How to … Selbstverpflichtungserklärung

Die Selbstverpflichtungserklärung ist ein immens wichtiger Teil eines Schutz- und Präventionskonzeptes. Sie legt den Rahmen fest, in dem eure Arbeit stattfindet, bildet sozusagen euer Fundament. Wie gelangt man vom leeren Blatt Papier zur ausformulierten Selbstverpflichtungserklärung? Ein Schutzkonzept muss gelebt werden und nicht nur auf dem Papier bestehen. Damit möglichst viele Menschen das Konzept kennen und achten, ist es wichtig, schon in die Erarbeitung viele Menschen mit einzubeziehen – besonders bei der Selbstverpflichtungserklärung, denn die hat den Anspruch für alle Menschen in eurer Gemeinde oder eurem Verein gleichermaßen zu gelten.

Schritt 1: Die Einladung

Ladet ein und motiviert verschiedene Menschen, mit euch gemeinsam die Selbstverpflichtungserklärung zu verfassen: Vertreter*innen aus eurem Vorstand, ehrenamtlich Mitarbeitende, Kinder und Jugendliche, vielleicht auch Eltern …

Am besten plant ihr einen Workshop-Tag ,zu dem ihr einladet, denn ein wenig Zeit benötigt ihr sicher.

Schritt 2: Die Vorbereitung

Wenn ihr erfolgreich einladen konntet, habt ihr nun wahrscheinlich eine diverse Gruppe aus Erwachsenen, Jugendlichen und vielleicht sogar Kindern, aus Mitarbeitenden, Haupt- und Ehrenamtlichen und Eltern zusammen. Um mit diesen Menschen konstruktiv und konzentriert arbeiten zu können, sollten natürlich die Voraussetzungen stimmen. Organisiert im Vorfeld also Snacks, Getränke und am besten auch ein warmes Mittagessen, das ihr später am Tag gemeinsam genießen könnt.

Der Workshop–Tag

Schritt 3: Der Start

Beginnt euren Tag mit der Begrüßung und der Vorstellung eures Planungs-Teams. Damit alle sich ein wenig kennenlernen und miteinander warm werden können, bieten sich anschließend 2–3 kleine gemeinsame Spiele an. Hier eine Auswahl, die ihr beliebig ergänzen könnt:

  • Namensrunde: Alle nennen ihren Namen und ihre Funktion/Aufgabe in der Gemeinde/im Verein oder erzählen, an welchen Veranstaltungen/Gruppen/Freizeiten sie teilnehmen
  • Aufstellen: Die gesamte Gruppe bekommt die Aufgabe sich in einer Reihe aufzustellen und dabei zu sortieren nach:
    • AlterDauer der Ehrenamtlichkeit: Wer ist die längste Zeit schon aktiv?
    • Freizeit-Erfahrung: Wer war schon auf den meisten Freizeiten mit dabei?
  • Alle, die … Im Stuhlkreis steht eine Person in der Mitte und sagt eine Aussage (z. B. alle, die schon einmal an einem Schutzkonzept mitgearbeitet haben). Alle, auf die die Aussage zutrifft, müssen aufstehen und sich einen neuen Platz suchen – die Person in der Mitte ebenfalls.

Schritt 4: Der Einstieg ins Thema

Um mit dem eigentlichen Thema des Tages noch mehr in Berührung zu kommen, betrachtet nun verschiedene Situationen, in die ihr bei eurer Arbeit in der Gemeinde oder dem Verein kommen könntet. Diese kurzen Situationsbeschreibungen müsst ihr vorher vorbereiten, euch überlegen und aufschreiben. Dann lest ihr sie der Reihe nach vor und zu jeder Situation ordnen sich die Menschen im Raum. Auf die eine Seite stellen sich alle, die der Ansicht sind, dass in dieser Situation ihre Grenze verletzt wäre. Auf die Gegenseite stellen sich alle, die finden, dass die genannte Situation kein Problem darstellt. Das gesamte Spektrum des Raumes darf für diese Aufgabe genutzt werden.

Die Situationen sollten auf eure Arbeit und Menschen abgestimmt sein. Manche von ihnen können sehr eindeutig sein, manche sollten aber auch Spielraum für Diskussionen bieten, damit ihr gemeinsam ins Gespräch kommen könnt. Besonders gut eignen sich ohnehin Situationen, die nicht alle Informationen vorgeben, sondern Interpretationsraum lassen. Der Austausch über die eigenen Einschätzungen, Meinungen und Empfindungen bei diesen Situationen ist ausschlaggebend und wichtig für die weitere Arbeit am Schutzkonzept. Hier ein paar Beispiele:

  • Auf der Kinderfreizeit weint ein Mädchen und daraufhin nimmt ein Mitarbeiter das Kind auf den Schoß, um es zu trösten.
  • Nach dem Konfi-Treffen laden zwei Konfirmanden den Pastor zu einem Eis ein.
  • Während der Gruppenstunde macht eine Mitarbeiterin immer wieder Fotos der Kinder, die anschließend im Internet veröffentlich werden, um weitere Kinder zur Gruppe einzuladen.

Sicher fallen euch noch viel mehr für eure Arbeit passende Situationen ein, die ihr besprechen könnt. Sechs bis zehn Situationen solltet ihr für einen guten Einstieg ins Thema diskutieren.

Schritt 5: Die Selbstverpflichtungserklärung

Nun geht’s ans Formulieren eurer Selbstverpflichtungserklärung. Ihr legt damit fest, welche Normen und Werte euch wichtig sind, wie ihr in eurer Gemeinde oder im Verein zusammenarbeiten wollt. Mit mehr als drei bis fünf Menschen lassen sich Texte meistens nicht mehr gut formulieren. Deshalb kann es sich anbieten, euch in Kleingruppen aufzuteilen, die alle unterschiedliche Schwerpunkte eurer Erklärung entwerfen:

  1. Einleitung: Für wen und welche Angebote gilt die Selbsverpflichtungserklärung? Was sind ihre Ziele?
  2. Schutz vor Gewalt jeder Art
  3. Zusammenarbeit, Feedback und Macht
  4. Partizipation und Mitbestimmung
  5. Rechte und Pflichten als Mitarbeitende

Hier ein Beispiel einer Selbstverpflichtungserklärung als Anregung:

Selbstverpflichtungserklärung aus dem Schutz- & Präventionskonzept der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Altona-Ost in Hamburg für den Bereich der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen:

Diese Selbstverpflichtungserklärung gilt für alle Ehren- und Hauptamtlichen und für alle Angebote, Gruppen und Freizeiten für und mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Altona-Ost.

Ich trage dazu bei, einen möglichst sicheren Ort für alle in der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Altona-Ost zu schaffen.

Ich begegne allen Menschen mit Offenheit, Wertschätzung und Respekt.

Ich schaffe Raum dafür, dass persönliche Gefühle, Empfindungen und Grenzen geäußert werden können und ernstgenommen werden. Ich weiß, an wen ich mich wenden kann, wenn ich mich unsicher oder unwohl fühle und kommuniziere Beschwerdemöglichkeiten auch an andere. Ich übe keine körperliche, seelische, verbale, sexualisierte oder digitale Gewalt aus und achte die individuellen Grenzen meiner Mitmenschen und auch von mir selbst. Ich schütze im Rahmen meiner Möglichkeiten meine Mitmenschen vor Diskriminierung und Ausgrenzung, Grenzverletzungen und jeglicher Art von Gewalt, solange ich mich nicht selbst dabei gefährde. Ich bin mir meiner Verantwortung, Vorbildfunktion und der Aufsichtspflicht, die ich als verantwortliche Person ausübe, bewusst und verhalte mich entsprechend. Den mir anvertrauten Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen biete ich mich als Vertrauensperson an. Ich bin zum Austausch und zur Reflexion meiner Handlungen bereit und nehme das Feedback von anderen ernst.
Ich bemühe mich um konstruktive Kritik anderen gegenüber.
Mir ist bewusst, dass in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen allgemein, zwischen und innerhalb der verschiedenen Personengruppen Machtstrukturen bestehen und Gruppendruck entstehen kann.

Ich nutze meine Macht nicht aus und achte darauf, dass andere Menschen ihre Macht ebenfalls nicht missbrauchen. Ich bemühe mich um Partizipations- und Mitgestaltungsmöglichkeiten für alle Teilnehmenden.

Ich informiere mich über die gesetzlichen Vorschriften zum Schutz minderjähriger Menschen und achte sie.
Mir ist bewusst, dass jede sexuelle Handlung mit anvertrauten und hilfesuchenden Personen eine strafbare Handlung mit entsprechenden rechtlichen Folgen ist.

