1. Erklärungen zum Text
V.14: Niederknien
Im jüdischen Kontext war das Niederknien zum Gebet ähnlich
ungewöhnlich wie in unserem heutigen evangelischen. Dass Paulus sich zum Beten
niederkniet und das auch mitteilt, zeigt, dass das folgende Gebet eine
besondere Bedeutung hat. Er macht den Ephesern dadurch klar, dass er ihnen
nicht nur Anweisungen schicken wird, sondern auch mit dem Herzen vor Gott für
sie bittet und ihnen all das Gute von Gott wünscht, das sie benötigen, um ihr
Leben mit Gott zu leben. Seine Bitten zeigen, wie groß der dreieinige Gott ist
und wie den Ephesern seine Kraft und Herrlichkeit in ihrem Leben Wegweisung und
Hilfe sein sollen.
V.15: Vaterschaft
Im damaligen Patriachat war der Vater das absolute Oberhaupt der Familie. Wenn Paulus Gott, den Vater, über ALLES in Himmeln und auf Erden benennt, bekennt er Gottes absolute Macht über alles.
V.16: Reichtum seiner Herrlichkeit
Das Wort „Herrlichkeit“ ist ein Versuch, etwas zu
beschreiben, was mit menschlichen Vokabeln nicht zu beschreiben ist. Die
(mehreren) Himmel in Vers 15 deuten schon an, dass wir Menschen nicht begreifen
können, wie groß Gott ist. Der Reichtum seiner Herrlichkeit übersteigt alles,
was wir uns vorstellen können. Es ist wie ein Licht, dass heller ist, als wir
ertragen können. Pure Herrlichkeit. Die erbittet Paulus für die Epheser.
V.16.17: Gottes Geist, Christus und die Liebe in mir
Gott erfüllt meinen „inneren Menschen“, also mein Innerstes
mit der Kraft seines Geistes. Jesus wohnt in mir und bewirkt, dass ich in Liebe
gegründet bin. Der Vater ist die Liebe und in diesen wenigen Worten wird
deutlich, wie die gesamte Macht der Dreieinigkeit in mir wohnt – und
gleichzeitig merke ich, wie unbegreiflich das ist und bleibt.
V.18.19: Erfassen und Erkennen
Wenn ich aus der Verbindung mit dem dreieinigen Gott lebe,
verstehe ich – zusammen mit allen anderen Christen – die Größe und die Fülle
Gottes. Breite, Länge, Höhe und Tiefe sind Begriffe, die die Größe bildlich
machen sollen.
V.20: Mehr als du denkst
Gottes Kraft übersteigt, genau wie seine Herrlichkeit, unser
Denken und unsere Vorstellungskraft komplett. Wir können nicht einmal erahnen,
zu was er in der Lage ist. Das Abgefahrene ist, dass diese unendliche Kraft in
meinem Leben wirken wird, wenn ich mein Leben von ihm leiten lasse.
2. Bedeutung für heute
Fürbittengebet
Was für Gefühle steigen auf, wenn du dieses Wort hörst?
Langeweile beim langen Stehen im Gottesdienst? Ein schlechtes Gewissen, weil du
die versprochenen Gebete für deine Freunde vergessen hast? Resignation, weil
die Gebete für die Welt, für Frieden, für ein Ende des Hungers und der
Katastrophen scheinbar nichts bewirken? Oder positive Erlebnisse, bei denen du oder andere Gottes
Kraft und Hilfe gespürt haben, weil dafür gebetet wurde?
Was betest du, wenn du Fürbitte hältst? Bittest du Gott, die Dinge so zu verändern, wie du es dir
vorstellst? Machst du konkrete „Anweisungen“? Konkret zu beten, ist sehr wertvoll,
aber es hilft, immer in Erinnerung zu haben, dass Gott größer ist, als wir
denken können. Er ist der Chef und er entscheidet, wie er die Dinge regeln
will.
Wenn du dir die Größe und Allmacht Gottes klarmachst, wie
könnte dann dein Fürbittengebet aussehen? Um was könntest du für andere Menschen und Situationen
bitten?
Da können wir von Paulus lernen. Er
ist sich seiner Sache sehr sicher, das merkt man in den Versen 1-13 des 3.
Kapitels. Er ist von Jesus selbst beauftragt und er weiß, was aus menschlicher
Sicht das Richtige für die Gemeinde ist, an die er schreibt. Und doch bittet er
Gott nicht darum, dass dieser seine konkreten Anweisungen in die Tat umsetzt,
sondern stellt sich mit seinen Gedanken unter die Größe Gottes.
Paulus bittet Gott für die Epheser
um … (V.16.17)
- Kraft aus dem Reichtum seiner Herrlichkeit.
- Stärke für den inneren Menschen durch den
Heiligen Geist.
- Glaube im Herzen durch Jesus, der in ihnen wohnt.
- Liebe, die vom Vater kommt, als Fundament.
