„Wollt ihr auch weggehen? ”

Einheit | Bibelarbeit
Einheit | Bibelarbeit

„Wollt ihr auch weggehen? ”

Materialart: Bibelarbeit
Zielgruppe: Jugendliche
Einsatzgebiet: Gruppenstunde
Verband: Praxisverlag buch+musik bm gGmbH
Redaktion: der Steigbügel
Zeitbedarf: 80 Min. (Vorbereitung: 60 Min.)
Benötigte Materialien: Jesus-Darstellungen, kurze Texte (über Jesus), Plakat, Bibel(n) (verschiedene Übersetzungen), Papier und Stift
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Eine Bibelarbeit für Insider

Johannes 6, 66-69
„Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt ihr auch weggehen? Da antwortete ihm Simon Petrus: Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt: Du
bist der Heilige Gottes!”

Die Hintergründe des Textes

Dieser kurze Dialog steht am Ende von Johannes 6. Kurz zuvor haben sich viele, die Jesus ebenfalls nachfolgten, verabschiedet. Der Grund dieses Abschieds liegt in der Brisanz des vorangegangenen Kapitels.
Darin zieht sich eine inhaltliche Linie von der Speisung der Fünftausend, über das Ich-bin-Wort vom Brot bis hin zur Frage Jesu an die Jünger „Wollt ihr auch weggehen?” (Vers 67) und dem darauf folgenden Bekenntnis des Petrus. Um die Größe des Petrusbekenntnisses tiefer zu verstehen, ist es hilfreich, sich mit dem ganzen Kapitel zu beschäftigen.

Brot für alle

Die Menschen, die Jesus gefolgt waren, um ihn zu hören, haben das Wunder der Speisung von mindestens fünftausend Menschen erfahren. Hunger und Durst gehören zu den ganz elementaren Bedürfnissen des Menschen. Jesus greift dieses Bild auf und verdeutlicht daran, dass wir Menschen ihn „so nötig haben, wie das tägliche Brot”. Er möchte unseren Hunger und Durst nach
Leben stillen. „Glaube” heißt in diesem Zusammenhang: Ja sagen dazu, dass ich dieses Grund-nahrungsmittel brauche, damit mein Leben nicht mehr vom Mangel, sondern von der Fülle bestimmt wird. Die ständige Suche nach Mitteln zum Leben („Lebensmittelsuche”) hat ein Ende,
da Gott sein durst- und hungerstillendes Ja über mein Leben gestellt hat.

Widerspruch

In den Versen 36-59 erklärt Jesus näher, was er damit meint. Diese Ausführungen treffen auf harten Widerspruch bei den Zuhörenden. War es ein wirkliches Missverständnis, das die Menschen vor der grausigen Vorstellung zurückschaudern ließ, dass sie wirklich Blut trinken
und menschliches Fleisch essen sollten? Oder haben sie sehr wohl verstanden, dass Jesus hier von seinem Leiden und Sterben am Kreuz redet? Er spricht diese Worte zu seinen Nachfolgerinnen und Nachfolgern, also zu Menschen, die sich bemühen, ihr Leben aus dem Glauben heraus zu gestalten. Und diesen Menschen sagt er, dass er für diese Welt – also auch für jeden und jede
aus ihrem Kreis – sterben wird.
Der Messias am Galgen, ein Ärgernis, ein Skandal für jeden rechtschaffenen und bemühten Anhänger Jesu. Denn sein Leiden und Sterben gilt nicht nur den anderen, sondern auch und gerade ihnen, die sie sich zu ihm halten. Eine solche Radikalität ist für viele Grund zur Abkehr.

Der Blick darüber hinaus

In den Versen 62 und 63 weist Jesus darauf hin, dass sein Leiden und Sterben aber nicht das Letzte sein werden. Daran wird zugleich deutlich, dass Johannes das Kreuz nicht als ein Zeichen des Scheiterns und der Erniedrigung, sondern immer als Zeichen der Erhöhung sieht.