Schutz- & Präventionskonzept der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Altona-Ost für den Bereich der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen

Wenn ich von sexualisierten Grenzverletzungen oder Gewalt weiß oder eine entsprechende Vermutung habe, wende ich mich entweder an Hauptamtliche Personen der Kirchengemeinde oder an die Meldebeauftragten Personen des Kirchenkreises Hamburg- West/Südholstein (0173–2598282 oder meldebeauftragte@kirchenkreis-hhsh.de).
Dabei achte ich den Schutz und die Persönlichkeitsrechte der Betroffenen. Ich weiß, dass ich mir Hilfe suchen darf – innerhalb und außerhalb der Kirche.
Mir ist bewusst und ich trage es mit, dass Verstöße gegen diese Selbstverpflichtung und die in meinem Arbeitsbereich geltenden Regeln Konsequenzen zu Folge haben.
Wenn ich von Regelverstößen höre oder sie mitbekomme, handle ich verantwortlich, ignoriere sie nicht und halte sie auch nicht geheim.


Schritt 6: Das Puzzle

Nachdem alle Gruppen ihre Textbausteine geschrieben haben, trefft ihr euch wieder und stellt euch gegenseitig eure Ergebnisse vor. Jede Gruppe liest ihren Text vor und erklärt gerne auch kurz, warum der so geworden ist, wie er nun vorgetragen wurde. Anschließend ist Raum und Zeit für Rückfragen und Optimierungsvorschläge, damit die Formulieren am Ende auch so sind, dass sie von allen Menschen möglichst gut verstanden werden. Hat jede Gruppe ihren Text präsentiert, braucht ihr die einzelnen Bausteine nur noch zusammenzufügen. Dabei könnt ihr sie auch in die für euch passende Reihenfolge bringen.

Fertig! Herzlichen Glückwunsch zur Selbstverpflichtungserklärung!

Einen Verhaltenskodex benötigt jede Gruppe, jede Freizeit, jedes Angebot eurer Gemeinde oder eures Vereins, denn ein Verhaltenskodex bezieht sich immer ganz konkret auf bestimmte Situationen und Zielgruppen. Er ist ein bedeutendes Präventionsinstrument, denn er bietet (Handlungs-)Sicherheit und gibt Orientierung für Mitarbeitende und Teilnehmende. Wie so oft ist es auch hier sehr sinnvoll, den Verhaltenskodex gemeinsam mit allen Menschen einer Gruppe zu erstellen. Ihr könnt dazu also einfach eine Gruppenstunde oder eine Einheit auf einer Freizeit nutzen.

Im Gegensatz zur Selbstverpflichtungserklärung ist der Verhaltenskodex sehr konkret. Die Selbstverpflichtungserklärung legt den Rahmen fest und die Werte und Normen, die eurer Handeln prägen sollen. Der Verhaltenskodex besteht aus präzisen und klaren Verhaltensregeln. In einem Verhaltenskodex können beispielsweise Sätze stehen wie:

  • Wir hören uns gegenseitig zu und lassen uns ausreden.
  • Wir halten uns an unsere Gruppen-Regeln.
  • An fremden Zimmern klopfen wir und warten, bis wir hereingebeten werden.

Ideen für eine Gruppenstunde zum Verhaltenskodex

Spiel ohne Regeln

Ihr könnt irgendein Spiel auswählen, dass auch ohne Regeln gespielt werden kann. Es sollte ein Spiel sein, das in der Gruppe noch nicht so bekannt ist, dass sich automatisch alle an die vorgegebenen Regeln halten. Für diesen Einstieg könnt ihr euch auch ein kleines Spiel selbst ausdenken.

Spielvorschlag: Teebeutel-Weitwurf
Alle bekommen dafür einen Teebeutel und müssen ihn möglichst weit werfen. Mehr Regeln erklärt ihr nicht. Manche werden den Beutel vielleicht zusammenknüllen und dann werfen. Andere werden ihn vielleicht vorher nass machen, damit er schwerer ist und besser fliegt. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, denn ihr erklärt keine weiteren Regeln und versucht das Spiel so schnell umzusetzen, dass auch keine Zeit für Rückfragen bleibt.

Austausch darüber

Tauscht euch über das gerade gespielte Spiel aus. Jetzt ist Zeit für Rückfragen, für Kritik und Frust – all das ist durchaus gewollt, um die Bedeutung von Regeln aufzuzeigen. Den Kindern oder Jugendlichen wird in diesem Gespräch sicher deutlich werden, dass Regeln längst nicht nur nervig und hinderlich sind, sondern dass Regeln auch Sicherheit geben, weil man dank der Regeln weiß, wie man sich verhalten sollte. Außerdem sorgen Regeln für Fairness, weil alle bei einem Spiel mit Regeln unter den gleichen Bedingungen starten.

Gottes 10 Gebote

Wer mag kann an dieser Stelle auch einen kleinen Exkurs zu Gottes Geboten einschieben. Auch Gott hat uns Menschen seine Gebote ja nicht einfach gegeben, um uns unter Kontrolle zu halten und einzuschränken. Vielmehr hat er sie uns genannt, um uns zu schützen und etwas Gutes zu tun – um uns Sicherheit und Orientierung zu geben, zu zeigen, wie ein Leben gelingen kann.

Verhaltenskodex aufstellen

  • Zunächst finden sich alle in Paaren zusammen und überlegen sich 10 wichtige Regeln für die Gruppe. Diese werden notiert.
  • Als nächstes kommen jeweils zwei Paare zusammen, zeigen sich gegenseitig ihre 10 Regeln und einigen sich gemeinsam auf insgesamt 10 Regeln.
  • Im nächsten Durchgang finden sich nun zwei Vierergruppen zusammen, tauschen sich wieder über ihre Regeln aus und legen sich nun zu acht auf 10 Regeln fest.
  • Anschließend kommen alle Gruppen wieder zusammen, präsentieren sich ihre Regeln und die Gesamtgruppe einigt sich nun auf 10 Regeln.
    • Dabei dürft ihr die einzelnen Regeln auch nochmal umformulieren. Bringt sie außerdem in eine passende Reihenfolge.
    • Zum Abschluss könnt ihr auch ergänzen, was jetzt noch fehlt und unbedingt noch festgehalten werden soll.

Wenn man sich mit dem Thema sexualisierter Gewalt (hoffentlich!) nur theoretisch beschäftigt, ist das zwar nötig, aber mühsam und mitunter selten praxisorientiert. Hier bekommst du einige Anregungen, wie du zum Aspekt »Körpersprache und Wahrnehmung« ganz praktisch mit deinen Mädchen werden kannst. Ich stelle dir einige Spiele und Übungen vor, die sich gut eignen, um die Mädels für den Aspekt zu sensibilisieren und gleichzeitig etwas Spaß zu haben. Es liegt an dir, ob du ein ganzes Treffen mit diesen Vorschlägen gestaltest oder hier und da die Ideen immer wieder mal einzeln in dein Programm einstreust, um das Thema »wach zu halten«. Darum spare ich mir hier ausnahmsweise mal den Aufbau einer Gruppenstunde mit Einstieg und Ende – und serviere dir dafür direkt das Kernstück mit verschiedenen Aktionen und Aufgaben.

Spiegel

So geht’s:

Jeweils zwei Mädels tun sich zusammen und stellen sich gegenüber auf. Startet mit einer Armlänge Abstand, wenn das für alle ok ist. Jetzt beginnt eine, das Verhalten, die Gestik und Mimik der anderen zu spiegeln und möglichst gut nachzumachen. Ermutige die Mädchen dazu, sich von dem meistens vorgestellten Szenario »Ich stehe im Bad vor dem Spiegel« gedanklich zu lösen und einfach frei zu agieren – natürlich in einem Tempo, bei dem die andere als »Spiegel« auch noch hinterherkommt. Nach einiger Zeit wechseln die beiden und das erste Mädchen wird von der anderen gespiegelt. Je nachdem, wie es mit dem Spiegeln läuft, kannst du eine zweite Runde anschließen. Manchmal dauert es nämlich eine gewisse Zeit, bis man sich darauf einlassen kann und das Verlegenheits-Kichern aufhört.

Das kannst du im Anschluss fragen:

Wie ist es euch dabei ergangen? Was fiel leichter: spiegeln oder gespiegelt zu werden?
War etwas unangenehm? Was brauchte es, um ein »guter Spiegel« zu sein?

Hintergrund:

Um bei dieser Aktion gut mitmachen zu können, muss ich mich auf mein Gegenüber einlassen. Ich muss gut beobachten – kann dann vielleicht sogar irgendwann die Bewegungen vorausahnen und mich dabei komplett zurücknehmen und stark konzentrieren. Manchen fällt es schwer, zu agieren, wenn sie so unter Beobachtung stehen.

