So tun als ob …

Einheit | Bibelarbeit
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So tun als ob …

Enthalten in:
Materialart: Bibelarbeit
Zielgruppen: Jugendliche (15-19 Jahre), Junge Erwachsene (18+), Studenten
Einsatzgebiet: Gruppenstunde
Verband: Deutscher EC-Verband
Redaktion: echt.
Zeitbedarf: 45-90 Min. (Vorbereitung: 15-45 Min.)
Bibelstelle: Lukas 20,20 anzeigen
Bibelstelle
Lukas 20,20

Die Frage nach der Steuer (Der Zinsgroschen)

(Mt 22,15-22; Mk 12,13-17)

20Und sie beobachteten ihn und sandten Leute aus, die sich stellen sollten, als wären sie gerecht; die sollten ihn fangen in seinen Worten, damit man ihn überantworten könnte der Obrigkeit und Gewalt des Statthalters.

Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

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Bibelarbeit zu Lukas 20,20

1. Erklärungen zum Text

Der Kontext: Lukas 20,20-26

Unser Vers ist eingebettet in eine ganze Geschichte, fast mit dramaturgischem Ausmaß. Die führenden Priester und Schriftgelehrten wollen etwas finden, wofür sie Jesus anklagen, sie wollen ihm eine Falle stellen. Und das bevor seine Lehren und sein Handeln die Menschen so sehr in Begeisterung versetzen, dass ein Aufstand ausbricht.

„Spitzel“ (V.21) werden zu Jesus geschickt. Diese geben vor, aufrichtige und fromme Juden zu sein, die mit einer wichtigen Frage zu Jesus kommen, einer Frage, die damals tatsächlich viele Menschen beschäftigt hat: Wenn sie sich an Gottes Gebote halten, wie sollte es denn dann gleichzeitig auch richtig sein, einem heidnischen Herrscher Steuern zu zahlen? Vor allem dann, wenn die Münzen, mit denen die Steuern bezahlt wurden, das jüdische Gesetz missachteten, weil sie das Bild eines Menschen, das Bild des Kaisers, trugen und zudem noch einen Schriftzug, der die Gottebenbildlichkeit des Kaisers deutlich machen sollte.

Die „Spitzel“ also geben sich so aus, als wollten sie nach Gottes Willen leben (V.20) und planten nun das, was Jesus zwar schon lange vorhergesagt hatte, aber dennoch noch ein bisschen warten musste – ihn auszuliefern in die Hände der Römer. Sie versuchten also, sich bei Jesus „einzuschmeicheln“ und es hat sicher einige Geistesblitze gebraucht, bis sie auf diese, in ihren Augen brillant formulierte, Frage kamen. Die Fangfrage, die sie sich ausdachten, würde Jesus entweder als Revolutionär dastehen lassen (nämlich dann, wenn er sich gegen die Steuerzahlung aussprechen würde) oder aber sie würde deutlich machen, dass Jesus auch nicht der Anführer sein konnte, den sie sich so sehnlichst wünschten, weil er dann deutlich machen würde, dass das Reich Gottes eine rein geistliche Angelegenheit sei und keine Auswirkungen auf den Alltag hätte.

Doch es passiert nicht das, was sich die „Spitzel“ mit der Frage erwartet haben. Jesus dreht den Spieß um und die Ankläger werden selbst zu Angeklagten. Schon die erste Reaktion von Jesus stellt sie an die Wand: „Zeigt mir eine Silbermünze.“ Damit stellt er indirekt die Frage: Warum tragt ihr rechtschaffenden und Gott wohlgefällig sein wollenden Juden überhaupt solch eine gotteslästerliche Münze mit euch? Seiner direkten Frage („Wer ist auf dem Bild zu sehen und wer wird in der Inschrift genannt?“) und der Antwort der Ankläger folgt dann in Vers 25 ein Auftrag, der das ganze Drama auf den Kopf stellt und die Ankläger nicht nur selbst anklagt, sondern regelrecht überführt. Das eigentliche Problem hat gar nichts zu tun mit den Steuern, das eigentliche Problem ist, dass die ach so fromm anmaßenden Juden seiner Zeit immer wieder darin versagt haben, den wahren und lebendigen Gott anzubeten und tatsächlich auch als sein Volk zu leben, darum der eigentliche Auftrag: Gebt Gott zurück, was ihm gehört!! Bringt in Ordnung, was zwischen euch und Gott schief läuft, dann wird sich die Frage nach dem Kaiser auf lange Sicht erübrigen.

