PULS – Leib und Seele – Paulus

Einheit | Andacht
Einheit | Andacht

PULS – Leib und Seele – Paulus

Materialart: Andacht
Zielgruppen: Jugendliche (15-19 Jahre), Junge Erwachsene
Einsatzgebiete: Gruppenstunde, virtuell / digital
Verband: EJW - Evangelisches Jugendwerk in Württemberg
Redaktion: Sport
Zeitbedarf: 10-15 Min.
Bibelstelle: 1. Korinther 9,24-27 anzeigen
Bibelstelle
1. Korinther 9,24-9,27

24Wisst ihr nicht: Die im Stadion laufen, die laufen alle, aber nur einer empfängt den Siegespreis? Lauft so, dass ihr ihn erlangt. 25Jeder aber, der kämpft, enthält sich aller Dinge; jene nun, damit sie einen vergänglichen Kranz empfangen, wir aber einen unvergänglichen. 26Ich aber laufe nicht wie ins Ungewisse; ich kämpfe mit der Faust nicht wie einer, der in die Luft schlägt, 27sondern ich schinde meinen Leib und bezwinge ihn, dass ich nicht andern predige und selbst verwerflich werde.

Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

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Griechenland, etwa 50 Jahre nach Christus. Vor den Stadttoren Korinths finden die isthmischen Spiele statt. Wettläufe, Faustkämpfe und Pferderennen statt. Die Sportler bereiten sich lange auf die Wettkämpfe vor und versuchen dann ihr Bestes zu geben. Viele Menschen sind da und schauen zu. Ist auch der Apostel Paulus dabei? Er hat sich etwa um diese Zeit in der Stadt Korinth aufgehalten und man könnte es vermuten, weil er ein paar Jahre später in einem Brief an die Gemeinde in Korinth, ein Beispiel dieser Sportwettkämpfe benutzt, um zu erklären, wie er predigt.

Ihr wisst doch, dass an einem Wettlauf viele teilnehmen; aber nur einer bekommt den Preis, den Siegeskranz. Darum lauft so, dass ihr den Kranz gewinnt! Alle, die an einem Wettkampf teilnehmen wollen, nehmen harte Einschränkungen auf sich. Sie tun es für einen Siegeskranz, der vergeht. Aber auf uns wartet ein Siegeskranz, der unvergänglich ist. Darum laufe ich wie einer, der das Ziel erreichen will. Darum kämpfe ich wie ein Faustkämpfer, der nicht danebenschlägt. Ich treffe mit meinen Schlägen den eigenen Körper, sodass ich ihn ganz in die Gewalt bekomme. Ich will nicht anderen predigen und selbst versagen. (1. Korinther 9, 24-27)

Paulus benutzt das Bild dieser Spiele um der Gemeinde in Korinth zu erklären, was er meint. Wahrscheinlich ging es ihm weniger um das Sporttreiben selbst oder wie genau diese Spiele funktionieren, sondern eher um das was dahintersteckt. Und das ist, finde ich, gar nicht so leicht zu erkennen. Er empfiehlt der Gemeinde, so zu laufen das sie den Kranz gewinnen. Welchen Kranz meint er? Den vergänglichen Kranz, den Kiefernkranz, der bei den Spielen, dem schnellsten Läufer, überreicht wird. Der kaputt geht, nach einer gewissen Zeit? Oder meint er den unvergänglichen Siegeskranz der auf uns wartet? Auf uns? Vermutlich meint er damit sich und die Gemeinde, also Menschen die an Gott glauben. Aber wie sieht so ein unvergänglicher Siegeskranz aus? Was meint er damit? Wahrscheinlich verwendet er diesen Kranz als Symbol für das ewige Leben, das vielleicht durch den Glauben an das Leben bei oder in Gott, nach dem Tod, sichtbar wird. Paulus schreibt: „Sie (also die Sportler) tun es für einen Siegeskranz, der vergeht.“ Daher empfiehlt er der Gemeinde wohl eher, nach dem unvergänglichen Siegeskranz zu streben, also ein Leben mit Gott anzustreben. Aber wer gewinnt und wer nicht? Er schreibt nur: „Darum laufe, wie einer der das Ziel erreichen will.“ Er ermutigt, das jeder und jede sein bestes gibt.

Die Sportler nehmen harte Einschränkungen auf sich.  Wie schränken sie sich ein und warum ist das Paulus so wichtig das zu erwähnen? Welche Werte gefallen ihm? Sportler in dieser Zeit, haben natürlich auch trainiert und ihren Körper in Form gebracht, auf bestimmtes Essen verzichtet und z.B. keinen Alkohol getrunken. Aber was hat das mit der Gemeinde zu tun? Hinter diesen Einschränkungen steckt viel Disziplin und Selbstbeherrschung und auch das auf ein Ziel hinarbeiten. Aber auch, dass der eigentliche Lauf, nur das Ende eines langen Weges ist und noch so viel mehr dazugehört.

