Diese Kirche Kunterbunt bezieht sich auf die Geschichte der biblischen Figur Nehemia. Nehemia stammte von Judäern ab, die nach Babylonien ins Exil verschleppt worden waren. Er war weit gekommen am persischen Hof und war nun Mundschenk des persischen Königs (Nehemia 1,11). Als er von der Zerstörung Jerusalems mitbekommt, rührt ihn das so sehr (Nehemia 1,3-6), dass er bittet, die Mauern wieder aufbauen zu dürfen. Nehemia nutzt sein Amt, um für den Wiederaufbau der Stadtmauer Jerusalems zu sorgen. Vom persischen König erhält er ein Empfehlungsschreiben für die Provinzgouverneure mit militärischem Begleitschutz. Er kommt 445 v. Chr. als persischer Wiederaufbaukommissar in Jerusalem an (Quelle: https://www.bibelwissenschaft.de/ressourcen/wibilex/altes-testament/nehemia ). In nur 52 Tagen baute Nehemia die Stadtmauern wieder auf. Dabei begegneten ihm aber verschiedene Herausforderungen. Der Prozess ist nicht leicht, aber am Ende siedeln neue Familien in das Gebiet, es werden neue Reformen umgesetzt und die Stadt erhält eine neue Lebendigkeit.
Nehemias Geschichte lädt ein, über eigene Brüche im Leben nachzudenken, über das, was kaputt gegangen ist und was uns traurig macht. Vor allem lädt diese Kirche Kunterbunt ein, Gefühle wie Wut, Trauer, Frust zu spüren, aber dabei nicht stehen zu bleiben. Ähnlich wie Nehemia geht es darum, Hoffnung wieder aufzubauen.
Weil es in dieser Kirche Kunterbunt darum geht, Nehemia beim Aufbau der Mauer zu helfen und das auch an ein Baustellen-Szenario erinnern kann, dürft ihr eure Gäste auch gerne so begrüßen: mit Warnwesten, Schutzhelmen, etc. Und warum kreiert ihr nicht direkt auch ein kleines Baustellenszenario, indem man beim Eingang beispielsweise über Kartons klettern muss, etc.?
Hinführung zum Thema durch eine Moderation:
„Bei wem von euch ist schon einmal etwas kaputt gegangen? Was denn zum Beispiel? Manchmal im Leben gehen kleine Dinge kaputt, wie beispielsweise eine Lampe, die
runterfällt. Oder vielleicht ein Spielzeug. Manchmal ein Handy. Manchmal gibt es auch große Sachen, die kaputt gehen. Manchmal ein Auto. Oder ein Klettergerüst. Und manchmal gehen nicht nur Sachen kaputt, sondern manchmal gehen auch Freundschaften kaputt. Manchmal gibt es Streit. Oder Krisen. Manchmal nur kurz, manchmal so schlimm, dass die Beziehung das nicht übersteht. Manchmal geht ein Traum kaputt. Manchmal eine Hoffnung oder ein Wunsch. Heute geht es in der Kirche Kunterbunt um folgende Frage: Was machen wir denn, wenn etwas kaputt geht? Denn bei uns allen geht mal etwas kaputt. Bei uns allen gibt es gute Phasen und auch schwere Phasen. Das gehört dazu. Aber es gibt auch einen Weg da wieder heraus. Und dafür tauchen wir heute in die Geschichte von Nehemia ein. Ihr seht, dass hier ganz schön viel Unordnung ist…hier liegt einfach richtig viel herum… (am besten liegen überall Kartons verstreut)