Lukas 20,20

„Die führenden Priester und Schriftgelehrten ließen Jesus nicht mehr aus den Augen. Sie schickten Spitzel zu ihm. Die sollten so tun, als wollten sie nach Gottes Willen leben. Mit einer Fangfrage sollten sie Jesus eine Falle stellen und ihn dann den Gerichten und der Macht des römischen Bevollmächtigten ausliefern.“ (BB)

„Sie ließen Jesus nicht mehr aus den Augen …“, das ist ja erstmal nichts Schlechtes. Die Frage ist nur, was für eine Motivation da dahintersteckt – und das ist bei diesen „Spitzeln“ hier keine positive. Sie wollten Jesus mit einer Fangfrage eine Falle stellen und ihn damit loswerden. Dazu mussten sie erst einmal so tun, als würden sie nach Gottes Willen fragen und danach leben. – Wie schwer oder leicht ihnen das wohl gefallen sein wird? Und wie geht es mir damit, mache ich das manchmal vielleicht sogar auch so, dass ich nur so tue, als würde ich nach Gottes Willen leben??

Besonders gut schienen sie Jesus allerdings nicht gekannt zu haben, wenn sie tatsächlich eine Chance darin sahen, mit dieser Taktik durchzukommen und Jesus zu schmeicheln und ihn zu beeindrucken.

Ihr Ziel war auf jeden Fall, ihn auszuliefern an die Römer. Das hatte Jesus ja auch im Vorfeld schon angesprochen – und doch war es an dieser Stelle hier und auf diese Art und Weise einfach noch nicht dran!

2. Bedeutung für heute

Den Vers so herauszunehmen aus dem Gesamtzusammenhang, ist nicht einfach, und doch möchte ich es probieren, gleichzeitig aber den Kontext auch mit hineinspielen lassen.

Die Zeiten haben sich geändert. Unsere Münzen sehen anders aus. Wir haben keinen Kaiser mehr. Auf vielen Münzen bzw. Scheinen ist gar kein Mensch abgebildet und wenn, dann nicht mit dem Zusatz, dass es wichtig ist, diesem zu huldigen. Auch die Steuern werden nicht eingetrieben, sondern zuerst einmal vom Lohn gleich abgezogen, so dass uns das erst auf dem Gehaltszettel so richtig bewusst wird, wie viel wir da Monat für Monat eigentlich zahlen. Bei den jungen Erwachsenen kommt noch hinzu, dass viele noch gar kein steuerpflichtiges Einkommen haben. – Und trotzdem ergeben sich auch für uns heute und für alle nicht Steuern zahlenden jungen Erwachsenen Fragen und Anregungen für den Alltag aus diesem Text heraus.

