Gott begegnen

Einheit | Bibelarbeit
Einheit | Bibelarbeit

Gott begegnen

Enthalten in:
Materialart: Bibelarbeit
Zielgruppen: Jugendliche (15-19 Jahre), Junge Erwachsene (18+), Studenten
Einsatzgebiet: Gruppenstunde
Verband: Deutscher EC-Verband
Redaktion: echt.
Zeitbedarf: 60-90 Min. (Vorbereitung: 20-30 Min.)
Bibelstelle: Psalm 19 anzeigen
Bibelstelle
Psalm 19

19

Gottes Schöpfung und Weisung

1FÜR DEN CHORLEITER.

EIN PSALM, VON DAVID.

2Die Himmel erzählen von Gottes Herrlichkeit.

Das Sternenzelt verkündet das Werk seiner Hände.

3Ein Tag ruft die Botschaft dem andern zu.

Eine Nacht teilt ihr Wissen der nächsten mit.

4Ohne Sprache und ohne Worte geschieht das.

Was sie einander sagen – man hört es nicht.

5Doch ihre Botschaft geht hinaus in alle Länder.

Ihre Kunde dringt bis an das Ende der Welt:

Dort hat er für die Sonne ein Zelt aufgestellt.

6Strahlend schön tritt sie aus ihrem Zelt hervor

wie ein junger Bräutigam.

Wie ein Held freut sie sich darauf,

ihre Bahn über den Himmel zu ziehen.

7Am einen Ende des Himmels geht sie auf

und läuft hinüber bis ans andere Ende.

Nichts bleibt vor ihrer Glut verborgen.

8Die Weisung des Herrn ist vollkommen:

Sie schenkt neue Kraft zum Leben.

Die Vorschrift des Herrn ist zuverlässig:

Sie macht den Unerfahrenen klug.

9Die Anweisungen des Herrn sind einfach:

Sie erfüllen das Herz mit Freude.

Die Gebote des Herrn sind eindeutig:

Sie lassen die Augen leuchten.

10Das Ehrfurcht vor dem Herrn ist gut:

Sie wird niemals aufhören.

Die Gesetze des Herrn sind wahr:

Ausnahmslos sind sie gerecht.

11Sie sind kostbarer als Gold, als reines Feingold.

Sie sind süßer als Honig, als feiner Bienenhonig.

12Deinem Knecht stehen sie leuchtend vor Augen.

Wenn er sie befolgt, wird er reichlich belohnt.

13Doch wer kennt schon alle seine Verfehlungen?

So sprich mich frei von den Sünden,

die mir nicht bewusst sind!

14Auch vor Unbeherrschtheit bewahre deinen Knecht!

Sie soll keine Macht über mich gewinnen.

Dann kann ich vorbildlich leben

und bleibe frei von schweren Vergehen.

15Hab Gefallen an dem, was mein Mund redet,

und was mein Herz denkt, lass vor dir bestehen:

Du, Herr, bist mein Fels und mein Erlöser!

BasisBibel 2012/2020, © Deutsche Bibelgesellschaft

Benötigte Materialien: kopierter Bibeltext (1 pro Teilnehmer), Videoclip(s) (zum Thema "(Schönheit der) Schöpfung"), Fotos (zum Thema "Gesetze" und "Einengung durch Gesetze")
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1. Erklärungen zum Text

Gott begegnen – in der Schöpfung

Auf den ersten Blick fällt auf, dass Psalm 19 in zwei Hälften aufgeteilt ist, die allerdings eng aufeinander bezogen sind.
V. 2-7 beschreiben wortgewaltig die Herrlichkeit Gottes, erkennbar und ausgerufen durch die Schöpfung. Himmel und Weltall, der äußere Rand der damals bekannten Welt, erzählen davon. Eine Nacht gibt ihr Wissen darüber ohne Worte an die andere weiter, die Sonne zieht wie eine Heldin von Osten nach Westen. Gott in der Schöpfung zu entdecken ist etwas, das viele Menschen aus ihrem eigenen Leben kennen. Man kann die Worte des Psalms nachvollziehen und nachfühlen.