Paulus wünscht sich, dass die
Epheser … (V.18.19)
- Teil der großen Gemeinschaft der Gläubigen sein
können.
- „erkennen“ was nicht zu „begreifen“ ist, nämlich
die Liebe Gottes des Vaters und die Liebe, die Jesus für uns hat.
- erleben, wie der Reichtum Gottes sie immer mehr
erfüllt.
Um es sich selbst und den Lesern nochmal klar zu machen,
endet er mit der Aussage, dass Gott viel mehr tun kann, als wir jemals bitten
können. Paulus hat kapiert, dass er die Kraft Gottes beschränken würde, wenn er
nur um die Dinge bittet, die er sich als Mensch vorstellen kann.
3. Methodik für die Gruppe
Einstieg
Als Einstieg sollen die TN ein Bild ihrer eigenen
Fürbittenpraxis bekommen. Dazu werden drei verschiedene Blickwinkeln der
Fürbittenpraxis mittels Fragen zusammengetragen: Emotionen, Praxis, Inhalt.
Nutzt als Methode, was zu eurer Gruppe passt. In großen Gruppen sind
Kleingruppen sinnvoll.
Emotionen
- Wie geht es mir, wenn ich an Fürbitte denke?
- Welche Gefühle löst „Fürbitte“ in mir aus?
Frage die Emotionen der TN zum Thema „Fürbitte“ ab. Hier eigenen sich z. B. aussagekräftige Bilder, Postkarten, Gefühlsmonster (https://www.gefuehlsmonster.de/) oder ähnliche Emotionskarten.
Praxis
- Welche Rolle spielt die Fürbitte in meinem
Leben?
- Welche Rolle spielt Fürbitte in unserer Gemeinde
und unserer Gruppe?
Inhalt
- Welche Inhalte bete ich in der Fürbitte?
- Wie konkret bitte ich Gott, das zu tun, was ich
mir vorstelle?
- Was ist der Vorteil an konkretem Gebet? Was ist
der Nachteil?
Am Ende des Einstiegs sollten die TN ein gutes Bild ihrer
Fürbittenpraxis haben.
Text
Lest den Bibeltext mehrfach laut vor. Nutzt dafür unterschiedliche
Übersetzungen (notfalls als Ausdruck).
Drucke den Text nach einer gut verständlichen Übersetzung
(Gute Nachricht, BasisBibel, Neues Leben, …) einmal auf große Blätter aus.
Drucke dazu immer zwei Verse auf ein Blatt.
Erkläre der Gruppe, was Paulus mit den ersten beiden Versen
deutlich machen will.
Bedenkt zusammen folgende Fragen:
- Um was bittet Paulus Gott für die Epheser? (V.16.17)
- Was wünscht sich Paulus von Gott für die
Epheser? (V.18.19)
Versuche die Gruppe dahin zu leiten, dass ihnen auffällt,
dass Paulus nicht für die konkreten Anliegen bittet, von denen er im
Epheserbrief sehr viele hat und die er mit großer Überzeugung und Vollmacht
(Eph 3,1-13) vorbringt.
- Warum bittet Paulus so unkonkret?
Wenn die Gruppe die Antwort hierzu nicht alleine findet,
kannst du sie mit den Versen 20-21 erklären: Paulus weiß, dass Gott viel mehr
kann, als er sich selbst vorstellen, bitten oder gar hoffen kann.
- Was hat es für eine Auswirkung auf mein
Fürbittengebet, wenn ich mit diesem Wissen zu Gott bete?
Sammelt gemeinsam Dinge, die wir für andere von Gott im
Gebet erbitten können. Unabhängig von den konkreten Anliegen, die uns dazu
bringen, für die Menschen oder Situationen zu beten.
Vergleicht die Auswirkungen, die Paulus den Ephesern wünscht
mit den Auswirkungen, die ihr euch für die Menschen wünscht, für die ihr betet.
- Was würde passieren, wenn wir für andere um
Gottes Kraft, um Stärke, um Glauben und Liebe bitten?
Auswirkung
Jeder TN hat 15 Minuten Zeit, ein Fürbittengebet für einen
Menschen oder eine Situation zu schreiben, der oder die ihn gerade bewegen.
Versucht dabei, Paulus als Vorbild zu nehmen und unabhängig von euren eigenen
Gedanken und Wünschen das zu beten, was Gott in seiner Größe, Herrlichkeit,
Macht und Liebe für die Menschen und Situationen bereithält.
Je nach Intimität der Gruppe könnt ihr danach eine
Gebetsgemeinschaft machen, in der ihr eure Fürbittengebete vorlest. Wenn die
Inhalte zu persönlich sind, könnt ihr dabei auch die Namen weglassen, denn eure
Bitten gehen ja über das hinaus, was der konkreten Situation entspricht.
Tauscht euch aus, wie es euch mit dieser besonderen Form von
Fürbitte gegangen ist.
- Autor / Autorin: Tobi Liebmann
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