Aufeinander zugehen

So geht’s:

Wieder braucht es zwei Mädels, die dieses Mal aufeinander zugehen sollen. Darum passt diese Aktion auch gut zu dem Thema »Nähe und Distanz«, aber eben auch zum Thema »Körpersprache und Wahrnehmung«. In der ersten Runde startet ein Mädchen und geht so lange auf die andere zu, bis die ihr ein deutliches »Stopp« zeigt, wenn es ihr zu nah wird bzw. wenn sie es möchte. Dieses »Stopp« kommt entweder sprachlich oder durch einen ausgestreckten Arm. Dann wird gewechselt und das zweite Mädchen geht auf das erste zu, bis sie gestoppt wird.

In einer zweiten Runde geht es wieder darum, die persönliche Grenze abzustecken. Dieses Mal wird das aber ohne sprechen oder Arm ausstrecken angezeigt – und die Mädchen müssen gut aufpassen: Woran erkenne ich jetzt, dass ich der anderen zu nah komme? Wie kann das »Stopp« jetzt aussehen?

Das kannst du im Anschluss fragen:

Woran hast du in der zweiten Runde dein »Stopp-Zeichen« erkannt?
Bist du in deinem »Stopp-Zeichen« erkannt worden?
Was macht es einfacher bzw. schwerer, wenn man auf das sprachliche Zeichnen verzichten soll?
Was für Alternativen fallen euch noch ein?

Hintergrund:

Auch hier gilt es, sein Gegenüber gut in den Blick zu nehmen, um auf kleine Reaktionen im Gesicht, in der Körperspannung etc. zu achten, die als »Stopp« eingesetzt werden. TIPP für Freundinnen: Wer sich gut kennt, lässt ja in der Regel eine größere Nähe zu – manchmal bis zur Nasenspitze. Diese Mädchen sollen sich einfach mal herausfordern und eher stoppen als sonst üblich.

Steh doch nicht so da

So geht’s:

Du hast einige Zettel vorbereitet, auf denen Zuschreibungen stehen, z. B.: ängstlich, schüchtern, sauer, selbstbewusst, mutig, fröhlich, traurig …
Jetzt zieht jedes Mädchen einen Zettel und liest ihn, ohne ihn den anderen zu zeigen. In der ersten Runde geht es darum, genau das Gegenteil von dem darzustellen, was auf dem Zettel steht. Dabei dürfen die Mädchen auch gerne sprechen. Im Anschluss versucht der Rest der Gruppe die Zuschreibung zu erraten – und wer mag, darf gerne bei der Reflexion die eigene Idee dieser Zuschreibung präsentieren.

Nach der ersten Runde werden die Zettel wieder eingesammelt und neu verteilt. Jetzt soll genau das dargestellt werden, was auf dem Zettel steht. Aber: Sprechen ist nicht länger erlaubt! Wie sieht es jetzt aus? Kann die Gruppe die Zuschreibung noch erraten? Und wie sehen vielleicht die alternativen Ideen der anderen aus?

Das kannst du im Anschluss fragen:

Wie schwer ist es dir gefallen, diese Zuschreibung darzustellen?
Woran kann man merken, was der andere darstellt?
Woran kann man im realen Leben merken, wie es dem anderen wohl geht?
Was ist eine mögliche Schwierigkeit dabei, das einzuordnen, was man sieht?

Hintergrund:

Wenn es in der Reflexion darum geht, eigene Ideen der Darstellung zu präsentieren, ist eines wichtig: Keine Darstellung sollte als »besser« oder »schlechter« dargestellt werden! Es geht um die verschiedenen Ausdrucksweisen von ganz unterschiedlichen Menschen – denen es vielleicht bei einer Zuschreibung zudem auch leichter fällt, diese darzustellen, weil man sich in der auch eher persönlich »zu Hause« fühlt.

Pantomime

So geht’s:

In kleinen Gruppen überlegen sich die Mädchen eine Szene, die pantomimisch dargestellt werden soll (z. B. »jemand kauft für jemand anderes einen Luftballon, um ihn aufzumuntern«). Diese schreibt das als eine Art »Regieanweisung« auf einen Zettel, ohne den anderen Kleingruppen etwas davon zu verraten. Dabei soll jede Gruppe sich auch Gedanken dazu machen, wie sie selbst die Szene darstellen/spielen würden. Im Anschluss sammelst du die Zettel ein und verteilst sie so an die Gruppen, dass jede Gruppe eine neue Szene bekommt. Nun erhalten alle ein wenig Zeit, um diese neue Szene umzusetzen und einzuüben. Jetzt kommt es zur Aufführung: nacheinander stellt jede Gruppe ihre zugeloste Szene vor – aber ohne etwas dazu zu sagen. Erkennt die Autoren-Gruppe ihre Szene wieder? Gerne kann diese danach auch zeigen, wie sie sich die Szene vorgestellt haben.

Das kannst du im Anschluss fragen:

Wie war es, die selber ausgedachte Szene jetzt von anderen gespielt zu sehen?
Was war so, wie ihr euch das im Vorfeld gedacht habt und was wurde ganz anders gelöst?
Woran liegt es, wenn sich Erwartung und Realität unterscheiden?
Wie kann man damit umgehen?

Hintergrund:

Wie bei der vorangegangenen Aufgabe geht es nicht darum, etwas in »besser« oder »schlechter« zu klassifizieren – sondern alleine darum, die Vielschichtigkeit von Körpersprache und Wahrnehmung zu erleben. Nicht alles, was ich meine, durch meine Körpersprache auszudrücken, wird von meinem Umfeld auch so wahrgenommen. Darum: miteinander zu sprechen ist wichtig!

Andachtsidee

Ich muss ganz oft an König David denken – an die Zeit, als er noch kein König war. An die Zeit, als er noch ein Junge war, der jüngste der Familie, der die Schafe und Ziegen hütete. Und wie er dann doch loszog, um gegen den großen Krieger Goliath zu kämpfen und ihn besiegte. Davor stand er bei König Saul und hat ihn davon überzeugen können, ihn in den Kampf ziehen zu lassen. Ihn, den kleinen Jungen – während sich Sauls eigene Krieger nicht gegen Goliath in den Kampf getraut haben.

Dass David den König überzeugen konnte, lag nicht an seiner Größe. Nicht an seiner Kampferfahrung. Sondern daran, dass er in seinem Auftreten so eine Sicherheit ausstrahlte, dass der König gar nicht an ihm vorbeikam. Seine Sicherheit hat er auf sein Vertrauen auf Gott gegründet. Und dieses Vertrauen hat ihn niemals enttäuscht. Vielleicht kannst du auch bei Gott den Mut und die Zuversicht finden, die du brauchst, wenn dich das Leben das nächste Mal mit deinem »ganz eigenen Goliath« herausfordert?

Wer lange genug in der Jugendarbeit dabei ist, hat schon einiges erlebt, gespielt und mitgemacht, was in dieser Form heute keinen Platz mehr in der Jugendarbeit findet – und das finden wir gut so. Andere Formate lassen wir vielleicht nicht so gerne aus unseren Angeboten verschwinden, und auch das kann eine gute Entscheidung sein. Was sollte rausfliegen? Woran wollen wir festhalten – und was müssen wir daran verändern, dass es in Zeiten von Prävention noch seinen Platz und seine Berechtigung findet? Gemeinsam machen wir uns auf die Suche und holen uns dazu Experten mit ins Boot. Aber keine »schlauen Leute fernab der Praxis«, sondern die Menschen die es betrifft: die Mädchen aus unseren Gruppen. Sie verfügen über genug Expertise und eigene Erfahrungen, um gute Beraterinnen in der Frage zu sein, was noch geht und was nicht.

Schritt 1:

Sammelt in der Gruppe Spiele und Aktionen, die heute so in der Jugendarbeit keinen Platz mehr haben – und auch Argumente, warum ihr das so entscheidet. Mögliche Nennungen sind z. B.:

Karten rutschen

Wie geht das?

Die Gruppe sitzt im Stuhlkreis und jede:r bekommt eine Karte aus einem Kartenspiel (Pik, Herz, Karo, Kreuz). Wenn so eine Karte gezogen wird, rutscht man im Stuhlkreis einen Platz weiter. Sitzt dort schon jemand, setzt man sich halt auf den Schoß dieser Person. Weiterrücken kann nur, wem niemand auf dem Schoß sitzt. Wer zuerst an seinem Platz ankommt, gewinnt.

