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Materialart: | Hintergrund/ Grundsatz |
Zielgruppen: | Jugendliche (15-19 Jahre), Teens (12-16 Jahre), Junge Erwachsene |
Einsatzgebiete: | Freizeiten, Gruppenstunde |
Verband: | |
Redaktion: | |
Zeitbedarf: | 20-30 Min. (Vorbereitung: 15-20 Min.) |
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Ein Interview
Gebetshaus … vermutlich denkst du bei dem Wort ziemlich schnell an die größeren, bekannteren Gebetshäuser wie Augsburg, Freiburg, Berlin oder Bad Liebenzell. Doch Gebetshäuser sind ein weltweites Phänomen und eine derzeit wachsende Bewegung. In Gebetshäusern treffen sich Christen aller Konfessionen, aus den verschiedensten Kirchen und Gemeinden, um gemeinsam, teilweise sogar 24 Stunden, 7 Tage die Woche, zu beten.
Auch in Kassel hat sich 2019 ein solches Gebetshaus gegründet. Um mehr über das Gebetshaus Kassel zu erfahren, habe ich mich online mit Stefanie Bredemeier verabredet. Sie ist Teil des „Arbeitskreises Gebetshaus Kassel“ und somit ein fester Teil dieses noch sehr jungen Projektes.
Matze: Stefanie, schön, dass es geklappt hat und wir uns zu diesem Interview online treffen können. Möchtest du dich kurz vorstellen?
Stefanie: Ich bin Stefanie Bredemeier, 52 Jahre alt und Mutter von zwei erwachsenen Söhnen. Ich wohne in Kassel und leite dort in einem Altersheim die soziale Arbeit. Ich war früher überzeugte Atheistin, sehr links orientiert und bin vor 20 Jahren zu Jesus gekommen.
Matze: Das wäre bestimmt auch sehr spannend, darüber zu reden, wie das so für dich war. Heute soll uns aber das Thema Gebetshaus Kassel beschäftigen. Einsteigen möchte ich da mit der Frage: Was ist für dich „Gebet“?
Stefanie: Tolle Frage! Gebet ist für mich etwas, bei dem mein Herz immer ganz weit wird. Wenn du die Frage stellst, geht in mir wie eine Tür auf. Für mich ist Gebet eine Möglichkeit, ganz nah beim Herrn zu sein, mit dem Herrn zu sein, Beziehung zu leben mit Jesus. Vielleicht ist es das: die Möglichkeit, mit meinem Gott Beziehung zu leben, mit ihm Dinge zu besprechen, Dinge zu erbitten … aber eigentlich ist es eine Form, wie ich in Beziehung mit Jesus trete.
Matze: Was war denn deine prägendste Gebetserfahrung?
Stefanie: Die Erfahrung, die mir so ganz spontan kommt, war ziemlich am Anfang von meinem Glaubensleben. Es ging mir als alleinerziehende Mama finanziell schlecht und damals habe ich fast schon provokant das Gebet ausgesprochen: „Ich brauche ein Auto, habe aber nur 300€! Ich brauche ein Auto, mach mal!“ Drei Tage später habe ich dann einen Anruf von einem Freund einer Freundin bekommen. Der hatte von ihr gehört, dass ich ein Auto suchen würde und hat mir in allen Einzelheiten von einem Auto erzählt, dass er gerade abzugeben hatte. Ich habe ihn dann nach dem Preis gefragt. Darauf meinte er, dass er mir das Auto für 299€ geben würde. Daraufhin habe ich gesagt „Ok, das ist mein Auto!“ Ich habe viele Erlebnisse mit Gott und Autos, aber auch einige Heilungsgeschichten, aber das war so das, was mir als Erstes eingefallen ist.
Matze: Ich merke schon, Gebet ist ein Herzensthema für dich. Was verbindet dich denn mit dem Thema Gebetshaus? Was war deine erste Begegnung mit dem Thema?
Stefanie: Das ist ein tiefer Wunsch in mir drin. Schon seit Anfang meines Glaubenslebens habe ich den Wunsch nach einem Ort, wo Menschen hinkommen können, um zu beten. Das klingt jetzt vielleicht so, als ob ich schon immer auf den Knien war und Gott um ein Gebetshaus angefleht habe. So ist das aber nicht. Vor ein paar Jahren kam ein Mann auf mich zu, der von unserem Pastor zu mir geschickt wurde, weil ich fürs Gebet zuständig war. Der sagte zu mir: „Wir brauchen in Kassel ein Gebetshaus! Starte du doch das jetzt mal!“. Meine erste Reaktion war: „Wenn jemand etwas startet, dann ist das Gott! Wenn ich das tun soll, dann wird er das sagen!“ Damals war das noch nicht dran. Es war aber das erste Mal, dass jemand gesagt hat, dass es so etwas in Kassel braucht.