Gott begegnen – in den Geboten

V. 8-11 beschreiben Weisungen und Gesetze Gottes. Es geht um die Tora (1.-5. Buch Mose), also um die Zehn Gebote und andere Anweisungen, die dort zu finden sind. Die Weisungen und Gebote werden dabei durchgehend positiv beschrieben. Sie bringen Lebenskraft, machen klug, erfüllen das Herz mit Freude, lassen die Augen leuchten, sind kostbarer als Gold und süßer als Honig. Man könnte regelrecht sagen, dass der Autor verliebt ist in Gottes Gebote. Gegenüber dem Erleben Gottes in der Schöpfung ist diese Liebe zu Gottes Geboten vielen wahrscheinlich eher fremd. Gesetze wirken auf uns häufig einschränkend und beengend. Man bekommt das Gefühl, dass man sich daran halten muss, und dass das längst nicht immer Spaß macht. Die Bibel hat zu Gottes Geboten eine grundsätzlich andere Einstellung: Das Gesetz ist dazu da, Israel zu zeigen, wie es Gottes Volk sein kann. Es gibt Anweisungen, wie Leben und Gemeinschaft gelingen können. Das Gesetz soll nicht einengen, sondern es ermöglicht das Leben des Individuums und des Kollektivs. Es steckt Grenzen ab und gibt Anweisungen zum Leben. Es geht also nicht um starre Gesetze, sondern um einen Wegweiser, unter welchen Bedingungen ein erfülltes Leben möglich ist.

V.12-15 drücken aus, was auch viele Christen heute auf dem Herzen haben: Der Beter wünscht sich, dass Gott ihn von seinen Verfehlungen freispricht. Interessant ist, dass er dabei besonders das anspricht, was er unbewusst falsch macht. Die Verse sprechen von dem Wunsch, immer mehr dem zu entsprechen, was Gott sich wünscht. Eine nachvollziehbare Bitte am Ende des Psalms.

2. Bedeutung für heute

Gott begegnen – in der Schöpfung

Eine der zentralen Fragen auf der Suche nach Gott oder in der Beziehung zu ihm ist die Frage, woher man wissen und wie man sich sicher sein kann, dass es Gott gibt. Diese Frage kann einem am Anfang des Glaubens, aber auch mittendrin auf dem Glaubensweg begegnen. Eine mögliche Antwort auf diese Frage könnte im Betrachten und Bestaunen der Schöpfung liegen, wie es der Psalm zu Beginn tut. Sich klarzumachen, was für ein empfindliches und genau ausbalanciertes, was für ein vielfältiges und doch detailliertes Ökosystem unsere Welt ist, kann einen ins Staunen versetzen. Geht all das, was uns umgibt, in seiner Schönheit und seiner Unbeherrschbarkeit wirklich nur auf einen Zufall zurück? Für mich selbst geht es hier um Wahrscheinlichkeit: Ich halte es für realistischer, dass Gott hinter dieser Welt steht und ihr Ursprung ist, als dass alles einfach so passiert ist. Man kann also zu dem Ergebnis kommen, dass es Gott gibt, weil es diese Welt gibt. Beobachte doch einmal die Welt – im Großen wie im Kleinen – und frage dich, was sie dir über Gottes Wesen sagt. Daneben ist es allerdings auch wichtig, sich bewusst zu machen, dass die Schöpfung nicht deckungsgleich mit Gottes Wesen ist. Neben all dem Schönen birgt die Welt auch verstörende und zerstörende Elemente. Deshalb gilt eher: Die Schöpfung zeigt, dass Gott ist – Jesus zeigt, wie Gott ist. Echte Gotteserkenntnis entwickelt sich auf dem Weg mit Jesus.

Gott begegnen – in den Geboten

Gebote und Gesetze wirken in der Regel so, als würden sie unsere Freiheit einengen. Man denke nur an die Gefühle, die wir bei so mancher Geschwindigkeitsbegrenzung hegen. An welchen Stellen begegnet dir dieses Gefühl – und warum eigentlich?
Das Verhältnis der Bibel zu Gottes Geboten ist nicht nur interessant anzusehen, es kann auch unsere Beziehung zu diesen Geboten verändern: Wenn Gebote nicht einengen sollen, sondern unser Wohlergehen zum Ziel haben, dann bedeutet das, dass Gott uns das Leben nicht möglichst schwer machen möchte oder uns zeigen will, wie schlecht wir doch alle sind. Gott möchte vielmehr das Leben lebenswert und erfüllt machen und gibt uns dafür Anweisungen. Diese können im Doppelgebot der Liebe (Mt 22,37-40) zusammengefasst werden. Was verändert sich in deinem Leben und Glauben, wenn du Gottes Gebote als gut für dich und für das Leben in Gemeinschaft begreifst?