Argument dagegen: Dieses Spiel unterschreitet die persönliche Distanz der TN und zwingt zu einer recht intimen Nähe.

Karten knutschen

Wie geht das?

Alle sitzen im Stuhlkreis und geben eine Spielkarte weiter, in dem sie mit dem Mund »angesaugt« wird und man sich der Mitspielerin zuwendet, die ihrerseits die Karte mit dem Mund »ansaugt«, während die erste Person aufhört zu saugen.

Argument dagegen: Bei diesem Spiel kommt es immer wieder vor, dass man sich aus Versehen auf den Mund küsst. Man kann das Ganze auch dahingehend ausnutzen, die Karte mit Absicht loszulassen und so Küsse zu erzwingen. Das wäre übergriffig.

Gordischer Knoten

Alle stehen im Kreis, schließen die Augen, strecken die Hände aus und gehen auf einander zu. Wer dabei eine Hand ertastet, greift sie fest. Irgendwann haben alle im Kreis jemanden an den Händen und öffnen die Augen. Jetzt ist die Aufgabe sich so zu entwirren, dass der Kreis wieder steht – ohne die Hände der anderen loszulassen.

Argument dagegen: Um sich zu entwirren, ist meist eine große Nähe nötig: untereinander hindurch steigen und übereinander hinweg klettern ist für viele oft unangenehm.

Sortiert euch nach

Alle stehen in einem Stuhlkreis auf ihrem Stuhl (oder stehen auf dem Boden und berühren mit einem Fuß ein auf dem Boden liegendes Seil) und müssen sich nach bestimmten Kriterien geordnet aufstellen, ohne dass der Boden berührt wird (bzw. eine Person nicht mind. einen Fuß auf dem Seil hat).

Argument dagegen: Bei diesen Varianten werden die Teilnehmenden immer wieder in Situationen gebracht, die eine große körperliche Nähe erzwingen.

Karotten ziehen

Alle bilden einen Kreis und legen sich auf dem Bauch auf den Boden. Sie halten sich gegenseitig an den Händen. Nun greift eine Person ein und versucht die Karotten aus der Erde zu ernten, in dem sie an den Beinen zieht – so lang und fest, bis der Kreis nicht mehr hält.

Argument dagegen:

Für dieses Spiel ist viel, möglicherweise ungewollte Nähe nötig. Außerdem kann es z. B. ein Kind in eine sehr unangenehme Situation bringen, als erstes aus dem Kreis herausgezogen zu werden.

Was fällt euch selbst noch ein?

Schritt 2:

Denkt an die Spiele und Aktionen, die aufgrund der »erzwungenen« Nähe auf den Prüfstand gehören – die aus euren Augen aber einen großen positiven Wert/Nutzen in der Arbeit haben, dass sie trotzdem erhalten bleiben sollten. Überlegt euch, was diese Spiele dann für ein »Upgrade« brauchen, um ihren Platz im Spiele-Repertoire zu behalten und formuliert die Regeln neu.

Mögliche Nennungen sind z. B.:

Sortiert euch nach

Nach der neuen Regel könnten die Teilnehmenden einfach auf dem Boden stehen, dann können unliebsame Berührungen vermieden werden. Die Schwierigkeit zum Lösen der Aufgabe kann dann darin bestehen, dass man nicht mehr sprechen darf.

Karotten ziehen

Hier kann zum einen darauf geachtet werden, dass auf den zu erwartenden Körperkontakt schon in der Anmoderation deutlich hingewiesen und die Möglichkeit der Beobachter-Rollen genannt wird. Zum anderen kann ein zusätzliches Safe-Word eingebaut werden, damit man während des Spiels schnell und unkompliziert aussteigen kann.

Karten rutschen

Dieses Spiel kann variiert werden, in dem die Gruppe im Kreis vor den Stühlen steht und sich alle während der Spiels in Reihen voreinander stellen, anstatt sich bei einer anderen Person auf den Schoß zu setzten.

Welche grenzwahrenden Varianten könnt ihr noch entwickeln?

Schritt 3:

Erstellt eine Spielesammlung mit euren »neu geregelten« Spielklassikern und eh schon »unproblematischen« Spielen, auf das alle bei euch in der Gemeinde oder im Verein zurückgreifen können. Beachtet dabei auch die »Grundvoraussetzungen« von Spielen im Allgemeinen: Alles geschieht freiwillig, niemand muss mitmachen, man kann auch zwischendurch aussteigen!

Hintergrund zu der Frage nach »Nähe und Distanz« beim gemeinsamen Spielen: Aus wirklich gutem Grund gibt es einen Wandel bei den Spielen, die wir heute noch in der Jugendarbeit spielen, den wir sehr begrüßen. Zugleich bemerken wir, dass die Gefahr besteht, auch einiges an »guten« Spielen über Bord zu werfen – alleine, weil sie eine große Nähe oder Körperkontakt erfordern. Gerade im Bereich der erlebnispädagogischen und der kooperativen Spiele sehen wir diese Möglichkeit. Darum ermutigen wir euch, mit denen dazu ins Gespräch zu kommen, die diese Spiele als Teilnehmende spielen. Was muss sich verändern, dass alle das Spiel gerne mitspielen möchten? Frei nach dem Motto der Jahreslosung: Prüfet alles – und behaltet das Gute!

Was genau sind eigentlich Schutz- und Präventionskonzepte und warum sind sie für die Gemeinde- und Vereinsarbeit so wichtig?

Die neue KON-Einheit »Schutz-Los!« klärt in Themenartikeln kurz und leicht verständlich darüber auf. Sie liefert in praktischen Stundenentwürfen Hilfestellung und wertvolle Tipps, Schutzkonzepte, Verhaltenskodex, Selbstverpflichtungserklärung etc. gemeinsam im Team und mit einer Gruppe für die eigenen Arbeitsbereiche zu erstellen.

Darüberhinaus gibt es Bibelarbeiten zum Thema »Schutz« – wie Jesus selbst sich bei der Gefangennahme gefühlt hat und welche Schutzausrüstung Gott den Menschen gibt, damit sie sich nicht schutzlos fühlen müssen, sondern sich von IHM ausgerüstet und bei IHM geborgen wissen.

Die ForuM-Studie, die von der Evangelischen Kirche Deutschland Ende Januar 2024 veröffentlicht wurde, brachte genau das ans Licht, was bereits von vielen geahnt, gewusst, persönlich leidvoll erfahren und doch auch gezielt von der Institution vertuscht wurde:

  • JA – es gab (und gibt) auch in der Evangelischen Kirche sexualisierte Gewalt gegenüber Kindern, Jugendlichen und anderen Schutzbefohlenen.
  • JA – auch in der Evangelischen Kirche gab (und gibt) es Strukturen und systemische Bedingungen, die sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch möglich machen und sogar unterstützen.
  • JA – auch in der Evangelischen Kirche muss viel dafür getan werden, präventiv diese Missstände zu beheben und bestmöglich dafür Sorge zu tragen, dass »Kirche« der sichere Schutzraum für Menschen ist, den wir uns für uns selbst, unsere Kinder und alle Schutzbedürftigen wünschen.

Ein Werkzeug, dass dabei als ein erster Schritt auf dem Weg zu ebendiesem SafeSpace gesehen werden kann, ist die Entwicklung und Ausarbeitung eines Schutzkonzeptes. In den Gliedkirchen der EKD wird es von den Landessynoden eingefordert. So muss sich jeder Kirchenkreis mit seinen Einrichtungen und jede Kirchengemeinde mit den je individuellen Risiken und bereits vorhandenen Ressourcen auseinandersetzen, um zu schauen, wo Handlungsbedarf besteht und welches Potential bereits vorhanden ist und sich vielleicht ausbauen lässt. Nur wenn ich mir Gedanken dazu mache, welche Rahmenbedingungen bei uns die Gefahr von Übergriffen und Gewalt erhöhen, kann ich versuchen, rechtzeitig gegenzusteuern. Dabei reichen die Herausforderungen von Raum-Fragen (z. B. »Wer hat einen Schlüssel?«, »Wo gibt es dunkle Ecken?«) über Struktur-Fragen (z. B. »Wer trifft bei uns die Entscheidungen?«, »Welche Möglichkeiten habe ich, Kritik zu äußern?«) bis hin zu Mitarbeiter-Fragen (z. B. »Wer kann bei uns mitarbeiten?«, »Welche Voraussetzungen muss ein Mitarbeiter erfüllen?«). Dass es nicht ausreicht, einfach dem Gedanken »Bei UNS passiert doch so etwas nicht« zu folgen, haben die Erfahrungen der Betroffenen aus der ForuM-Studie sehr bitter und deutlich gezeigt.