Reaktionen

Ich kann mir gut denken, dass die Anwesenden, die diese Worte Jesu hörten, überhaupt nichts davon verstanden haben. Wie sollten sie auch? Erschließt sich deren Sinn doch so richtig erst von Ostern her. Die Folge war: „Von da an wandten sich viele seiner Jünger ab und gingen hinfort nicht mehr mit ihm” (Vers 66).
Zur damaligen Zeit vollzog sich die Nachfolge der Jesusanhänger im tatsächlichen Sinne im „Mitwandern”. Jetzt geben viele dieses „Mitwandern” auf, sie bleiben nicht nur stehen, sondern „gehen zurück”, in ihr früheres Leben ohne den Nazarener. Um Jesus herum wird es einsam. Wie werden sich seine engsten Vertrauten, die zwölf Jünger, entscheiden? Ist auch ihnen Jesus und sein Handeln zu radikal?

Wir bleiben dabei

„Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt ihr auch weggehen? Da antwortete ihm Simon Petrus: Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Gottes!”

Jesus stellt den Zwölfen frei, sich für oder gegen ihn zu entscheiden. Glaube kann nur in Freiheit leben -niemand kann dazu gedrängt werden.

• Petrus gibt Jesus eine klare Antwort: „Herr, wohin sollen wir gehen?” Für ihn ist die Vorstellung
undenkbar, so weiterzuleben, als hätte er diesen Jesus nie getroffen. Ein Zurück erscheint ihm nicht möglich zu sein. „Wohin sollen wir gehen?”, fragt Simon Petrus. Zurück geht nicht , wohin dann? Es gibt für ihn keine Alternative, als diesem Jesus von Nazareth nachzufolgen. „Du hast Worte ewigen Lebens”, bekennt Petrus.
Was ihn hält, sind nicht die Zeichen und Wunder, die er an der Seite seines Meisters erlebt. Was
ihn hält sind die Worte Jesu die ihm sein eigenes Leben erschliessen und ihm vermitteln, was
Leben heißt. Das haben auch die anderen aus dem engsten Jüngerkreis erfahren. Petrus macht sich zum Sprecher für sie alle. Er blickt auf die Zeit zurück, die sie mit Jesus erlebt haben. Diese Zeit hat ihn – und sie alle – geprägt. Sie haben erkannt, dass ihr Leben an der Seite ihres Meisters an Qualität gewonnen hat. Diese Beziehung ist es, die sie in aller Freiheit bleiben lässt.

• „Du bist der Heilige Gottes.”, fährt Simon Petrus fort. Damit fasst er einen großen theologischen
Zusammenhang in einfache Worte: Jesus, wahrer Mensch und wahrer Gott, wie es später die
Kirchenväter in der 2-Naturen-Lehren ausdrückten. Eine Wesensart Gottes ist, dass er „der Heilige” ist. In seinem Bekenntnis stellt Petrus Jesus somit ganz eindeutig auf Gottes Seite. Jesus ist nicht nur ein beeindruckender Mensch, der durch sein Leben fasziniert, sondern: Er ist der Christus, der Retter dieser Welt.

Dass die zwölf Jünger bei Jesus bleiben, stellt der Evangelist in den Zusammenhang, dass sie sich zwar einerseits dafür willentlich entschieden haben, aber dass sie andererseits diese Ent-scheidung nur aus dem Glauben heraus treffen konnten. Oder, wie es Johannes in Kapitel 15, 16 mit den Worten ausdrückt: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt.”

Zusammenfassung

Bereits in Johannes 6 kündigt Jesus seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung an. Diese Tat-sache ist für seine Zuhörer Grund zum Ärgernis. Dieses Ärgernis ist so groß, dass sich viele Menschen, die ihm nachfolgten von ihm abkehren. Damals wie heute stellt sich die Frage, ob ich
Jesu Tod und Auferstehung für mich und mein Leben in Anspruch nehme oder nicht.
In 1. Korinther 15, 3.4 schreibt Paulus: „Denn als erstes habe ich euch weitergegeben, was auch ich empfangen habe: Dass Christus gestorben ist für unsere Sünden … und dass er auferstanden ist am dritten Tag.”
Erst durch das Osterereignis erschließt und bestätigt sich das Leben Jesu.

