Von der Freiheit eines Christenmenschen

Einheit | Bibelarbeit
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Von der Freiheit eines Christenmenschen

Materialart: Bibelarbeit
Zielgruppen: Jugendliche (15-19 Jahre), Teens (12-16 Jahre), Junge Erwachsene (18+)
Einsatzgebiete: (Jugend-)Gottesdienst, Gruppenstunde
Verband: EJW - Evangelisches Jugendwerk in Württemberg
Redaktion: der Steigbügel
Zeitbedarf: 60-90 Min. (Vorbereitung: 25-45 Min.)
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Ein erstes Kennenlernen von Luthers Freiheitsbegriff

Einleitung 

Freiheit ist für Jugendliche ein wichtiger Begriff. Was hat Martin Luther zu diesem Thema geschrieben? Eine Auseinandersetzung mit kurzen Originaltexten aus Luthers Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ ist eine interessante Aufgabe. (Es wurde versucht, die Bearbeitung mit den Texten so zu staffeln, dass viele Gruppen einen Zugang finden).

Vorinformationen (Bearbeitung des Textes ist geeignet für eine Gruppengröße von circa 5 – 20 Personen)

Luthers Hauptschrift zur christlichen Freiheit „Vom unfreien Willen“ ist schwer zu lesen. Viel leichter verständlich ist Luthers Büchlein „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ mit den beiden berühmten Sätzen:

These T1: „Ein Christ ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan.“

These T2: „Ein Christ ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“

Je nach Zusammensetzung der Gruppe können verschiedene Möglichkeiten gewählt werden, sich mit Originalzitaten aus Luthers Schrift auseinanderzusetzen.

Die verkürzten Zitate L1 bis L8 (Luther 1 – Luther 8) stammen aus den 30 Abschnitten in Luthers Schrift (zum Nachlesen: L1 stammt aus A3, das heißt aus Abschnitt 3).

Es werden vier einfache Fragen (F1 bis F4) formuliert.

Wichtige Informationen

Luther versteht nach Abschnitt 1 seiner Schrift unter Freiheit die Freiheit, „die einem Christenmenschen Christus erworben und gegeben hat“. Luther spricht auch von der „rechten, geistlichen, christlichen Freiheit“. Luther spricht nicht von der Freiheit, ob sich ein Mensch ein Pferd kaufen soll oder Schmied werden soll oder Ähnlichem.

Luther sagt in Abschnitt 30: „Ein Christenmensch lebt nicht in sich selbst, sondern in Christus und in seinem Nächsten: in Christus durch den Glauben, im Nächsten durch die Liebe. Durch den Glauben fährt er aufwärts zu Gott, von Gott fährt er wieder abwärts durch die Liebe und bleibt doch immer in Gott und der göttlichen Liebe.“

Der in den 1960er Jahren weltberühmte Philosoph Herbert Marcuse hat gesagt, dass es ein „furchtbarer Satz“ von Luther sei, dass „kein äußerlich Ding einen Christenmenschen frei und fromm machen kann“ (vergleiche L1). Ich bin der Überzeugung, dass Marcuse überhaupt nicht verstanden hat, dass Luther die Freiheit im politischen Bereich, in der Leibeigenschaft, in den Besitzverhältnissen usw. in seinem Buch überhaupt nicht interessiert hat!

Die Luthertexte

L1: Hier ist es offenbar, dass kein äußerlich Ding einen Christenmenschen frei und gerecht machen kann. Denn sein Recht sein und seine Freiheit sind nicht von leiblicher und äußerlicher Art. (A3)

L2: Was schadet es der Seele, wenn der Leib gefangen, krank und matt ist, hungert, dürstet und leidet, wie er es nicht gerne wollte?Von diesen Dingen reicht keines bis an die Seele, um sie zu befreien oder zu fangen, gerecht oder böse zu machen. (A3)

L3: Es hat die Seele nichts anderes, weder im Himmel noch auf Erden, worin sie lebt und gerecht, frei und Christ ist, als das heilige Evangelium, das Wort Gottes, von Christus gepredigt. (A5)

L4: Wir müssen dessen gewiss sein, dass die Seele alles entbehren kann, nur nicht das Wort Gottes; und ohne das Wort Gottes ist ihr mit nichts geholfen.