Welche Schritte ihr bei euch gehen könnt, um ein eigenes Schutzkonzept zu entwickeln, findest du im Stundenentwurf/Artikel »How to … wie ein Schutzkonzept entsteht«.

Aber kommen wir nochmal zu den Ergebnissen, die uns die ForuM-Studie genau geliefert hat – wobei wir bei einer gezielten Betrachtung schon an dem Wort »genau« scheitern, denn genaue Zahlen liefert die Studie leider nicht. Obwohl die Verantwortlichen bereits Ende 2020 die Arbeit aufgenommen haben, reichten die drei Jahre Forschung nicht aus, um sichere Ergebnisse vorweisen zu können. So geht man aktuell von rund 1.259 Beschuldigten und 2.225 Betroffenen aus, die in dem Zeitraum vom 01. Januar 1946 bis einschließlich 31. Dezember 2020 ermittelt werden konnten. Allerdings wurde bei der Vorstellung der Studie deutlich, dass es sich hierbei lediglich um die Fälle handelt, bei denen die Betroffenen der sexualisierten Gewalt zum Tatzeitpunkt noch minderjährig waren – zum Tatzeitpunkt bereits Erwachsene wurden nicht als Betroffene erfasst. Zum anderen sind im Rahmen der Studie nicht von allen Landeskirchen die im Vorfeld vereinbarten Personalakten zur Untersuchung rechtzeitig zur Verfügung gestellt worden, sondern zum Teil nur die Akten, bei denen es aufgrund von Disziplinarakten einen Anfangsverdacht auf sexualisierte Gewalt gegeben hat. Wie hoch also die Gesamtzahl der betroffenen Personen ist, welche Anzahl von Fällen sexualisierter Gewalt noch im Dunkeln liegen, kann leider nur geschätzt werden. Dieses Dunkelfeld noch weiter zu erforschen, ist ein zukünftiges Projekt.

Doch es soll ja nicht alleine um die Aufarbeitung der Fälle gehen, die es in der Evangelischen Kirche bereist gegeben hat – sondern auch um die Frage, wie sich »Kirche« aufstellen muss, um das Risiko für sexualisierte Gewalt zu minimieren. Dabei ist es, neben der Erstellung eines Schutzkonzeptes unumgänglich, eine Haltung zu diesem Themenfeld zu entwickeln:

  • NICHT länger wegsehen, wenn einem etwas seltsam vorkommt
  • NICHT länger weghören, wenn man über Grenzverletzungen und Übergriffe informiert wird
  • NICHT länger tatenlos bleiben, wenn Unrecht geschieht.

Diese Punkte sind zu lange alltägliches Verhalten gewesen, weil ja nicht sein kann, was nicht sein darf. Der tolle Jugend-Mitarbeiter, der ehrwürdige Pfarrer, … die doch nicht!

Es gibt verschiedene Täterinnen- bzw. Täter-Gruppen, gegen die Beschuldigungen vorgebracht wurden – aber die größte Zahl richtete sich gegen männliche Pastoren. Die hatten (und haben?) kaum ein externes Gegenüber, das auf ihr Tun und Lassen schaut und zugleich alleine durch ihr Amt eine gewisse Macht-Position, die sich nur zu leicht ausnutzen lässt. Jeder Gruppenleiter, jede Diakonin und auch die Küster und Gemeindesekretärinnen können Wege finden, wenn sie zu Täterinnen bzw. Tätern werden wollen. Das muss, so gut es eben geht, verhindert werden – auch wenn es einen hundertprozentigen Schutz wohl nie geben kann.

Es gilt also, hinzuhören, hinzuschauen und zu handeln – sich der Verantwortung zu stellen, die wir für die Menschen übernehmen, die zu uns kommen – egal ob als Teilnehmende unserer Arbeit oder als Mitarbeitende. Es gilt, nicht nur ein Schutzkonzept zu erstellen, sondern vor allem, dieses Konzept im Alltag der Gemeinde, der Gruppe oder des Vereins auch zu leben. Wer sich noch tiefer in die Ergebnisse der ForuM-Studie einlesen möchte, findet alle Informationen zu dem Thema unter www.forum-studie.de.

Alle Organisationen, Gemeinden und Vereine, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, sind seit einigen Jahren bereits gesetzlich dazu verpflichtet, ein eigenes Schutz- & Präventionskonzept zu entwickeln. Solch ein Schutz- und Präventionskonzept will einen sicheren Rahmen schaffen und unsere Gemeinden und Vereine zu sicheren Orten machen, an denen Minderjährige, also schutzbefohlene Menschen, in unseren Gebäuden und bei unseren Angeboten auch geschützt werden – vor sexualisierter und auch vor jeder anderen Form der Gewalt. Selbstverständlich lässt sich ein solches Konzept auch auf alle Menschen der Gemeinde/des Vereins, unabhängig ihres Alters problemlos ausweiten. Schutzkonzepte dienen aber nicht nur dazu, sichere Rahmenbedingungen festzuhalten, sie machen diese auch transparent und nachzulesen für alle. Gleichzeitig geben sie Mitarbeitenden klare Verhaltensregeln an die Hand und somit (Handlungs-)Sicherheit in Situationen, in denen es zu Grenzverletzungen oder Gewalt kommt.


Exkurs: Was bedeutet eigentlich …?

Grenzverletzung:

Von Grenzverletzungen sprechen wir, wenn die persönlichen Grenzen oder Gefühle eines Menschen verletzt oder überschritten werden.

Alle Menschen haben ihre eigenen individuellen Grenzen (z.B. wie viel Nähe möchte ich zulassen?). Deswegen kann auch das Empfinden, wann eine Grenzverletzung stattgefunden hat, Gefühle oder das Schamempfinden eines Menschen verletzt worden sind, sehr unterschiedlich sein. Grenzverletzungen passieren oft ungewollt und unbewusst. Wichtig ist, sie (gemeinsam) zu reflektieren und aufzuarbeiten und dabei natürlich immer die Gefühle und Eindrücke der betroffenen Person ernst zunehmen.

Gewalt und ihre Formen:

Verbale Gewalt:

Gewalt durch Sprache, durch Worte, Beleidigungen, Drohungen usw.

Körperliche Gewalt:

Von körperlicher Gewalt (auch als physische Gewalt bezeichnet) sprechen wir, wenn ein Mensch absichtlich körperlich angegangen wird. Solche Körperverletzungen können herbeigeführt werden u.a. durch Tritte, Schläge, den Einsatz von Waffen oder Gegenständen, um Menschen Schmerzen zuzufügen. Auch körperliche Vernachlässigung zählt zu dieser Art der Gewalt. Und auch psychische Gewalt kann physische Folgen nach sich ziehen.

Psychische Gewalt:

Sie wird auch seelische oder emotionale Gewalt genannt. Diese Art von Gewalt wirkt sich vor allem auf das psychische Wohlbefinden eines Menschen aus. Emotionale Gewalt geschieht z.B. durch:

  • Abwertung und Beschimpfung
  • Ungerechtfertigte Kritik
  • Einschüchterung und Drohung
  • Gezielte Manipulation und Kontrolle
  • Erniedrigung
  • Mobbing
  • Ignorieren oder Ausschließen
  • Emotionale Vernachlässigung
  • Übermäßigen Druck

Sexualisierte Gewalt:

Unter den Begriff der sexualisierten Gewalt fällt jede Form von Gewalt, bei der die Sexualität im Mittelpunkt steht. Sexualisierte Gewalt beginnt z.B. bei sexueller Belästigung mit Worten und weitet sich aus bis hin zu handgreiflichen Übergriffen, nicht einvernehmlichen sexuellen Handlungen und Vergewaltigung.


Ein eigenes Schutzkonzept

Ein eigenes Schutzkonzept zu entwickeln, ist wichtig und auch machbar. Damit das gut läuft und das Konzept wirklich tragfähig wird, sind aber ein paar Dinge zu beachten:

Partizipation

Das fertige Schutzkonzept sollte von der gesamten Gemeinde/dem Verein mitgetragen, gelebt werden. Alle sollten es kennen und auf seine Einhaltung achten. Das gelingt am besten, wenn schon während der Erstellung des Konzept möglichst viele Menschen mit einbezogen werden. So entsteht ein gemeinsames Verständnis und eine gemeinsame Haltung.

Wenn ihr also noch ein Schutzkonzept schreiben wollt oder eures überarbeiten möchtet, dann ladet doch möglichst viele Menschen, Mitarbeitende, Eltern, Teilnehmende dazu ein, mit euch zu denken und zu schreiben. Ihr könnt auch für jeden Schritt, jeden Teil eures Konzepts wieder neue oder weitere Menschen dazu bitten, die eure Arbeit unterstützen.