Auch Faustkämpfe waren ein Teil der isthmischen Spiele, dieses Bild verwendet Paulus, um zu beschreiben, was er tut um predigen zu können. Damit macht er noch eine Dimension auf, die des Körpers und des Geistes und wie sie zusammengehören. „Ich treffe mit meinen Schlägen den eigenen Körper, sodass ich ihn ganz in die Gewalt bekomme.“ Das hört sich, finde ich, ziemlich brutal an. Aber auch hier, hat er dieses Bild wahrscheinlich nur benutzt um etwas zu erklären. Wir wissen heute nicht mit Sicherheit wie Paulus zu dem Verhältnis von Leib und Seele steht. Hier könnte es so aussehen, als ob er beschreiben wollte, dass man sich um seinen Körper, so wie ein Sportler kümmern muss, um auch seinen Geist voll entfalten zu können. Also achtsam mit dem Tempel des Geistes umzugehen. Ein funktionierender Körper, soll der Seele dienen können.

Aber warum thematisiert Paulus dieses Spannungsfeld in seinem Brief und lässt es auch so ein bisschen offen? Einige Jahre vor Christus lebte der griechische Philosoph Platon. Er beschäftigte sich mit dem Leib-Seele Dualismus, kurz gesagt, vertrat er die Meinung, dass die Seele und der Körper, zwei voneinander unabhängige Dinge sind, weil die Seele, nach dem Tod des Körpers weiter existiert und damit die Seele wichtiger ist als der Körper. Zusätzlich behauptet er, dass der menschliche Körper das logische Denken negativ beeinflusst und daher der Geist geschult werden muss, damit der Körper nicht zu viel Einfluss bekommt. Diese These war in den Jahrhunderten danach, im Christentum durchaus bekannt und zum Teil auch anerkannt. Sicher kannten auch die Mitglieder der Gemeinde im Korinth Platons Thesen. In diesem Ausschnitt des Briefes spricht er sich weder dafür, noch dagegen aus. Er gibt keine eindeutige Antwort.

Sicher ist jedoch, dass die unterschiedliche Bewertung von Leib und Geist, Einzug in der christlichen Welt erhielt. Denn die Anfänge der europäischen Geistesgeschichte waren von der griechischen Kultur beeinflusst. Im Laufe der Jahre entwickelte sich ein regelrechter Hass gegen den Körper, er wurde Sinnbild für alles Böse. Dies führte soweit, das 325 n.Chr., in diesem Jahr wurde das Christentum Staatsreligion im römischen Reich, die olympischen Spiele verboten wurden. Es war nicht gewollt, dass man sich auf seinen Körper fokussiert. Im Mittelalter erlebte die leibfeindliche Strömung ihren Höhepunkt. Die christliche Theologie bestimmte das ganze Denken und Handeln. Die These Platons war weiter gegenwärtig und das Ziel Gott möglichst nah zu sein, war allgegenwärtig. Es waren durchaus sehr körperschädigende Praktiken üblich, um sein Denken möglichst auf Gott auszurichten.

Auch heute ist diese Unterscheidung zwischen Seele und Körper zum Teil noch spürbar. Sich geistig und geistlich weiterbilden spielt eine große Rolle, Wissen zu haben und sich neues anzueignen ist wichtig. Hauptsächlich vermitteln wir Wissen oder Informationen durch Worte. Etwas mit unserem Körper erfahren tun wir kaum. Sicher ist heute diese extreme Abwertung des Körpers nicht mehr alltäglich und trotzdem steht unser Körper manchmal an zweiter Stelle. Wie oft tut uns hier und da mal der Rücken weh, weil wir zu schwer gehoben haben oder wir denken, das geht schon wieder weg. Dabei brauchen wir unseren Körper um hier auf dieser Welt zu sein. Hier ist uns Paulus ein Vorbild, er sagt, wenn sein Körper ihm nicht gehorcht (heute würde man vielleicht sagen, dass der Körper krank ist oder eine Verletzung hat) kann er auch nicht predigen. Sport zu machen um fit und gesund zu bleiben ist wichtig und wenn es uns körperlich gut geht, geht es uns mental meistens auch besser. Oder wenn wir uns nicht mehr konzentrieren können, hilft es uns oft eine kurze Runde Sport zu machen oder spazieren zu gehen, danach haben wir den Kopf wieder frei, um konzentriert denken zu können.

Ist dir dieses Thema in deinem Alltag schon mal begegnet oder hast du schon mal darüber nachgedacht? Wie stehst du zu deinem Körper und ist er dir immer wichtig? Oder verzichtest du, wenn du auf einen Wettkampf trainierst vielleicht sogar auf Alkohol? Was hältst du von der These Platons? Wie stehst du zur Leibfeindlichkeit die sich in den letzten Jahrhunderten entwickelt hatte?


  • Autor / Autorin: Julia Peter BFD
  • © EJW - Evangelisches Jugendwerk in Württemberg
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