Jesus auf dem Weg zu sein. Jüngersein bedeutet eben nicht immer nur, Feuer und Flamme für das Reich Gottes zu sein, sondern dazu gehören auch Zweifel, Enttäuschungen und Verblendungen, die wir auch in der Erzählung wiederfinden können. Wie bereits erwähnt, trieft der Text nur so von theologischen Inhalten, die sich vielleicht wie folgt ordnen lassen:

Christusverständnis (Christologie)

Die Enttäuschung der Jünger hängt eng damit zusammen damit, welches falsche Bild sie von Jesus hatten: Sie dachten, er sei ein allein auf Israel beschränkter, weltlicher Befreier von den Römern. Das ist auch das, was sie unter „Messias“ bzw. „Christus“ verstanden. Weil Jesus aber so früh starb, konnte er „nur“ ein Prophet gewesen sein. Jesus lehnt im Gespräch den griechischen Titel Christus nicht ab, füllt ihn aber ganz neu mit Leben, wonach sein Leiden und Sterben nicht sein Ende darstellen, sondern die Voraussetzung zur Verherrlichung. Jesus bezeichnet sich hier wohlgemerkt selbst als den Christus.

Schriftauslegung (Hermeneutik)

Für die meisten Christen mag das wohl selbstverständlich sein: Das Neue Testament löst das Alte Testament nicht ab, sondern führt es fort. Sonst könnten wir auch einfach nur das Neue Testament als Glaubensgrundlage nehmen – diese Idee gab es nur zu oft in der Kirchengeschichte. Wenn Jesus in den Versen 25-27 den Jüngern aber im Alten Testament von sich selbst erzählt, ist klar, dass wir Christus und dessen Ankündigung bereits im Alten Testament finden können.

Das Alte Testament ohne das Neue ist unvollständig, das Neue ohne das Alte Testament unverständlich, weil wir sonst nicht verstehen, wer Jesus wirklich war.

Grund des Glaubens

Interessant an der ganzen Erzählung ist ja vor allem, wie die Jünger zu „neuem“ Glauben finden. Was den Glauben bewirkt, darüber kann viel gestritten werden. Theologisch korrekt ist, dass Gott ihn schenkt und es kein menschliches Werk ist. Das ist aber für die Praxis oftmals ernüchternd, wenn man so viel in Veranstaltungen investiert, die zum Glauben einladen sollen. Auch die Erzählung bleibt sehr schwammig, warum die Jünger im wahrsten Sinne des Wortes „umkehren“. Sie nennt aber einige Umstände, die irgendwie damit zusammenhängen: Begegnung und Gemeinschaft mit Jesus, die Heilige Schrift und wenn man so will auch das Abendmahl im weitesten Sinne.

3. Methodik für die Gruppe

Einstieg

Das Thema Auferstehung kann sehr herausfordernd sein. Vor allem bietet es als zentrales Glaubensereignis viel Angriffsfläche für Anfragen und Zweifel. Diese dürfen nicht unterdrückt werden, sondern müssen auch formuliert werden dürfen. Vorneweg könnten zweierlei Fragen in Anlehnung an die vorausgehende Erzählung thematisiert werden:

  1. Das Grab ist leer. Wie würde ich darauf reagieren? (vgl. Lk 24,5.12)
  2. Die Frauen berichten, Jesus sei auferstanden. Kann ich das glauben? (vgl. Lk 24,11)

Mit diesen beiden Fragen ließe sich unter Umständen auch schon eine ganze Gruppenstunde füllen – hier soll es nur thematisch triggern. Die Emotionen aus dem Einstieg können mit in die Emmauserzählung genommen werden und spiegeln womöglich in etwa wider, wie sich die Jünger gefühlt haben.

Fragen zum Bibeltext

  • Ist für euch alles verständlich? Versucht Unklarheiten zu klären!
  • Versetzt euch in die Situation der beiden Jünger. Könnt ihr nachvollziehen, wie es ihnen geht?
  • Die Jünger erklären dem Unbekannten, wer Jesus gewesen sein soll. Würdet ihr dieser Ausführung zustimmen? Was stört Jesus wohl daran?
  • Jesus erklärt den Jüngern von der Schrift her, also vom Alten Testament, wie die Ereignisse zu beurteilen sind. Worauf wird er wohl Bezug nehmen? Welche Stellen im Alten Testament kommen euch in den Sinn?
  • Die Jünger kommen am Schluss zum Glauben und verstehen, dass Jesus bei ihnen war. Was hat diesen Glauben der Erzählung nach wohl bewirkt? Kann man das so einfach sagen?