Der Text und seine Anfragen an uns heute

An der Grundfrage, ob ich Jesu Heilstat für mich und mein Leben in Anspruch nehme, hat sich nichts geändert. Jesus stellt die Frage: „Wollt ihr auch weggehen?” an seine Jünger. Johannes 6, 67 wendet sich an Menschen, die bereits glauben und in der Nachfolge Jesu leben. Gerade in der traditionell geprägten Jugendarbeit gibt es viele Jugendliche, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die von Kindesbeinen an, die „kirchliche Laufbahn” (frommes Elternhaus, Kinderkirche, Jung-schar, Jugendkreis…) durchschritten haben. Die Beschäftigung mit diesem Text bietet eine gute Chance, die eigenen Glaubensmotive und Gottesbilder zu hinterfragen und zu klären. Diese Bibelarbeit ist deshalb auch gut für Mitarbeiterinnen- und Mitarbeiterkreise geeignet.

Methode

Einstieg

In der Mitte des Raumes liegen verschiedene Jesus-Darstellungen und Texte mit Aussagen über Jesus. Die Jugendlichen suchen sich eine Darstellung oder einen Text aus. In kleinen Gruppen tauschen sie sich über ihre Wahl aus. Folgende Fragen erleichtern den Einstieg in das Gespräch:

• Warum habe ich mich für diese Darstellung oder diesen Text entschieden?
• Was sagt dieses Bild oder dieser Text über meine Vorstellung von Jesus aus?

Begegnungen mit dem Text

Die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter liest nun den Text Johannes 6, 60-69 laut vor. Dann lautet die Frage an die Jugendlichen: Welche Überschrift würdet ihr diesem Text geben? Die gesamm-elten Überschriften werden auf ein Plakat geschrieben.
Diese Methode ermöglicht es, dass verschiedene Aspekte des Textes aufgegriffen werden und
zunächst gleichwertig nebeneinander stehen. Bei einer eher zurückhaltenden Gruppe kann von den Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeitern auch eine Auswahl an unterschiedlichen Überschriften vorgegeben werden.

In Kleingruppen beginnt nun die Detektivarbeit, d.h. jede Gruppe verfolgt eine Spur.

Aufgaben einzelner Gruppen:

• Warum ärgern sich die Zuhörenden so über Jesus, dass sie sich von ihm abkehren?
Die Antwort ist in Johannes 6, 22- 59.62-63 nachzulesen.

• Warum kommt für Petrus eine Abkehr von Jesus nicht in Frage?

• Wie versteht ihr das Bekenntnis des Petrus in Vers 69?

Unter Umständen wird es nötig sein, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den einzelnen Gruppen Tipps und Hilfestellungen geben.
Anschließend stellen sich die einzelnen Gruppen ihre Ergebnisse vor.

Mein eigenes Bekenntnis

Die Jugendlichen haben nun die Möglichkeit, ihr persönliches Bekenntnis zu formulieren. Was
würden sie auf Jesu Frage antworten? Warum glauben sie an Jesus Christus? Was überzeugt sie? Was überzeugt sie nicht? (Papier und Stifte sind hier hilfreich!)

Schlusspunkt

Eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter fasst die Erfahrungen des Abends zusammen. Dabei soll deutlich werden, dass die Beschäftigung mit Johannes 6, 66-69 und dem eigenen Glauben eine wirklich harte Arbeit ist. Der Evangelist Johannes berichtet über ein ganz zentrales Thema des Glaubens.
Petrus war zu einem solchen Bekenntnis nur fähig, da er mit Jesus bereits lange Zeit unterwegs war – und dennoch gehört dieses Bekenntnis zu seinen absoluten Sternstunden. Auch der
Glaube unterliegt Veränderungen, Entwicklungen, Zweifeln und neuen Erkenntnissen. Es lohnt sich, Jesus und meiner Beziehung zu ihm, und das meint „Glaube”, auf der Spur zu bleiben.

Meditationstext

„Was Jesus für mich ist? – Einer, der für mich ist.
Was ich von Jesus halte? – Dass er mich hält.” (Lothar Zenetti)

  • Autor / Autorin: Heike Meyer
  • © Praxisverlag buch+musik bm gGmbH
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