Matze: Bist du vor dieser Begegnung schon einmal in Berührung mit der Gebetshausbewegung gekommen?
Stefanie: Ja, meine erste Begegnung mit dem Thema war mit dem Gebetshaus Augsburg. Da waren wir damals vor einigen Jahren auf der „MEHR Konferenz“, bei der wir dann auch einen Abstecher ins Gebetshaus gemacht haben. Da wurde das Gebetshaus als Ort des Gebets konkret erlebbar!
Matze: Nehmen wir mal an, ich habe noch nie von einem Gebetshaus gehört. Wie würdest du es beschreiben? Wie kann ich mir so ein Gebetshaus vorstellen?
Stefanie: Das Ziel eines Gebetshauses ist für mich, einen Ort zu haben, wo Menschen 24 Stunden am Tag, egal zu welcher Uhrzeit, hinkommen können und die Möglichkeit haben, in eine Form des Gebets einsteigen zu können. Für mich gehören da verschiedenste Formen und Anliegen des Gebets dazu! Ein Gebetshaus ist für mich ein Ort, an dem das möglich wird.
Matze: Wo liegt für dich der Unterschied zwischen einer Gemeinde und einem Gebetshaus?
Stefanie: Der Unterschied liegt für mich auf dem klaren Fokus Gebet. Bei einer Gemeinde kommt noch einiges mehr dazu: Lehre, Beziehungen, Leben teilen. Klar wird in der Gemeinde auch gebetet, aber Gebet ist eben nicht der Fokus von allem, was in der Gemeinde stattfindet.
Matze: Seit 2019 gibt es jetzt das Gebetshaus Kassel. Wie kam es denn dazu?
Stefanie: Angefangen hat das schon vor vielen, vielen Jahren. Aber ganz konkret wurde es bei der Allianzgebetswoche 2019. Die wurde bewusst zentral, an einem Ort, als eine Art „Haus des Gebets“ veranstaltet. Dieser Gebetshaus-Charakter blieb bestehen. Dadurch, dass es diese Woche gab, haben sich die unterschiedlichsten Menschen aus verschiedenen Gemeinden aus Kassel und Umgebung gefunden, die schon seit einiger Zeit die Sehnsucht nach einem Gebetshaus hatten. Seitdem sind wir gemeinsam auf der Suche, wie ein Gebetshaus für Kassel lebendig werden kann. Wir sind da gemeinsam mit Gott auf der Suche, wie das konkret bei uns in der Stadt aussehen kann.
Matze: Auf der Homepage des Gebetshauses Kassel findet man den Satz: „Dass ein Gebetshaus Kassel entsteht, hat Gott seit vielen Jahren immer mehr Menschen als Sehnsucht und Gebetsanliegen in ihre Herzen gelegt. Wir erleben aktuell, dass Gott uns darin zusammenbringt und etwas in Bewegung kommt.“ Wie erlebt ihr, dass Gott euch zusammenbringt?
Stefanie: Wir erleben das wirklich. Wir sehen das im gemeinsamen Ringen in der Frage: „Gott, wie willst du, dass dein Gebetshaus in Kassel aussieht?“ Am Anfang haben wir immer wieder mit Augsburg verglichen. Mit der Zeit haben wir aber gemerkt, dass Gott für Kassel keine Kopie von Augsburg möchte. Stattdessen hat er für Kassel ein Gebetshaus im Sinn, das es auch nur so in Kassel geben kann. Und darin erlebe ich uns als Gebetshaus Kassel in einem gemeinsamen Suchen. Was uns eint, ist der Wunsch, dass das Gebetshaus etwas ist, das nicht von uns Menschen gemacht ist, sondern von Gott selbst. Da braucht es immer wieder die Frage: „Gott, wie möchtest du es haben?“ Und ich merke immer wieder: Gebetshaus Kassel sieht anders aus, weil Kassel, wie jede Stadt, eben anders ist.
Matze: Kannst du ein bisschen beschreiben, wie dieses „anders“ aussieht?
Stefanie: Besonders merke ich es bei der Frage: „Wo soll das Haus stehen?“ Wir merken gerade, dass es bei uns nicht um ein Haus als Gebäude geht. Wir sind dabei, gemeinsam mit und in den verschiedenen Gemeinden in Kassel Gebetsveranstaltungen, wie 24-Stunden-Gebete, zu organisieren. Also eben nicht an einem Ort, wie man es sich vielleicht beim Wort „Gebetshaus“ vorstellt, sondern an verschiedenen Orten in Kassel, um der Idee des „Miteinanders“ Gestalt zu geben. Eben in der Vielfalt der Vorstellungen und Möglichkeiten Gottes Weg für Kassel finden. Und ich merke, ich will auch nichts anderes und das eint uns als Gebetshaus Kassel.