Jesus nicht mehr aus den Augen lassen

Was gibt es in deinem Leben, das du nicht mehr aus den Augen lässt? Gehört Gott auch dazu? Im Internet kann man mittlerweile viele Studien finden, die sich mit der Nutzung des Smartphones beschäftigen. „Unser Smartphone bekommt einiges an Aufmerksamkeit von uns. Der erste Blick am Tag geht laut einer Umfrage von Deloitte auf unser Smartphone. Der Durchschnittsnutzer checkt seine Mails und Facebook. Bei 39 Prozent gilt auch der letzte Blick vor dem Schlafengehen dem Smartphone. Ein Drittel der Befragten schaut übrigens sogar nachts auf das Gerät – dann allerdings, um zu schauen, wie viel Schlaf noch übrig bleibt, bis der Wecker klingelt.“ (Quelle: https://www.absatzwirtschaft.de/mein-ziemlich-bestes-smartphone-ist-das-erste-an-das-ich-morgens-denke-128776/) Solche Studien und der Blick ins eigene Leben legen nahe, dass wir vor allem dieses Gerät nicht aus den Augen lassen. – Und das mag sicher auch auf viele junge Erwachsene heute zutreffen. Doch was gehört noch zu den „Dingen“, die unsere Aufmerksamkeit so auf sich ziehen, dass sie uns fesseln und wir sie nicht mehr aus den Augen lassen? (Partner, Haustier, Studium, Arbeit, E-Mail Postfach …) Und an welcher Stelle kommt Gott da eigentlich? – Eine Frage, die es sich lohnt, mal zu überdenken …

So tun als ob …

Die angesetzten Spitzel im Text taten so als ob. Als ob sie nach Gottes Willen leben würden. Als ob sie nach seinen Geboten fragen würden. Als ob sie Jesus wirklich interessieren würde.

Doch wie ist das bei uns und bei unseren jungen Erwachsenen? Wo tun wir manchmal so als ob? Als ob Jesus auch in unseren Alltag reinsprechen dürfte. Als ob uns die alten Worte aus der Bibel heute noch etwas angingen. Als ob die Sache mit Jesus auch Relevanz hätte für unseren Alltag. Was von dem, was wir sagen und tun, ist echt? Was von dem, was wir sagen, deckt sich mit dem, was wir auch tun? Sind das Verhalten im Jugendkreis, im Junge-Erwachsenen-Kreis, in der Gemeinde und das Verhalten im Alltag bei mir deckungsgleich? Wo tue ich vielleicht auch so, als hätte ich die Sache mit dem Glauben, mit Gott, verstanden, als könnten bei mir keine Zweifel aufkommen – und dann, wenn ich weit weg bin von den anderen, dann überkommen sie mich doch, die Anfragen, die Zweifel, die Krisen.

Kurz und gut: Wo tue ich manchmal so als ob??

3. Methodik für heute

Einstieg – Spiel

Spielt zu Beginn (in Kleingruppen) eins der folgenden Brettspiele:

  • Agent Undercover (Verlag Piatnik)
  • Codenames – Das Original

Die beiden Brettspiele lassen sich mit einer Anzahl von 3 bis 8 Spielern gut spielen und geben einen guten Einstieg in das Thema Ausspionieren, Fragen stellen, …

Wer keines der beiden Spiele hat oder besorgen kann, der kann selbst eine Variante basteln und sich die Spielanleitung online durchlesen unter https://www.spielewiki.org/wiki/Spyfall.

Bibeltext lesen und Fragen dazu

Lest zuerst gemeinsam den Bibelvers, den du im Vorfeld auf ein großes Plakat geschrieben hast (Achtung: Nicht in der Bibel nachschauen, auch nicht in der BibelApp – einfach erstmal nur den Vers einzeln lesen und wirken lassen). Als Grundlage für meine Bibelarbeit habe ich die BasisBibel benutzt.

Sammelt spontane Äußerungen zum Bibelvers:

  • Welcher Teil des Verses spricht dich an?
  • Wo bleibst du beim Lesen hängen?
  • Was könnte dieser einzelne Vers dir zu sagen haben?
  • Wo tangiert dieser Vers deinen Alltag?
  • Zu welcher Geschichte/Begebenheit in der Bibel könnte der Vers gehören?

Lest nun gemeinsam in eurer Bibel, auf eurem Smartphone den kompletten Kontext des Verses (Lk 20,20-26). Tauscht euch darüber aus:

  • Was sind die spontanen Äußerungen nach dem Lesen des gesamten Textes?
  • Worum geht es?
  • Wo gibt es offene Fragen?

Lasst beim Austausch die Gedanken aus den „Erklärungen zum Text“ mit einfließen.