Außerdem sollte das Schutzkonzept folgende Punkte umfassen:

Risiko- & Potentialanalyse

Während der Risikoanalyse schaut ihr euch eure Gemeinde oder euren Verein genau an. Ihr betrachtet dabei eure Räumlichkeiten und eure Strukturen. Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen dabei vor allem zwei Fragen:

  1. Welche Strukturen oder Bedingungen könnten mögliche Täter:innen ausnutzen?
  2. Finden betroffene Menschen vor Ort schnell Ansprechpersonen, die sensibilisiert sind, zuhören und helfen können?

Um diese Fragen beantworten zu können, sind die Ansichten und Einschätzungen der Kinder und Jugendlichen, eurer Teilnehmenden unverzichtbar. Um sie zu Wort kommen zu lassen, kann eine Umfrage gut dienen, die ihr online oder als Fragebogen in ausgedruckter Form verteilen könnt. Auf diese Weise könnt ihr alle Menschen, die zu euren Angeboten und in eure Räumlichkeiten kommen, berücksichtigen und fragen, wie sie sich bei euch fühlen.

Wie sicher fühlen sie sich in euren Räumen? Gibt es dort evtl. schlecht einsehbare Ecken, in denen Menschen sich unwohl fühlen könnten?

Wie sicher fühlen sich die Kinder und Jugendlichen während eurer Angebote? Haben sie Vertrauen zu den Mitarbeitenden? Wissen sie, wen sie ansprechen können, wenn sie sich in einer Situation unwohl fühlen?

Diese Analyse bleibt nicht beim Risiko stehen. Das Risiko zu erkennen ist der erste Schritt, aber schaut außerdem auch auf eure Potentiale. Was unternehmt ihr bereits, um Menschen zu schützen? Welche sinnvollen Regeln, Verhaltensweisen und Werte gelten schon bei euch? Welche positiven und schützenden Strukturen sind bei euch installiert, so dass Machtmissbrauch erschwert wird?

Selbstverpflichtungserklärung

In der Selbstverpflichtungserklärung legt ihr eure Werte und Grundsätze für eure Arbeit fest. Diese Erklärung verfasst ihr gemeinsam und unterschreibt sie anschließend am besten als ein Zeichen ihrer Wichtigkeit und Gültigkeit. Ihr verpflichtet euch mit ihr selbst z. B. dazu, respektvoll miteinander umzugehen, zu Offenheit, Toleranz, Wertschätzung oder Friedfertigkeit.

Verhaltenskodex

Die Selbstverpflichtungserklärung liefert den großen Rahmen für alle – der Verhaltenskodex konkrete Handlungsanweisungen passend zu seiner jeweiligen Zielgruppe.

Jede Gruppe und jede Freizeit benötigt ihren eigenen für sie erstellten Verhaltenskodex. Diesen könnt ihr gemeinsam mit den Mitarbeitenden und Teilnehmenden der Angebote schreiben. Es geht darum, ganz konkrete Regeln für diese Gruppe/Freizeit und diese Zielgruppe festzulegen. Auch Kinder können dabei schon sehr gut mitreden und sagen, welche Regeln sie für ihre Angebote wichtig finden.

Solche konkreten Handlungsvorgaben könnten z. B. lauten: Bevor ich während der Freizeit ein Zimmer betrete, klopfe ich an und warte, bis ich hereingebeten werde. Ich gehe nicht allein in fremde Zimmer …

Fortbildungen und Personalverantwortung

Zur Erarbeitung eines Schutzkonzept gehört es auch, sich Gedanken darüber zu machen, wie ihr eure eigenen Mitarbeitenden schulen möchtet.

Wer mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, sollte über ein gewisses Wissen und eine Qualifikation auch im Bereich der (sexualisierten) Gewaltprävention verfügen. Denn Wissen und die regelmäßige Beschäftigung mit diesem Thema schafft Sensibilität und Sicherheit im Umgang damit, um bei einem Verdachtsfall angemessen handeln zu können.

Wann sprecht ihr dieses Thema mit neuen Mitarbeitenden an? Könnt ihr eigene passende Fortbildungen organisieren, in dem ihr z. B. externe Experten als Referentinnen bzw. Referenten einladet? Oder veranstaltet euer Kirchenkreis regelmäßig thematische Fortbildungen, zu denen ihr eure Mitarbeitenden schicken könnt?

Beschwerdemanagement

Zentraler Teil eines Schutzkonzeptes ist auch das sogenannte Beschwerdemanagement – und eine wichtige präventive Maßnahme. Dabei geht es darum, als Verein oder Gemeinde eine gute Struktur zu entwickeln, die es allen Menschen ermöglicht, sicher und niederschwellig auch Bedenken, Kritik oder Unbehagen zu äußern.

Wenn die Menschen wissen, wen sie auch bei diesen Anliegen ansprechen können und dass sie ernst genommen und ihre Anliegen gemeinsam bearbeitet werden, entsteht viel Vertrauen – im Idealfall so viel, dass auch wirklich schwerwiegende Konflikte und Situationen angesprochen werden.

Für ein gelingendes Beschwerdemanagement ist wichtig, dass die Wege der Kommunikation klar und leicht sind. Die Anlaufstellen und -personen müssen bekannt und auf unterschiedlichen Wegen zu erreichen sein (z. B. per Telefon, Mail und zu einer Sprechzeit im Büro). Außerdem versteht sich von selbst, dass alle Beschwerden vertraulich behandelt werden. Darüber hinaus sollten alle Beschwerden und die darauf folgenden Schritte der Bearbeitung dokumentiert werden. Wer eine Beschwerde geäußert hat, sollte außerdem auch transparente Rückmeldung bekommen, wie mit der Beschwerde verfahren wird.

Krisenintervention

Akute Vorfällen von (sexualisierter) Gewalt können leider überall vorkommen – ein gutes Schutz- und Präventionskonzept trägt dazu bei, solche Situationen zu vermeiden bzw. frühzeitig zu erkennen.

Kommt es trotzdem zu einem Vorfall oder Verdachtsfall, benötigt jede Gemeinde, jeder Verein einen Kriseninterventionsplan, also ein Handlungskonzept, das vorschreibt, wie nun agiert wird. Wer muss wann informiert werden? Welche externen Stellen werden einbezogen? Wie wird solch ein Verdachtsfall bearbeitet?

Es geht um ein koordiniertes Vorgehen, um schnelle Hilfe und Unterstützung für die betroffene Person (emotional wie auch rechtlich), um die Einbeziehung von Spezialistinnen bzw. Spezialisten und um Nach- und Aufarbeitung des Vorfalls. Besonders an diesem Punkt müsst ihr euch nicht alle Gedanken allein machen, denn viele Kirchenkreise haben bereits eigene Handlungspläne für Krisensituationen aufgestellt. Daraus ergibt sich oftmals auch für eure Gemeinde oder euren Verein viel, da dort bereits festgelegt ist, wann z. B. Fälle gemeldet und Vertreterinnen bzw. Vertreter des Kirchenkreises mit einbezogen werden müssen.

Aufarbeitung

Kam es zu einem Vorfall, ist die Aufarbeitung und Reflexion wichtig, um zu lernen, um eigene Strukturen weiter zu verbessern und somit den Menschen einen noch sichereren Ort zu bieten.

Hierbei stellt sich die Frage, welche Ursachen und welchen Ablauf der Vorfall hatte. Wie, wann und wo hat er sich ereignet? Welche Maßnahmen können dabei helfen, solche Situationen in Zukunft zu vermeiden?

Weitere wichtige Infos, gute (Begriffs-)Erklärungen zum Thema und Hinweise, worauf du achten und was du bei der Erarbeitung eines Schutzkonzepts bedenken solltest, findest du u.a. hier:

Wer sich mit den Ergebnissen der ForuM-Studie beschäftigt, wer vielleicht schon eine Grundschulung zur Prävention vor sexualisierter Gewalt besucht hat oder sich aus anderen Gründen darüber informiert, wird feststellen: Wir reden in diesem Kontext möglichst nicht von „Opfern“ – sondern es handelt sich um „Betroffene“. Wir schreiben auch nicht von „sexuellem Missbrauch“ – sondern bezeichnen die Taten als „sexuelle Gewalt“. Warum ist das so? Der Hintergrund ist ganz einfach: weil unsere Sprache Wirklichkeit schafft. Der englische Autor Samuel Johnson hatte es im 18. Jahrhundert so ausgedrückt: „Die Sprache ist die Kleidung der Gedanken“.