Das liegt daran, dass bei Nehemia auch etwas kaputt gegangen ist. In seiner Heimatstadt, sind die Stadtmauern kaputt. Und diese Stadt braucht Mauern. Warum könnte sie Mauern brauchen? Wofür sind Mauern denn wichtig? (Familien Antworten geben lassen) Die Stadt war angegriffen worden. Viele mussten aus der Stadt fliehen und wohnten gar nicht mehr dort, sondern im Exil. Nehemia war sehr sehr traurig, als er mitbekam, dass sein ganzes Zuhause kaputt war. In Nehemia wuchs der Wunsch, es wieder aufzubauen. Aber er hatte auch Angst davor. Denn Nehemia wohnte mittlerweile weit weg in Persien. Er hatte sich dort hochgearbeitet und war mittlerweile der Mundschenk des persischen Königs. Sicher wollte dieser nicht, dass er seinen Beruf aufgab, um in Jerusalem Mauern aufzubauen. Deswegen sagte Nehemia auch erst einmal nichts, sondern wartete auf den richtigen Zeitpunkt. Nehemia musste sehr lange warten. 4 Monate. Das ist fast so lang wie ein halbes Schuljahr. Aber der persische König bekam mit, dass Nehemia traurig wurde und forderte ihn auf, sich mitzuteilen. Da nahm Nehemia seinen Mut zusammen und berichtete von der Zerstörung Jerusalems und seinem Wunsch, dort die Mauern wieder aufzubauen. Und tatsächlich wurde es ihm genehmigt. Heute in der Kirche Kunterbunt können wir ihm beim Aufbau helfen. Habt ihr Lust mir zu helfen?“
Bezug zum Thema:
Wir können Nehemia helfen, die Mauern wiederaufzubauen, indem wir beispielsweise diese
Kartons als Familie gemeinsam wieder schön gestalten und dann alle gemeinsam eine Mauer daraus formen.
Material:
- Pappkartons
- Schuhkartons
- Sticker
- Farbe zum Bemalen der Kartons
- Schere
- Kleber
- Krepppapier/anderes Bastelmaterial zum Dekorieren
Stationenbeschreibung: Wählt einen Karton aus und stellt ihn wieder zu einer Mauer auf. Um ihn hoffnungsvoll und schön aussehen zu lassen, dürft ihr die Kartons vorher noch verschönern: Schreibt Hoffnungsvolles auf die Kartons drauf. Bemalt die Kartons. Beklebt sie. Bastelt kleine Blumen auf sie, was immer euch einfällt. Am Ende freuen wir uns, wenn wir alle gemeinsam eine neu gestaltete, bunte Mauer haben.
Bezug zum Thema: Wir können das, was in unserem persönlichen Leben kaputt gegangen ist, einbisschen wied aufbauen, indem wir zur Segensstation gehen und dort für uns beten lassen und es an Gott abgeben.
(eine ausführliche Beschreibung einer Segens-Station findet sich hier: https://www.jugendarbeit.online/dpf_einheit/segenskoffer/ )
Bezug zum Thema: Wer ist der Schnellste im Mauer-Aufbau? Nehemia hat in 52 Tagen die Stadtmauer wieder aufgebaut. Sind wir schneller als 52 Sekunden?
Material:
- Hüttchen
- Stühle
- Seil
- Reifen
- Kartons oder kleine Steine zum Aufbauen
- (alles, was euch kreativ einfällt, um einen Parcour aufzubauen)
Stationsbeschreibung: Gegeneinander treten zwei Personen in einem gleich aufgebauten Parcour an. Auf „los“ geht es los und ihr lauft an das eine Ende des Parcours, um den ersten Karton für eure Mauer aufzubauen. Wie in einem Staffellauf geht es dann wieder zurück zur Startlinie. Erneut lauft ihr durch den Parcour, stellt einen weiteren „Mauer-Stein“ auf und lauft dann wieder zurück. Das wiederholt sich so lange, bis die erste Person von euch mit dem Mauerbau fertig ist. Wer hat gewonnen?
Gesprächsimpuls: Gibt es einen Ort in eurer Stadt/ etwas an eurer Schule oder in eurem Zuhause, das ihr gerne neu aufbauen wollen würdet?
Ähnlich wie bei der Parcour-Station kann auch als Familie/Gruppe eine Runde Yenga gespielt werden, um einen Turm aufzubauen.
Bezug zum Thema: Wir können auch einander aufbauen. Wir können einander Mut schenken, uns Hoffnung geben.
