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Materialart: | Hintergrund/ Grundsatz |
Zielgruppe: | Mitarbeitende |
Einsatzgebiete: | Gruppenstunde, Schulung |
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Zeitbedarf: | 15 Min. |
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Dir ist das Mädchen schon in der Gruppenstunde aufgefallen: Sie ist irgendwie verändert. Die Augen sehen leicht verheult aus, sie ist stiller als sonst und scheint unglücklich zu sein. So ähnlich hat sie schon vorher mal ausgesehen, aber nie so krass wie heute. Darum versuchst du, sie am Ende der Stunde noch einmal unter vier Augen anzusprechen: „Sag mal, ist alles ok bei dir? Du wirkst unglücklich – kann ich dir irgendwie helfen?“
Vielleicht wiegelt sie ab, weil im Grunde alles ok ist – oder sie öffnet dir ihr Herz und du erkennst: Es steckt vielleicht doch etwas mehr dahinter als der »ganz normale Teenager-Wahnsinn«.
Du wirst dich vielleicht noch selbst gut daran erinnern können oder zumindest aus deinem Freundeskreis Geschichten gehört haben: Es gibt tatsächlich eine Zeit, in der das Zusammenleben, gerade mit den Eltern, unheimlich schwierig und anstrengend sein kann! Meistens ist das so die Zeit, wenn man zwischen 12 und 17/18 Jahren alt ist. Danach nimmt dieses rätselhafte Phänomen meist wieder deutlich ab.
Gemeinhin nennt man das ja „Pubertät“ und man ist versucht, all die dabei entstehenden Schwierigkeiten alleine den Jugendlichen anzulasten. Aber wir beide wissen: Das stimmt nicht so ganz! Nicht selten kommt es vor, dass auch die Eltern einen gehörigen Anteil an den Konflikten und Streitigkeiten haben, die zu Hause entstehen können – häufig aus, zumindest ihrer Überzeugung nach, guten Gründen: Denn man macht sich eben Sorgen um das Kind.
Das ist sicherlich auch nachvollziehbar, wenn z. B. die Schulnoten schlechter werden, es vielleicht neue Freunde in der Clique gibt, die unter Umständen einen »schlechten Einfluss« haben könnten, weil sie rauchen, Alkohol trinken …
Aber manche Situation eskaliert auch, weil die Eltern Probleme damit haben, dass ihre »süße Kleine« auf einmal anfängt, selbst zu entscheiden, eigene Ideen zu entwickeln und bisherige Familien-Regeln in Frage zu stellen. Dass die Kinder langsam erwachsen werden, schafft auch bei den Eltern Unsicherheit (positiv gesehen) und führt zu Machtverlust (negativ gesehen).
Wenn sich das Mädchen aus dem oberen Beispiel öffnet und dich mit hinein nimmt in ihre Welt und ihren Kummer, dann ist eine Sache ganz wichtig: Bleib ruhig und hör dem Mädchen erst einmal zu! Dabei ist es egal, ob es um eine eher unwichtige Kleinigkeit geht, die in wenigen Tagen niemand mehr interessiert und die du unter „Zicken-Alarm“ abhaken würdest, oder ob es um einen tiefer gehenden Konflikt oder eine Notlage geht, die dich selbst schockiert und sprachlos macht. Hör ihr aufmerksam zu, stell Fragen, lass dir ihre Probleme ausführlich erzählen – und glaube ihr! Und dann verfalle nicht in blinden Aktionismus, sondern überlege, was jetzt sinnvoll und dran ist.
Die »pubertären Kleinigkeiten« sind häufig Konflikte, die man eigentlich gut miteinander klären kann, wie z. B. der Streit mit den Eltern, wie lange man abends mit den Freundinnen losziehen kann. Die Teens fühlen sich groß, quasi erwachsen und selbstständig, und möchten viel länger unterwegs sein, als es den Eltern lieb ist. Diese haben zum einen tausend mögliche Gefahren und Risiken im Blick, zum anderen aber vielleicht auch schon etwas vom »Jugendschutzgesetz« gehört.
Hier ist es hilfreich, die gegenseitigen Bedürfnisse und auch die Sorgen wahrzunehmen. Wenn man versteht, was den anderen zu seiner Überzeugung bringt, lässt sich eher eine Lösung finden, als wenn man trotzig nur auf seiner Sicht der Dinge besteht. Hier ist eine gute Kommunikation gefragt, die gerne auch von den Teens angewandt werden darf. Machen wir uns nichts vor: »Vernünftige Gespräche« und »Teenager in der Pubertät« scheinen nicht miteinander vereinbar zu sein – genauso wenig wie mit »Verständnis für die Eltern«. Wie das aber vielleicht doch gelingen kann, verrät der Stundenentwurf »Solange du die Füße unter meinen Tisch stellst« Teil 2.
Die tiefer gehenden Konflikte sind anders zu behandeln. Ich denke hier an (sexualisierte) Gewalterfahrungen, starke Machtkonflikte mit den Eltern, notorisches Schulschwänzen, Mobbing in der Klasse usw. Hier reicht kein klärendes Gespräch – das Mädchen braucht kompetente Unterstützung und Hilfe und das kannst du nicht leisten. Trotzdem braucht sie auch jemanden, der sie dabei begleitet, ermutigt und ihr den Rücken stärkt – das kann dann genau dein »Job« sein. Und du kannst mit ihr gemeinsam Hilfe suchen und zu Gesprächsterminen mitgehen.
Wenn es um Hilfe und Beratungsstellen geht, ist eine Information ganz wichtig: Jugendliche haben das Recht, auch ohne ihre Eltern Hilfe und Unterstützung zu suchen und zu erbitten – und das völlig anonym und kostenlos! Bei uns im Kreis gibt es z. B. eine Familien- und Erziehungsberatung, die wöchentlich eine offene Sprechstunde anbietet, zu der man einfach so hingehen kann. Allerdings kann es passieren, dass du dort warten musst. Alternativ kannst du dort auch telefonisch einen Termin vereinbaren. Eine gute Adresse ist auch das Jugendamt deiner Stadt, um sich Unterstützung zu suchen. Genau so kannst du dir »Erste Hilfe« bei der Sozialarbeiterin bzw. bei der Betreuungslehrerin an der Schule holen. Diese haben in der Regel ein gutes Netzwerk und wissen, wo für den speziellen Fall die beste Hilfe zu finden ist.
Wen du ebenfalls mit ins Boot holen kannst, ist die Pfarrerin oder Jugendsekretärin deines CVJMs/deiner Gemeinde. Auch diese Menschen haben einen großen Erfahrungsschatz und können euch bei den ersten Schritten unterstützen.
Für dich als Mitarbeiterin ist es in solchen Momenten auch wichtig, noch jemanden in der Rückhand zu haben, der dich unterstützt. Aber achte darauf, dass du dir und euch sorgsam Unterstützung suchst, denn die Notsituation soll ja nicht zum Dorfgespräch werden!
In all dem Stress vergiss dann nicht, Gott mit einzubinden. Er ist gerade dann nah und erfahrbar, wenn wir am wenigsten mit ihm rechnen. Und er will uns die Kraft und Stärke geben, die wir brauchen – gerade in solchen Momenten.
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