Beschäftigung mit dem Bibelvers

Auch in diesem 3. Teil soll es überwiegend um den einen Vers gehen: Lukas 20,20.

1. Jesus nicht mehr aus den Augen lassen

Die angeheuerten Spitzel sollten Jesus nicht mehr aus den Augen lassen. Sie sollten ihm vordergründig schmeicheln, sollten sich bei ihm „einschleimen“ und einen günstigen Moment abwarten, um ihre haarklein ausgefeilte Fangfrage zu stellen. Nun ist das ja erstmal nichts Schlechtes, Jesus nicht mehr aus den Augen zu lassen, die Frage ist nur, was für eine Motivation dahinter steckt. – Doch wie ist das bei uns?

  • Was lässt du nur sehr ungern aus den Augen? (sammeln und aufschreiben, evtl. kann bei mehreren Antworten auch ein persönliches Ranking erstellt werden)

Wer mag, kann an dieser Stelle das Smartphone-Zitat von oben mit einbringen bzw. auch folgende Grafik zur Smartphonenutzung: https://www.presseportal.de/pm/56051/4229035.

  • Persönliche Frage: Wie sieht es bei dir denn mit Gott aus? Lässt du den auch nicht aus den Augen bzw. in welchen Situationen lässt du Gott gerne mal aus den Augen?
  • Hast du für dich einen Wunsch, dass sich hier was ändern sollte, die Prioritäten in deinem Leben neu gesetzt werden sollten? Wenn ja, was könnte dir bei der Umsetzung helfen?

Diese doch recht persönlichen Fragen können auch gut in Zweiergesprächen bzw. Kleingruppen diskutiert werden.

2. So tun als ob …

Die angeheuerten Spitzel sollten hier so tun als ob – als ob sie sich an die Gesetze halten würden, als ob Gott ihnen wichtig wäre, als ob …

So tun als ob, das ist auch ein Rat, den ein Vater seinen Söhnen mal gegeben hat – in der sogenannten Ringparabel von Gotthold Ephraim Lessings „Nathan der Weise“. – Diese kann an dieser Stelle gut vorgelesen bzw. in den Kleingruppen ausgeteilt werden.

Der Vater, der über einen Ring mit wunderbar persönlichkeitsbildender Kraft verfügte, konnte sich nicht entscheiden, wem seiner drei Söhne er diesen Ring vererben sollte. Er ließ Duplikate herstellen, so dass nach dem Tod des Vaters jeder Sohn einen Ring erhielt und niemand von ihnen wusste, welcher der echte Ring war. Doch bald begannen die Söhne zu streiten, wer denn nun den echten Ring hatte. Sie zogen vors Gericht und der Richter erteilte den streitenden Söhnen einen weisen Rat: Jeder Sohn sollte so tun, als sei sein Ring der echte und der Kraft des Ringes entsprechend handeln. Auf diese Weise wurde die Frage, welcher Ring wirklich der echte war, bedeutungslos.

  • Was hältst du von dem weisen Rat des Richters?
  • Wo tun Menschen in deinem Umfeld manchmal so als ob?
  • Persönliche Fragen: In welchen Bereichen deines Lebens tust du so als ob? Trifft das auch auf dein Glaubensleben zu?

Hier können die Situationen von oben (Bedeutung für heute) mit aufgegriffen werden. Außerdem können hier auch Gespräche mit Mitarbeitenden angeboten werden, wenn Gesprächsbedarf besteht und durch das Thema etwas aufgewühlt wurde.

Zeit der Stille und Gebet

In einer kurzen Zeit der Stille kann jeder nochmal nachdenken über die beiden Fragen:

  • Wo und wie möchte ich Jesus wieder mehr in den Blick bekommen?
  • Wo möchte ich in meiner Beziehung zu Gott nicht mehr so tun als ob?

In Zweiergruppen kann zum Abschluss für den jeweils anderen gebetet werden.

  • Autor / Autorin: Steffi Pfalzer
  • © Deutscher EC-Verband
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