Material:
- Karten-Vorlagen (beispielsweise zurecht geschnittenes A4-Papier in gewünschter Farbe und Material)
- Stifte
- Scheren
- Kleber
- Sticker zum Beschreiben
Stationsbeschreibung: Wen möchtest du gerne „aufbauen“? Wem möchtest du Mut machen, nicht aufzugeben? Bastele dieser Person eine Karte und verschenke diese gerne an sie. Vielleicht hast du ermutigende, tröstende, liebevolle Worte, die der Person gut tun könnten?
Bezug zum Thema: Wir kleben Steine aneinander, wie bei einer Mauer. Aber wir schaffen dadurch auch ein hübsches Geschenk für unsere gebasteltete Ermutigungskarten. In die Holzständer können nämlich die gebastelteren Karten aus der vorherigen Station direkt hineingestellt werden.
Material:
- Easy Sticks (gibt es online zu bestellen)
- Holzleim
- Holz-Buchstaben-Alphabet
- eventuell Trockenblumen zum Verzieren
- Sticker
Stationenbeschreibung: Die Easy-Sticks werden mit einem Klecks an Holzleim zusammengeklebt. So können Holz-Kartenständer entstehen.
Gesprächsimpuls: Wer sind Menschen in deinem Umfeld, denen Mut fehlt und denen du Mut schenken könntest?
Bezug zum Thema: Wir können Mauern wiederaufbauen, indem wir Neues pflanzen. Denn auch das gehört dazu. Nicht aufgeben und Hoffnung haben, dass wieder etwas Neues, Schönes wachsen kann.
Material:
- Blumenerde
- Schaufel
- Töpfe
- Blumensamen
- eventuell Feuchttücher, Handtücher, Schüssel mit Wasser, um dreckige Hände zu säubern
Stationsbeschreibung: Um Hoffnung symbolisch zu pflanzen, werden hier Blumensamen eingesät. Dafür kommt einbisschen Erde in einen dafür vorgesehen Topf und einbisschen Blumensamen. In den nächsten Wochen könnt ihr beobachten, wie die Blumensamen aufgehen.
Bezug zum Thema: Um Mauern wieder aufbauen zu können, braucht es das auch, dass wir akzeptieren: In unserem Leben ist eben nicht alles gut. Und da sind Dinge kaputt. Und das macht uns
vielleicht traurig oder wütend. Und diese Wut können wir rauslassen, in dem wir bei dieser Station etwas zerschlagen dürfen und aufschreiben dürfen, was denn bei uns kaputt ist und
was uns traurig gemacht hat.
Material:
- altes Geschirr/Fliesen/Dachziegel
- Hammer
- Schutzbrille
- Zinkwanne, um die Scherben da drin zerschlagen zu können
Stationsbeschreibung: Als Erstes wird eine Schutzbrille aufgesetzt. Nun darf in Begleitung einer erwachsenen Person dürfen Dachziegel/Fliesen/Geschirr zerschlagen werden, sodass Scherben entstehen. Wenn man möchte, kann man vorher auf die Fliesen/Dachziegel/Geschirr auch noch Dinge aufschreiben, die einen wütend machen.
Gesprächsimpuls: Was macht dich gerade so richtig wütend?
Bezug zum Thema: Als Nehemia von den zertrümmerten Stadtmauern mitbekommt, wird er sehr traurig. In der Bibel steht, dass er geweint und gefastet hat.
Material:
- Filzstifte
- Wasserschale
- Zettel
Stationenbeschreibung: Manchmal passieren Dinge, die uns sehr traurig machen, die uns verletzen, die uns weh tun. Diese Dinge dürfen wir fühlen und aussprechen. Das ist sogar ganz wichtig. Auf diese Zettel dürft ihr eure Traurigkeit aufschreiben. Euer beschriebenes Blatt dürft ihr dann in die Schale mit Wasser legen und zuschauen, wie die Schrift zerfließt. Gott nimmt unsere Traurigkeit ernst. Er hört uns zu, wenn wir traurig sind. Dadurch werden nicht alle Dinge leichter…aber vielleicht verschwimmen sie einbisschen wie die Farbe hier im Glas.