Wenn sie aber das Wort hat, so braucht sie auch nichts anderes mehr, sondern sie hat an dem Wort Genüge, Speise, Freude, Frieden, Licht, Tüchtigkeit, Gerechtigkeit, Wahrheit, Weisheit, Freiheit und alles Gute überschwänglich. (A5)

L5: So will ich einem solchen Vater (Gott), der mich mit seinen überschwänglichen Gütern so überschüttet hat, meinerseits frei, fröhlich und umsonst tun, was ihm wohl gefällt; ich will gegenüber meinem Nächsten auch „eine Art Christus“ werden, wie Christus es mir geworden ist, und will nur noch das tun, wovon ich sehe, dass es ihm nötig, nützlich und heilbringend ist, weil ich doch durch meinen Glauben alles in Christus zur Genüge habe. (A27)

L6: So fließt aus dem Glauben die Liebe und Lust zu Gott und aus der Liebe ein freies, williges, fröhliches Leben, dass ich dem Nächsten umsonst diene. (A 27)

L7: Das heißt dann (wenn der Mensch den Mitmenschen dient und nützlich ist) ein wahrhaftiges Christenleben, und da geht der Glaube mit Lust und Liebe ans Werk. (A 26)

L8: Wer aber nicht an Christus glaubt, dem dient nichts zum Guten: er ist ein Knecht aller Dinge und muss an allen Dingen Anstoß nehmen; obendrein ist sein Gebet Gott nicht wohlgefällig, es kommt auch nicht vor Gottes Augen. (A16)

Fragen

F1: Warum ist Luther der Meinung, dass ein Christ, selbst wenn er nach T1 ein „dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan“ ist, dennoch ein freier Mensch ist?

F2: Was braucht die Seele (= innerer Mensch)?

F3: Warum kann man Luther und den Evangelischen nicht vorwerfen, dass ihnen die „guten Werke“ gleichgültig seien?

F4: Woran kann man zum Beispiel erkennen, dass für Luther die Freiheit (= innere Freiheit = Freiheit des inneren Menschen) aus dem Glauben kommt (der Glaube macht frei!)?

 

Vorschlag 1: Die Wahl des besten Luthertextes

Die Jugendlichen bekommen alle eine Kopie der Texte L1 bis L8.

Eine DIN A3-Kopie ist an einer Tafel befestigt.

a) Zweierteams bilden

– Jede Person liest sich die Texte langsam durch.

– Jede Person liest der Partnerin / dem Partner die Texte halblaut vor.

– Gespräch im Team: „Welcher Text ist für mich am wichtigsten?“

– Kann sich jedes Team auf einen gemeinsamen Vorschlag einigen?

– Notfalls gibt jede Einzelperson eine eigene Wahl ab.

b) Abstimmung

– Jede Person hat einen grünen Punkt erhalten.

– Jedes Team klebt ihre beiden Punkte an einen der Texte L1 bis L8 bzw. je einen Punkt an zwei verschiedene Texte.

c) Auszählung

– Welcher Text hat „gewonnen?“

d) Rückfragen

– Wer begründet kurz seine Wahl des „Siegertextes“?

– Warum hat zum Beispiel der Text L3 (XY) so wenig Stimmen erhalten?

– Worin würden sich Luthers Aussagen mit eurem Verständnis von Freiheit berühren, wo würden sie im Widerspruch stehen?

Idee 1: Es wäre eine Idee, vor der Gruppenarbeit jede Person auf einen Zettel schreiben zu lassen, welcher Text am Schluss wohl Sieger sein wird. (Wettcharakter; nicht unproblematisch.). Diejenigen, die richtig getippt haben, könnten einen kleinen Preis erhalten.

Idee 2: Jede Person darf sich seinen Lieblingstext in Form eines Kärtchens mitnehmen. Könnte jemand „seinen“ Text das nächste Mal auswendig (zumindest in großen Teilen) aufsagen?

 

Vorschlag 2: Frage und Antwort

Es werden zwei bis drei Gruppen mit jeweils vier bis sechs Personen gebildet. Jede Person bekommt die Texte L1 bis L8 und die Fragen F1 bis F4 als Kopien ausgeteilt.

a) Texte lesen

– Jede Person liest sich die Texte L1 bis L8 für sich durch.

– Verständnisfragen (nach Möglichkeit) in der Gruppe klären.

– Jemand in der Gruppe liest Frage F1 vor. Welcher Text aus L1 bis L8 könnte diese Frage beantworten? Diskussion; Entscheidung; Minderheitenvotum?

– Hinter die Frage F1 den Text (z. B. L5) notieren.

– Dann mit den weiteren Fragen F2 bis F4 fortfahren.

b) Präsentation

– Die Gruppen tragen ihre Lösungen vor.

c) Diskussion

– Zum Beispiel: „Warum kommen Gruppe 2 und Gruppe 3 bei Frage F2 zu anderen
Ergebnissen?“ Begründung?

Notiz vom Autor

(Nach meiner Meinung könnten die Fragen so beantwortet werden: F1 – L3;
F2 – L3 bzw. L4; F3 – L5; F4 – L6 bzw. L8)

  • Autor / Autorin: Manfred Pohl, Oberstudiendirektor i. R.; Redaktionskreis Steigbügel
  • © EJW - Evangelisches Jugendwerk in Württemberg
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