3. Methodik für die Gruppe

3.1 Einführung in die Welt der Psalmen

Damit die Teilnehmenden die Welt der Psalmen tiefer und umfassender verstehen können, können die folgenden Hintergrundinformationen weitergegeben werden:

  • Die Psalmen prägen bis heute die Gebete und die Gebetstradition jüdischer und christlicher Gemeinden. Mit insgesamt 150 Liedern und Gebeten decken sie ein breites Spektrum an Themen ab, die das Leben einer Gemeinde, aber auch den Glauben jedes Einzelnen betreffen. Die Psalmen sind über einen Zeitraum von etwa 500 Jahren entstanden und wurden schließlich zu einer kunstvollen Gesamtkomposition zusammengestellt.
  • Viele Psalmen enthalten zusätzliche Angaben, z.B. Bezeichnungen und Melodieangaben, aber auch Situationsangaben oder Zuschreibungen an angebliche Verfasser. Nicht alles davon lässt sich heute sicher deuten. Die einzelnen Psalmen für sich, wie auch das Psalmenbuch als Ganzes geben einen tiefen Einblick in das Gespräch zwischen Gott und Mensch und sind dabei oftmals nahezu erschreckend offen und ehrlich, getreu dem Motto „Im Gebet darf man alles, wirklich alles sagen, wenn man es nur Gott sagt“.
  • Die christliche Bezeichnung „Buch der Psalmen“ geht auf die Septuaginta, die griechische Übersetzung des Alten Testamentes, zurück. „psalmòs“ bedeutet dort „die Saiten spielend“, es ist also ein Sprechgesang mit Saitenspielbegleitung gemeint. Der jüdische Titel setzt mit „Buch der Lobpreisungen“ einen anderen Schwerpunkt: Er rückt die Psalmen als vielstimmigen Lobpreis Gottes mit allen Facetten, die in den Psalmen zur Sprache kommen, in den Fokus.
  • Das wichtigste Kennzeichen hebräischer Poesie, das auch die Psalmen prägt, ist die Parallelaussage: Ein Sachverhalt wird durch zwei ähnliche Aussagen ausgedrückt. Diese Form der Dichtung begegnet uns auch in Psalm 19,2: „Die Himmel erzählen von Gottes Herrlichkeit. Und was seine Hände geschaffen haben, verkündet das Weltall den Menschen“ (BasisBibel). Der Leser soll dazu angeregt werden, die Unterschiede und Ähnlichkeiten dieser Vershälften auszuloten.

3.2 Fragen zu Beginn

  • Welche Psalmen kennst du – vielleicht sogar auswendig?
  • An welchen Stellen in deinem Alltag begegnen dir Psalmen?
  • Um welche Themen drehen sich deine Gebete?
  • Welche Bereiche deines Lebens sind dir für ein Gebet zu unangenehm?

3.3 Den Psalm meditieren

Da ein Psalm keine Geschichte ist, sondern poetisch ausgedrückter Glaube, kann die Dichtung für einen intensiveren Zugang auch meditiert werden. Dabei liest man den Text nicht einmalig und damit ggf. schnell, sondern geht die Worte und Bilder immer wieder durch. Für das Meditieren ist es möglich, mit der Bibel in der Hand 30 Minuten spazieren zu gehen oder auch gemütlich in einem Raum zu sitzen und dabei den Psalm immer und immer wieder zu lesen, laut und leise. Im Anschluss kann ein Austausch über folgende Fragen stattfinden:

  • Welches Wort oder welcher Satz ist bei dir besonders hängen geblieben?
  • Welche Gedanken gehen dir nach deiner intensiven Beschäftigung mit dem Psalm durch den Kopf?
  • Welche Bilder oder Worte bewegen dein Herz?
  • Welcher Ausdruck des Gebetes ist dir besonders wichtig geworden?

3.4 Videoclips zur Schöpfung

Auf YouTube gibt es eine große Anzahl an Filmclips und Dokumentationen, die eindrücklich die Schönheit und Vielfalt der Erde zeigen. Als kaufbare Dokumentation sind „Planet Erde“ oder „Unsere Erde“ empfehlenswert (Aufführungsrechte beachten!).

3.5 Bilder zu Gesetzen

Über Bilder, die Gesetze und das damit verbundene Gefühl von Einengung zeigen, kann man einen guten Einstieg in den Kontrast zwischen der heutigen Wahrnehmung von Gesetzen einerseits und dem biblischen Verständnis von Gottes Geboten andererseits bekommen. Es eignen sich zum Beispiel Tempolimits, Parkzonen oder ein Bild von Justitia. Als Vertiefung kann darüber nachgedacht werden, wie sich der eigene Glaube verändert, wenn man Gottes Gebote als Ermöglichung gelingenden Lebens und nicht als Einschränkung angesehen werden.

  • Autor / Autorin: Daniel Hägerbäumer
  • © Deutscher EC-Verband
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