Zusammenfassung der Stationen und Ende der Nehemia-Geschichte
Wow- vor der Kirche Kunterbunt lag hier noch ziemlich viel einfach kaputt herum, aber gemeinsam habt ihr eine Mauer gehabt. Und es ist nicht irgendeine Mauer, sondern eine
richtig schöne Mauer, eine Hoffnungsmauer. Neemia konnte in der Geschichte tatsächlich auch die Mauer wieder aufbauen. Viele viele Menschen haben geholfen. Aber es war nicht
immer leicht. Manche haben ihn auch ausgelacht, dass er nicht seinen Traum aufgibt. Manche haben es ihm extra schwer gemacht. Aber Nehemia hat nicht aufgegeben.
Was können wir tun, wenn bei uns Dinge kaputt gehen?
I. Wir dürfen traurig oder wütend darüber sein- und es ist auch wichtig, das auszusprechen.
II. Wir dürfen uns Hilfe suchen- Nehemia hat das nicht alleine gemacht. Und auch wir müssen nicht alleine bleiben, wenn schlimme Dinge passieren.
III. Und dann ist es so wichtig, nicht aufzugeben: Eine Mauer zu bauen, kann auch ganz symbolisch verstanden werden. Eine Mauer, die uns schützt davor, dass in einer
Welt, in der viele Menschen hässlich sprechen oder sehr negative Dinge sagen, dass wir uns davon nicht runterziehen lassen. Dass wir uns unsere Freude nicht nehmen
lassen. So eine Schutzmauer wünsch ich mir. Wie diese Hoffnungsmauer. In der Bibel sagt Gott immer wieder, wenn alles ganz schlimm und kaputt und traurig
und dunkel ist :“Fürchte dich nicht. Hab keine Angst.“ und immer wieder zeigt er, dass er Dinge wieder heile, wieder gut, wieder schön machen kann. Aber das geht nicht von heute auf morgen. Nehemia musste lange warten. Und wir müssen das manchmal auch. Aber es lohnt sich, nicht aufzugeben.
IV. Und dann ist die Frage: wie verlieren wir denn nicht den Mut? In dem wir nicht aufhören, Schönes zu sammeln. Jeden Abend beispielsweise sammele ich Gründe, wofür ich dankbar bin. Selbst an doofen Tagen. Weil es immer auch Gutes gibt. Oder wir können anfangen, Gutes zu tun und einen Unterschied machen. Oder wir können uns einsetzen, dass Kaputtes wieder heile wird
Erbsen-Gebet
Wir probieren das direkt aus, dass ihr Danke-Gründe sammelt. Ihr bekommt ein ErbsenSäckchen mit Erbsen. Nacheinander dürft ihr sie aus dem Säckchen heraus ziehen und als
Familie etwas sagen, wofür ihr dankbar seid. Gerne dürft ihr das Säckchen mit nachhause nehmen und das auch zuhause machen.
Eine ausführliche Beschreibung des Erbsen-Gebetes findet sich hier: https://www.jugendarbeit.online/dpf_einheit/danke-erbsen-gebet/
Segen mit Luftschlangen
Als die Mauer fertig war, wurde natürlich ausführlich gefeiert. Auch wir wollen gemeinsam feiern, dass wir auch nach schweren Zeiten wieder Freude finden können und Hoffnunng da ist. Dafür gibt es den Luftschlangen-Segen.
Eine ausführliche Beschreibung des Segens findet sich hier: https://www.jugendarbeit.online/dpf_einheit/luftschlangen-segen/
STATIONS-ALTERNATIVEN ZU DEM MAUERBAU
(Bilder von der Kirche Kunterbunt Jagstfeld)
- Autor / Autorin: Janina Crocoll in Kooperation der Kirche Kunterbunt Neuenstadt
- Autor / Autorin: Fotos: Jola Müller
- © EJW - Evangelisches Jugendwerk in Württemberg