Matze: Du sprichst immer wieder von „uns“? Wer ist das uns?
Stefanie: Für mich ist das „uns“ erstmal alle, die aktiv mit am Suchen sind. Das sind zum einen die Leute, die sich im „Arbeitskreis Gebetshaus Kassel“ engagieren. Das ist ein kleiner Kern, der von Gebetskreisen und vielen verschiedenen Beterinnen und Betern aus der Stadt, aus den verschiedensten Gemeinden unterstützt wird.
Matze: Gibt es etwas, das du als die Besonderheit am Gebetshaus Kassel bezeichnen würdest?
Stefanie: Ich weiß nicht genug über die Gründung anderer Gebetshäuser, aber ich würde sagen, dass unsere Gründungsgeschichte eine besondere ist. Die Idee des Gebetshauses gab es schon lange, unabhängig von Gemeinden oder Veranstaltungen. Es ist nicht ein Mensch oder eine Gruppe aus einer bestimmten Gemeinde, sondern es sind viele verschiedene Menschen aus verschiedenen Gemeinden und Stadtteilen, in denen Gott den Wunsch nach so einem Ort über die Jahre hinweg wachsen ließ. Die erste Zeit, in der wir uns dann als Gebetshaus getroffen haben, mussten wir deshalb auch erstmal lernen, in aller Unterschiedlichkeit gemeinsam zu beten. Es ging weniger darum, eine gemeinsame Vision zu erarbeiten. Ja, ich würde schon die Entstehungsgeschichte des Gebetshauses Kassel und unsere Zusammenstellung der verschiedensten Menschen als besonders beschreiben.
Matze: Wie würdest du die Vision und das Ziel des Gebetshauses Kassel in einem Satz beschreiben?
Stefanie: Das ist ziemlich schwierig. Ich würde sagen: „In Einheit zusammenkommen und beten, was Gott für Kassel auf dem Herzen hat.“ Also wirkliche Einheit. Ich glaube, dass das dran ist: in unserer Unterschiedlichkeit lernen, zusammenzukommen und gemeinsam zu beten und vor Gott zu kommen. Dass wir uns nicht zurücknehmen müssen, um eins mit anderen zu werden, also kein Einheitsbrei.
Matze: Wo siehst du das Gebetshaus Kassel in 5 Jahren?
Stefanie: Ich habe da ein spontanes Bild im Kopf: Ich sehe da ein riesiges Zelt, in dem Menschen zusammenstehen.
Matze: Ich selbst war vor meinem ersten Besuch in einem Gebetshaus ziemlich überfordert mit dem Thema Gebet. Ich kannte bis dahin Gebet nur als gesprochene Worte an Gott, die meistens nicht länger als 5 Minuten dauerten. Durch meine Zeiten in zwei Gebetshäusern, in denen ich teilweise stundenlang im Gebetsraum war, durfte ich Gebet so neu kennenlernen. Ich habe auf der Homepage des Gebetshauses Kassel gelesen „lerne beten!“ Hast du für uns einen abschließenden Tipp, wie wir Gebet lernen können?
Stefanie: Ich denke, Gebet musst du einfach tun, indem du mit Gott sprichst. Du darfst dich frei machen von der Vorstellung, dass du dich an Formen und Reihenfolgen halten musst. Ich selbst rutsche selten auf den Knien rum, weil für mich Gebet heißt, Beziehung mit Gott zu leben. Ich habe früher auch immer gesagt, dass ich keine Beterin bin, weil ich eine konkrete Vorstellung davon hatte, wie so jemand auszusehen hat.
Aber du darfst dich ganz ernsthaft und echt, wie du bist, an Gott wenden. Ohne Agenda, ohne eine bestimmte Form! Einfach mit ihm reden, mit ihm sprechen, gerne laut sprechen und ihm alles vor die Füße oder besser ins Herz knallen. Wir dürfen lernen, keine Angst zu haben, etwas falsch zu machen und einfach mit Gott reden.
Matze: Danke Stefanie für deine Zeit und deine spannenden Antworten. Ich bin gespannt, was Gott mit dem Gebetshaus Kassel noch vorhat.
Das Gebetshaus Kassel – ein unglaublich spannendes Projekt, bei dem man miterleben kann, wie Gott Menschen aus verschiedensten Gemeinden und Kirchen zusammenruft, um sein Gebetshaus zu bauen. Ich bin gespannt, was wir vom Gebetshaus Kassel in Zukunft noch hören werden.
Wer mehr über das Gebetshaus Kassel wissen und informiert bleiben möchte, kann gerne auf der Homepage www.gebetshaus-kassel.de vorbeischauen.
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