Wenn wir im Zusammenhang von sexualisierter Gewalt gegen ein Kind von „sexuellem MISSbrauch“ sprechen würden, biedert sich der Gedanke an, es könne auch eine positive Form eines „sexuellen GEbrauchs“ geben. Dieser Gedanke kann dann daher rühren, dass es in anderen Bereichen sehr wohl eine negative, MISSbräuchliche Handlung als auch eine positive Gebrauchsform gibt. Wir sprechen ja z. B. von der MISSbräuchlichen Nutzung im Sinne einer Alkohol-, Drogen oder Spielsucht, und kennen zugleich die „positiven“ Formen dieser Dinge: z. B. den Alkoholkonsum im Sinne von „Genuss“, der Einnahme von Schmerzmitteln im Rahmen einer ärztlichen Therapie oder die Nutzung von Spielekonsolen in einem gesundheitlich stabilen Bereich. Bei sexualisierter Gewalt ist dies aber absolut nicht der Fall, da spricht die Gesetzeslage in Deutschland zum Glück eine deutliche Sprache.

Ähnlich verhält es sich mit dem Bergriff „Opfer“: Häufig wird dieses Wort mit negativen Konnotationen wie Passivität, Fremdbestimmung, Abhängigkeit, Ohnmacht und Hilflosigkeit verbunden und darum von vielen Betroffenen abgelehnt. Sie empfinden den Begriff eher als stigmatisierend, denn sie fühlen sich ja nicht (nur) schwach, hilflos oder ohnmächtig. Das Gegenteil ist der Fall, denn mit den Erfahrungen von sexualisierter Gewalt umzugehen und diese beispielsweise öffentlich zu machen, zeugt von Stärke und Selbstwirksamkeit. Manche Betroffene sprechen von sich in diesem Zusammenhang auch von „Überlebenden“.

Welche Macht Sprache im Übrigen hat, erlebst du im Alltag immer wieder. Das beginnt bei den so genannten „performativen Äußerungen“, die deine erlebte Wirklichkeit durch Worte verändern. Ganz klassisch ist da das „Ja“-Wort beim Standesamt, dass aus zwei Menschen ein EHE-Paar mit einem ganz eigenen rechtlichen Rahmen macht. Ein anderes Beispiel ist die zugesprochene Sündenvergebung bei der Beichte.) Es betrifft aber vor allem die soziale Wirklichkeit der Gesellschaft. Der Schwerpunkt auf der „sozialen Wirklichkeit“ liegt darin begründet, dass ich z. B. nicht einfach über mehr finanzielle Mittel verfüge, einfach weil ich immer wieder davon erzähle, dass ich reich bin.

Die soziale Wirklichkeit wird durch unsere Sprache aber sehr wohl verändert – und darum sollten wir mit unseren Worten auch weise umgehen. So erleben wir zur Zeit auf der einen Seite eine Gender-Debatte, um die geschlechtliche Vielfalt unserer Gesellschaft auch sprachlich auszudrücken und nicht im „generischen Maskulinum“ verschwinden zu lassen (was besonders dann peinlich wird, wenn wir z. B. von pauschal „Grundschullehrern“ sprechen, dabei natürlich auch alle Grundschullehrerinnen einbeziehen und die Lehrkräfte an Grundschulen dabei tatsächlich zu fast 90% weiblich sind und man alleine von dem Verhältnis her eher das „generische Femininum“ hätte nutzen sollen).

Wir erleben dabei viel Ablehnung à la „das ist doch nicht nötig“ und „das haben wir doch immer schon gemacht“ und verkennen dabei die Realität, dass es in unserem Verständnis aus diesen Gründen immer noch eher „Männerberufe“ bzw. „Frauenberufe“ in ihrer Bezeichnung gibt (z. B. Pilot, Maurer, Feuerwehrmann, Krankenschwester, Haushälterin), bei denen wir eher das eine oder andere Geschlecht erwarten – und gleichzeitig keine Bezeichnung für eine männliche Hebamme haben.

Auf der anderen Seite verschiebt sich Stück für Stück die Grenze des Sagbaren im politischen Diskurs in unserem Land, basierend auf vorgeschobenen „das wird man ja wohl noch sagen dürfen“– oder „nichts darf man mehr sagen“-Argumentationen aus der rechtsnationalen Ecke, die sich aus fehlgeleitetem Wahlkampf-Kalkül auch zunehmend in manchen demokratischen Parteien wiederfinden. Hier sollten wir wachsam bleiben, uns davor hüten, die „Messer-Männer“, „kleinen Paschas“ und „Kopftuch-Mädchen“ als neue Bedrohung in unserem Land anzusehen, sondern es klar benennen und aufzeigen, wenn Menschen versuchen, durch menschenverachtende Sprache, der Reproduktion rassistischer Begriffe und Verdrehung gesellschaftlicher Tatsachen eine Wirklichkeit zu schaffen, in der ein friedliches Miteinander nicht mehr möglich ist.

Aufbau:

Die leitende Person markiert vorab mit den Spielseilen einen gedachten See (ca. 10-15 m Durchmesser) mit einer kleinen Insel (ca. 1 m Durchmesser) in der Mitte und positioniert darauf den Schatz. Ein Baum mit stabilen Ästen sollte in der Nähe stehen.

Instruktion:

Ihr habt heute die Aufgabe, einen auf einer Insel liegenden Schatz zu bergen. Diese liegt jedoch in einem See voller giftiger Säure. Jeglicher Kontakt mit der Säure, sei es durch Personen oder durch Material, ist strengstens zu vermeiden. Aus einem bunt gemischten Materialfundus dürft ihr vorab vier Gegenstände auswählen, die ihr zur Bewältigung der Aufgabe einsetzen wollt. Bitte versucht bei der Lösungsfindung möglichst alle aus eurer Gruppe einzubeziehen. Achtet weiterhin genauestens auf die Sicherheit aller Personen und die Einhaltung der Regeln.

Verlauf:

Je nach Anzahl der möglichen Hilfsmittel kann schon der Auswahlprozess für die Gruppe herausfordernd sein. Welche Gegenstände erscheinen sinnvoll? Welche braucht man überhaupt nicht? Dies darf je nach Gruppe von der leitenden Person konstruktiv begleitet werden. Automatisch werden durch die Gegenstände mögliche Lösungsstrategien diskutiert.

Eine denkbare Lösung wäre, das Seil an dem Baum zu befestigen. Eine Person zieht sich den Klettergurt an und hängt sich dann mit dem Karabiner in das Seil ein. Wenn nun alle übrigen Teilnehmenden am Seilende ziehen, kann sich der Kletterer am straffen Seil zur Insel entlanghangeln – natürlich ohne den Boden zu berühren – und den Schatz bergen.

Bei Verletzung der Regeln können diverse Konsequenzen wie Neustart, Tragen einer Augenbinde etc. folgen. Durch ein sinnvolles Auswählen des Materials, der Übernahme von Verantwortung und einer finalen motivierten Zusammenarbeit der Gruppe, kann der Schatz sicher geborgen werden.

Lernimpuls/ Transfer:

In Form eines Rundgesprächs gilt es bei der Reflexion herauszuarbeiten, welche Gegenstände aus dem Pool nun tatsächlich für die Lösung gut waren. Welche Dinge haben der mündlichen Prüfung, dem Abwägen vorab standgehalten? Verschiedene Leute kommen zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen, was denn jetzt für die Übung brauchbar war. Manches kann man so und so bewerten. Und trotzdem eignen sich hier bestimmte Sachen einfach mehr, um ans Ziel zu kommen (Klettermaterial). Prinzipiell stehen die Gegenstände aus dem Klettersport für eine hohe Qualität, für eine hohe Festigkeit. Gerne kann an dieser Stelle auch auf die Mindestbruchkraft von 22 kn verwiesen werden, die laut Norm Seile und Karabiner etc. aushalten müssen. Das bedeutet: das Seil muss mindestens 22 Kilonewton (ca. 2,2 Tonnen) halten, bevor es reißt. Das ist mehr, als auf Nachfrage oft geschätzt wird. Eventuell kann auch ein nicht mehr gebrauchtes, an Ende aufgefasertes Seilstück herumgegeben werden, um zu zeigen, aus wie vielen einzelnen Garnen ein Seil aufwendig gesponnen wird. Erst dadurch wird es richtig belastbar, erst damit bekommt es seine Qualität.

Dazu passend fordert uns die Jahreslosung zum einen zum Prüfen heraus: genau hinschauen, explizites Hinterfragen. Wie geht prüfen? Einfach mal checken, was gut ist. Und wie finden wir heraus, was das Gute ist? Gott traut uns, so Paulus in diesem Bibelabschnitt, das Prüfen zu. Verantwortungsvoll können wir abwägen, was gut ist und so auf Gottes Reden hören. Das wird immer auch im Dialog passieren dürfen, zusammen mit anderen Mitchristen abwägen, was der richtige Weg zum Ziel ist.