Zur weiteren persönlichen Vertiefung können auch die Fragen von den Stationen genutzt werden.

Stationen

Der Weg der Jünger mit Jesus bietet sich hervorragend an, um eine Vertiefung in Form von Stationen anzubieten, in der sich nochmal jeder selbst Gedanken über seinen eigenen Weg mit Jesus machen kann. Hier findet ihr vier mögliche Stationen, die sicherlich auch ergänzt und verändert werden können:

Ausgangslage: Enttäuschung

Die schmerzliche Erfahrung, im Glauben enttäuscht zu werden, dürfte vielen vertraut sein: Man betet und nichts passiert, man hofft und es trifft nicht ein, man macht alles richtig und wird doch nicht verschont. Enttäuschungen gehören zum Glauben dazu.

Die Ausgangslage der Emmausjünger ist ebenfalls von Enttäuschung geprägt. Zwar wissen wir nicht allzu viel von den beiden Jüngern, aber sie waren im weitesten Sinne Teil des Jüngerkreises. Sie haben also vieles mit Jesus erlebt: Gemeinschaft, Predigten, Wunder. Und als Jesus nun am Kreuz stirbt, bricht für sie eine Welt zusammen. Ihr Bild von Jesus deckt sich in dieser Situation nicht mit der Wirklichkeit. Im Dialog zwischen Jesus und den beiden zeigt sich das ganz gut: Sie sahen in Jesus einen irdischen Messias, der Israel befreien würde. Sie dachten, er sei „nur“ ein Prophet Gottes. Doch dieses Bild wurde schmerzhaft enttäuscht und musste korrigiert werden.

  • Wer ist Jesus Christus für mich?
  • Welches Bild habe ich von ihm?
  • Wo wurde/ werde ich enttäuscht?
  • Benötigt mein Bild eine Korrektur?

Ausgangslage: Zweifel

Wie kann man an etwas glauben, was man nicht sieht? Warum machen immer andere die krassen Glaubenserfahrungen und nicht ich? Es gibt genug, woran man im Glauben zweifeln könnte, dabei gehören Zweifel unweigerlich zum Glauben dazu.

Auch die Jünger in unserem Erzählabschnitt zweifeln. Sie haben den Bericht der Frauen am leeren Grab, dass ihnen ein Engel erschienen und Jesus auferstanden sei. Sie halten das aber für „Geschwätz“ und wollen den Frauen nicht glauben (V. 11). Sie wollen es selbst sehen und erleben, ehe sie glauben können.

  • Woran zweifle ich?
  • Womit tue ich mich im Glauben schwer?

Unterwegs mit Jesus

Die Jünger hatten allen Grund, die Sache mit Jesus einfach fallen zu lassen. Aber Jesus nähert sich den Jüngern und geht den Weg mit ihnen gemeinsam. Er ist bei ihnen, obwohl sie davon selbst nichts wissen und ihn auch nicht dazu aufgefordert haben. „Bleibe bei uns“ – die Jünger laden den unbekannten Jesus zu sich nach Hause ein, wo sie erst erkennen, wer er eigentlich ist.

  • Wo befinde ich mich gerade auf dem Weg mit Jesus?
  • Bin ich noch unterwegs oder habe ich ihn zu mir eingeladen?
  • Ist er für mich fremd oder ein bekannter Wegbegleiter?

Glauben und bekennen

Bis die Jünger wieder zu neuer Hoffnung und zum Glauben finden, muss vieles passieren. Jesus begegnet ihnen, erklärt ihnen die Heilige Schrift und er hat Gemeinschaft mit ihnen beim Abendessen. Erst dann erkennen sie Jesus. Schließlich können sie bekennen: „Der Herr ist wahrhaftig auferstanden!“.

  • Wie kam ich zum Glauben?
  • Welche Rolle spielte die Bibel dabei?
  • Welche Rolle spielten die Gemeinschaft und Begegnung mit Jesus und anderen Christen?
  • Wie sähe mein Bekenntnis heute aus?
  • Autor / Autorin: Chris Nathan
  • © Deutscher EC-Verband
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