Zum zweiten heißt es, das Gute zu behalten. Das Gute, das durch das Prüfen entdeckt wurde, gilt es zu bewahren. Das war das Ziel des Prüfens. Bereits im Alten Testament in Psalm 103,2 BB werden wir darauf hingewiesen: „Lobe den Herrn meine Seele! Und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ Und in Markus 10,18 BB sagt Jesus: „Niemand ist gut, außer dem Einen: Gott“. Biblisch gesehen wird also das Gute Gott zugeschrieben, er tut uns gut. Die Liebe Gottes, die in Jesus auf die Welt kam, ist das richtige Evangelium. Das können wir für uns festhalten – und dann auch anderen weitergeben.

Übrigens: ähnliche Übungen wie die hier beschrieben findet ihr auch in „Sinn gesucht – Gott erfahren 3“ (Herausgeber: Schwaderer, Ulrich / Wiedmayer, Jörg / Wöhrbach, Simon) Hier gibt’s kompakte Übungen für die Arbeit mit Teenager- und Jugendgruppen, die wichtige Erfahrungen vermitteln und Lernprozesse in Gang setzen. Beziehen könnt ihr das Buch zum Beispiel hier. Weiterführende Gedanken zur Jahreslosung gibt‘ z.B. in „Alles kann raus, Martin Grauer, Matthias Rumm, 2024″, v.a. im Artikel „Ist das (noch) gut oder kann das weg?“ von Martin Grauer. Bestellbar hier!


Pommes oder Pizza? Chillen oder Joggen? Selbst bei solchen Alltagsfragen fällt es uns manchmal schwer, eine Entscheidung zu treffen. Und wenn es dann erst darum geht, wie man den Sommerurlaub verbringt, welchen beruflichen Weg man einschlagen möchte oder wo und mit wem man zusammenwohnen will… dann wird’s erst richtig kompliziert! In diesem Text bekommst du Infos zum Thema Entscheidungen und Impulse, was zur Entscheidungsfindung helfen kann.

Was entscheiden schwer macht:

  • Entscheiden heißt wählen! Wer sich für eine Sache entscheidet entscheidet sich automatisch gleichzeitig gegen viele andere Möglichkeiten – und verzichtet vielleicht auf etwas das (auch) schön und gut wäre
  • Wir können nicht in die Zukunft sehen. Ob eine Entscheidung sich als „richtig“ erweist kann man manchmal erst im Rückblick sehen. Wer entscheidet muss also auch gegen die Angst kämpfen: die Entscheidung könnte falsch sein. Es gibt keine Garantie, dass bei Entscheidungen das Erhoffte eintreten wird.
  • Wir haben nicht immer alle Infos. Manchmal erfährt man erst nach einer Entscheidung Wichtiges, das im Vorfeld zu einer anderen Entscheidung geführt hätte. Oft ist es gar nicht möglich, sich einen wirklich umfassenden Überblick zu verschaffen über die Möglichkeiten, die man eigentlich hat.
  • Nicht wissen, was man will. Wenn du grundsätzlich nicht weißt, in welche Richtung dein Leben gehen soll, kann es schwerer fallen, große Entscheidungen zu treffen.

Aber: entscheiden zu dürfen ist ein Privileg! Wir sind keine Marionetten. Gott schenkt uns einen freien Willen. Wir können in vielen Bereichen über unser Leben selbst entscheiden. Das bedeutet: Verantwortung übernehmen! Und es bedeutet, darin zu vertrauen, dass Gott mir bei Entscheidungen zur Seite steht und mit mir auch trotz Umwegen zum Ziel kommt.

Entscheidungs-Methoden

Wie man sich gut entscheiden kann – dazu gibt’s jede Menge Theorien und Methoden. Vielleicht willst du ja mal was ausprobieren? Los geht’s!

CAF: „Consider all Facts“
Alle Faktoren aufschreiben, die mit meiner Fragestellung, meiner Entscheidung, meinem Problem zusammenhängen; möglichst viele Informationen und Einflussfaktoren sammeln und die Ergebnisse wie eine Checkliste benutzen. Dazu musst du dich ganz automatisch ausführlich mit deinem Thema befassen

PMI: Plus – Minus- Interessant
Kriterien für die Entscheidung mit verschiedenen Alternativen aufschreiben und gewichten. Aufmerksamkeit gezielt nacheinander für jeweils 2-3 Minuten auf einzelne (positive und negative) Aspekte richten und das Ergebnis der Gedanken aufschreiben. Für Aspekte, die weder positiv noch negativ sind, bei denen die Auswirkung noch nicht einschätzbar ist sowie für offene Fragen eine weitere Kategorie mit der Bezeichnung „interessant“ einführen. Es wird deutlich: hier besteht noch weiterer Informations-bedarf. Die PM-Kategorien gewichten (1-6 Punkte), das Ergebnis zusammenzählen und überdenken.

„Zwei Wege“
Wenn es um eine Lebens-Entscheidung geht kannst du versuchen „in die Zukunft zu sehen“ ;-). Dazu stellst du dich auf einen Punkt im Raum – das ist der Zustand JETZT. Dann blickst du in eine Richtung und überlegst: wenn ich diesen Weg einschlage, wo bin ich dann wahrscheinlich in einem Jahr, in fünf, in Zehn? Schreibe deine Überlegungen auf Zettel und lege sie auf einen „Zeitstrahl“. Dann drehe dich um 90 Grad von deinem Ausgangspunkt und mache einen neuen Zeitstrahl für die andere Entscheidungsmöglichkeit. Stelle dich bewusst zu den einzelnen Zetteln und finde heraus, wie es dir dabei geht. Nimm dir Zeit. Dann mach das Selbe mit dem anderen Zeitstrahl.

Intuitive Entscheidungsmethoden
Das Prinzip besteht darin, die Kraft und das Wissen unseres Unterbewusstseins zu nutzen. Dieses hat viel mehr Erfahrungen, Eindrücke und Erlebnisse gespeichert als wir bewusst abrufen können (Bauchgefühl). Je mehr wir lernen, unsere Intuition wahrzunehmen und auf sie zu hören, desto größer wird der Nutzen sein, den wir daraus ziehen. Ideen, wie das praktisch aussehen kann? Du zählst bis fünf und entscheidest dann spontan, ohne nachzudenken. Oder du überlässt die Entscheidung dem Zufall und wirfst eine Münze… Seine eigene „Entscheidungsfreude“ kann man so auch etwas trainieren! Diese Methoden eignen sich vor allem für „kleinere“ Entscheidungen im Alltag.

Tipps

  • Lass dir Zeit für wichtige Entscheidungen.
  • Prioritäten setzen. Wenn du eine grundsätzliche Idee hast, in welche Richtung dein Leben laufen soll, was dir wirklich wichtig ist und worauf du am Ende seines Lebens stolz und dankbar zurückblicken möchtest… dann fällt es dir leichter, größere (Lebens-)Entscheidungen zu treffen.
  • Berate dich mit Freunden und Menschen, die dich gut kennen und auch hinterfragen. Sie sehen deine Schwächen, Stärken und dein Potential manchmal besser als du selbst. Besprich dich aber zumindest manchmal auch mit denen, die eine andere Meinung vertreten als du und dich herausfordern mit ihrer Sichtweise (raus aus der Bubble!). Auch wenn du ihre Einstellung nicht teilst kann es wertvoll sein zu hören, was sie denken und warum.
  • Bete für Weisheit!
  • Und dann triff mutig eine Entscheidung und steh auch innerlich dazu. Lass die anderen Optionen hinter dir und wälze sie nicht noch dauernd in deinem Kopf („Hätte ich nur…“, „Was wäre wenn ich XY gewählt hätte…“)
  • Wenn du merkst, dass du einen Weg eingeschlagen hast, bei dem es dir nicht gut geht halte nicht krampfhaft an deiner Entscheidung fest sondern triff eine neue. Aber: nicht jede Herausforderung heißt gleich dass dein Weg falsch ist! Hier ist eine gute Unterscheidungsgabe gefragt.
  • Scheitern oder vermeintlich falsche Entscheidungen sind keine Katstrophen, sondern Chancen, zu lernen, zu wachsen und das Leben neu in Angriff zu nehmen.
  • Wichtig ist bei allen Entscheidungen: Mach dich frei von dem Druck des Perfektionismus. Wähle das, was gut für dich ist. Gut ist gut genug – es muss nicht immer das Beste sein!

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